Ingruber, Rudolf: Osttirol, Geschichte – Volkskunde - Kunst.
Studienverlag. ISBN 3-7065-4050-9. Innsbruck 2005. gebunden
208 Seiten mit SW-, Farbbildern und Karten
http://www.studienverlag.at
Hinter dem einfachen Titel: Osttirol Geschichte- Volkskunde – Kunst verbirgt sich ein besonderes Werk zur Geschichte des östlichsten Tiroler Bezirks. Der Herausgeber Rudolf Ingruber hat darin Beiträge gesammelt, welche Ereignisse, Begebenheiten und die Kultur Osttirols schildern oder versuchen zu erklären. Im Folgenden sollen die einzelnen Artikel kurz beschreiben werden.
Der Geschichtsteil gliedert sich in 5 Beiträge:
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Den Beginn macht die Beschreibung einer Schützentrommel, welche genauestens archäologisch untersucht wurde. Ergebnisse dieser Arbeit werden in diesem Kapitel präsentiert.
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Dem folgt das „Ungeheuer vom Pustertal“, einem Fund eines Walknochens, der wahrscheinlich durch einen Reisenden in Osttirol deponiert wurde und in der Folgezeit zu teilweise ungeheuerlichen Spekulationen führte.
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Der folgende Artikel widmet sich der Familie Platzoller und deren Ansitz in Assling. Gerade der Kleinadel ist in der Zeit des Mittealters schwer in Quellen zu verfolgen, wodurch dieser Artikel viele interessante Anhaltspunkte bietet.
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1856 besuchte Kaiser Franz Joseph I. und seiner Frau Elisabeth Osttirol. Diesem für die Bevölkerung damals über alle Maßen bedeutsamen Ereignis widmet Meinhard Pizzinini einen Beitrag.
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Den Abschluss des Geschichtsteiles bildet die Errichtung des Osttiroler Heimatmuseums während des Dritten Reiches. Martin Kofler beleuchtet sowohl die Entstehungsgeschichte als auch die propagandistische Verwertung dieses bis heute wegen Restitutionsforderungen in den Medien präsenten Museums.
Die „Volkskunde“ Abteilung widmet sich folgenden drei Themen:
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Im ersten Artikel wird die „Harpfe“ dem Leser näher gebracht. Die Harpfe stellt ein in Osttirol beheimatetes bäuerliches Gerät zur Nachreifung der Ähren dar.
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Im Beitrag „Der neue Widder“ wir eine Untersuchung eines Brauches auf seine Wandelbarkeit, aber auch die Überlebensfähigkeit von Brauchtum beschrieben.
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Den wohl interessanteste Beitrag in diesem Trio stellt „Ja das Leben geht weiter…“ dar. Eine Bergbäurin wurde zu den Ereignissen während des Dritten Reiches und den Nachkriegsjahren interviewt. Dieser auf Oral History beruhende Artikel zeigt, dass die mediale Aufarbeitung des Geschehens aus dieser Zeit, gerade in nicht erschlossenen Gebieten, bis heute große Defizite aufweist.
Den Abschluss bildet das Großkapitel „Kunst“, welches sich aus sechs Beiträgen zusammensetzt.
Diese reichen über die Werke Simon von Taistens, der Photographin Erika Groth-Schmachtenberger, den Autor Lois Ebner, über adventive Tierarten in Osttirol bis hin zu der Analyse einer Geschichte von Lois Ebner.
Geschichte und Heimatkunde vermitteln kann man auf mehrere Arten. Eine davon ist die Geschichte in „kleine Geschichten“ zu verpacken und dem Leser dadurch zu mehr Interesse zu verleiten, da eben Fragen auch ungeklärt bleiben und dadurch die Neugierde zu wecken. Es stellt sich auch zumeist einfacher dar, einen Teilbereich zu verstehen und aufzunehmen, als eine Gesamteuropäische Geschichte zu verarbeiten. Dieses Buch stellt einen faszinierenden Querschnitt über die Heimatkunde Osttirols dar, indem es sich den verschiedensten Belangen widmet und diese professionell und wissenschaftlich erklärt, was auch schon bei der Auswahl der Autoren schon berücksichtigt wurde. Erfahrene Wissenschafter wie Meinrad Pizzinini oder Konrad Spindler bürgen für Qualität.
Dieses Buch sollte in keinem Osttiroler Haushalt fehlen, aber es sei auch allen an Osttirol interessierten ans Herz gelegt.
Wir vergeben für „Osttirol, Geschichte – Volkskunde - Kunst“ 4,75 von möglichen 5 Punkten und sprechen damit eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aus.
(Autor: MF)