Wappen von BrennerOrtsteile: Gossensaß, Pflersch, Brenner

Durch die Zusammenlegung der Gemeinden in Südtirol wurden in die Gemeinde Brenner die Orte: Brenner, Gossensaß und Pflersch vereinigt. Da die historische Entwicklung dieser drei Gebiete stark voneinander abweicht, werden diese unabhängig voneinander behandelt:

Brenner

Bereits in der frühen Bronzezeit (um 1700 v. Chr.) wurde der Brennerpaß regelmäßig als Transitroute überquert. Einen Aufschwung nahm diese Strecke nach der Errichtung einer Römerstrasse unter Kaiser Claudius, welche von Aquilea nach Augsburg führte.

Im Mittelalter zogen 66 Kaiser über den Brenner nach Rom, um sich dort vom Papst krönen zu lassen. Den letzte Romzug über diesen Weg unternahm Karl V. im Jahre 1530.

Zentrum der Region war die Valentins Kirche, deren Ursprung unter Umständen sehr früh anzusetzen ist. 565 erwähnte Venantius Fortunatus in einem Reisebericht einen „templum Valentini“. Ob es sich hierbei jedoch um die Kirche am Brenner handelte ist nicht eindeutig zu belegen. 1280 wird erstmals der Name Brenner andeutungsweise urkundlich erwähnt, und zwar wird von einem „Hof des Prennarius“ gesprochen. Aufgrund der Lage und der Zeit, in der dieser Hof erwähnt wurde, kann man von einer Brandrodung ausgehen. Die Landesherren vergaben in dieser Epoche oftmals den Auftrag in unwirtlichen und bewaldeten Gegenden, Höfe durch Rodung zu gewinnen, wobei den Bauern oftmals große Privilegien garantiert wurden. Der Ort Brenner entwickelte sich entlang der Durchzugsstrasse und kann als typisches Beispiel eines Straßendorfes gelten. Schon früh wurde auch ein Gasthof auf dem Pass errichtet, der jedoch erst um 1400 urkundlich erwähnt wurde. Diese Herberge wurde im 16. Jahrhundert zur Poststation erweitert. Um 1400 wurde auch das Brennerbad erstmals urkundlich erwähnt, welches an einer alkalisch eisenhaltigen Thermalquelle errichtet wurde. Durch Zerstörungen infolge von Muren und Lawinen wurde der Betrieb 150 Jahre später aber aufgelassen. 1607 wurde die Quelle reaktiviert und Zacharias Geizkofler stiftete 2 Badehäuser und eine Kapelle, wobei ein Badehaus für ärmere Besucher und eines für Reiche gedacht war. Die Armen sollten mit Badesalz ausgestattet werden und beim Verlassen ein Almosen von 24 Kreuzern ausbezahlt bekommen sollten. Finanziert wurde dies durch die Gebühren der Reichen und die Stiftung. Als Bedingung für den Besuch der Armen galt eine Beichte und Kommunion vor dem Besuch der Anstalt. Ab 1730 wurde die Verwaltung des Bades an die Stadt Sterzing übertragen. Der Ruf des Bades ging bald weit über die Grenzen hinaus und ab 1788 waren nie weniger als 100 Gäste anwesend. Erst mit der Anbindung an die Brennerbahn 1869 wurde auch das Badhaus technisiert. Wurden bisher die Eimer mit heißem Wasser per Hand vom Heizraum zu Badewannen getragen, so wurde dies nun technisiert. Dazu kamen ein neues Armenhaus, eine Bahnstation, eine Restauration und ein Gasthof. 1873 wurde eine weitere Unterkunft für Kurgäste, der Sterzinger Hof, errichtet. Zwei Jahre später wurde das Brennerbad auch an das Telegrafennetz angebunden. 1882 wurde eine neue Kirche errichtet und ein Jahr später das „Reichenbad“ an die neu gegründete Brennerbad Gesellschaft verkauft. 1902 wurde ein Grand Hotel eröffnet, welches aber bereits 20 Jahre später ein Raub der Flammen wurde.

1867 wurde die Brennerbahn fertig gestellt, wodurch der Transit über den Pass einen erneuten Aufschwung nahm. Dem Ingenieur hinter diesem Projekt, Ing. Karl von Etzel, wurde im Bahnhof ein Denkmal gesetzt.

Der Brenner war Teil des Gerichtes Sterzing, welches bis zum Brennersee reichte. Zollstationen waren in nördlicher Richtung der Luegg, im Süden Lurgges, womit deutlich wird, dass der Pass historisch niemals als Grenze fungierte.

Erstmals im Jahre 1848 wurde von italienischen Nationalisten unter Führung von Giuseppe Mazzini die Forderung nach der Brennergrenze erhoben. Infolge der italienischen Einigung wurden Gebietsforderungen unter dem Schlagwort „vom Brenner bis Triest“ postuliert.

Obwohl Italien mit Deutschland und Österreich zu Beginn des ersten Weltkrieges verbündet war, verhielten sich die Italiener neutral. 1915 wurde von der Entente mit Italien der Londoner Geheimvertrag geschlossen, dessen wichtigster Punkt die Abtretung Südtirols im Falle eines Sieges darstellte. Im Friedensvertrag von St. Germain en Laye wurde schließlich Südtirol bis zur Wasserscheide der rätischen Alpen Italien zugesprochen und im Jahre 1920 annektierte das Königreich das Territorium.

Während des 2. Weltkrieges wurde der Brenner und die Bahnstrecke stark bombardiert, um die deutschen Truppen in Italien von ihrem Nachschub abzuschneiden.

Kirchengeschichte:

Aufgrund der steigenden Bevölkerungszahlen war 1492 die Einrichtung einer Kaplanei in der Valentinskirche geplant, welche aber nicht ausgeführt wurde. 1707 wurde eine Kuratie am Brenner eingerichtet, die 1891 zur Pfarre erhoben wurde.

Kirche zum Hl. Valentin (Alte Pfarrkirche)

Dieser Bau wurde durch Herzog Friedrich IV. im Jahre 1449 errichtet. Ob sie auf den Grundmauern des oben erwähnten „templum Valentini“ errichtet wurde, ist nicht bekannt. Im 17. Jahrhundert wurde die Kirche umgebaut und im Jahre 1790 wurde eine Vergrößerung des Gotteshauses abgeschlossen.

Kirche Maria am Wege (Neue Pfarrkirche)

Dieses Gotteshaus wurde zwischen 1960 und 1962 nach Plänen des Architekten Luis Plattner errichtet.

 

Gossensaß

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Gossensaß im Jahre 1213 als „Gozzensaz“. Der Name leitet sich wahrscheinlich vom Besitz eines gewissen Gozzo ab.

Aufgrund seiner strategischen Lage an der Brennerstrecke wurde infolge eines Krieges zwischen Albert von Tirol mit dem Erzbistum Brixen eine Burg am Felskegel unterhalb des Ortes errichtet. Diese wurde aber infolge des späteren Friedensschlusses wieder geschliffen.

Schon sehr früh wurde in dieser Ortschaft Bergbau betrieben, so geben Quellen Belege dafür, dass bereits 1299 ein „Erzenboz“ tätig war. Die größte Ausdehnung erreichte der Bergbau ab 1420. 7 Jahre später wurde ein Bergrichter eingesetzt, welcher für den Bergbau im gesamten Wipptal zuständig war. Die Gerichtsordnung von Gossensaß wurde zugleich wie die Schwazer vergeben. Wie es in den großen Bergbauregionen Tirols üblich war, übernahmen ab 1524 die Fugger ebenfalls die Kontrolle in Gossensaß. Das Revier hatte einstweilen eine solche Ausdehnung erreicht, dass 1540 mehr als 10.000 Knappen Mitglieder der Innung waren. Abgebaut wurde neben Silber, vor allem Blei und Zink. Verhüttet wurde das Metall teils vor Ort, der größte Teil wurde nach Sterzing, Jenbach und Ridnaun transportiert. Neben den Fuggern waren vor allem der Zusammenschluss von Gewerken, die Jenbacher Gesellschaft, in dieser Region aktiv. In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde wegen geringerer Förderquote und des Preisverfalls der Bergbau eingeschränkt. 1657 zogen sich die Fugger aus der Region zurück und ein Jahr später die Jenbacher Gesellschaft. Die Innung der Knappen von Gossensaß hatte einen so guten Ruf, dass Mitglieder von den Grafen von Görz nach Lienz berufen wurden, um eine Bergordnung für dieses Gebiet auszuarbeiten.

1772 verkauften die letzten Gewerken in der Region ihre Anteile an den Staat, welcher die Bergwerke wieder in kleinem Umfang reanimierte, so dass wieder 300 Bergleute angestellt werden konnten. Das Zink wurde nach Cilli zur Verhüttung geliefert. 1918 wurde der Betrieb vom italienischen Staat beschlagnahmt.

Neben dem Bergbau hatte Gossensaß eine weitere Bedeutung. Als Straßendorf direkt an der Brennerstrasse gelegen, war der Ort oftmals Zeuge geschichtsträchtiger Ereignisse. So suchte Kaiser Karl V. auf der Flucht vor Moritz von Sachsen Unterkunft in dem Dorf.

Aus Gossensaß soll der Sage nach Wieland der Schmied stammen.

1867 wurde die Brennerbahn eröffnet und für Gossensaß tat sich damit ein neues Beschäftigungsfeld auf: Der Fremdenverkehr. Vor allem Nobeltourismus wurde gefördert, wodurch der Ort 1908 von Kaiser Franz Joseph sogar zum Markt erhoben wurde.

Durch den Bau von Großhotels wurde bis zum Beginn des ersten Weltkrieges Gossensaß international berühmt.

Nach der Annexion Südtirols durch Italien wurde dem Markt Gossensaß die Selbständigkeit genommen und im Jahre 1929 der Gemeinde Brenner zugefügt.

Kirchengeschichte:

Aufgrund der materiellen Möglichkeiten stifteten die Knappen von Gossensaß im Jahre 1478 eine mit einem Kaplan ausgestattete Kirche. 1570 wurde diese zur Kuratie erhoben und 1891 eine Pfarre daraus errichtet.

Kirche zur unbefleckten Empfängnis Mariens (Pfarrkirche)

1478 durch die Knappen von Gossensaß errichtet, wurde das Gotteshaus 1750 durch Franz de Paula Penz niedergerissen und ein barocker Bau stattdessen hochgezogen. Der Turm der ursprünglichen Kirche blieb erhalten, jedoch wurde dieser 1769 erhöht und mit einem anderen Dach ausgestattet.

 

Pflersch

Im Gegensatz zu Brenner und Gossensaß ist die Struktur des Ortes nicht ein Straßendorf, sonder eine Streusiedlung.

Bereits in prähistorischer Zeit wurde im Ortsgebiet umfangreicher Bergbau betrieben. Das belegen Relikte und Grubenlöcher aus dieser Zeit.

1180 wird der Ort erstmals urkundlich als „Phlers“ genannt.

Während der Blüte des Bergbaues in Gossensaß befanden sich aus ausdehnte Bergreviere in dieser Ortschaft. Pflersch war Teil des Gerichtes Sterzing.

Nach Erlöschen des Bergsegens in Gossensaß nahm Pflersch eine typische Entwicklung einer Agrargemeinde in Tirol.
1755 erhielt die Gemeinde eine eigne Schule infolge der Einführung der Schulpflicht unter Maria Theresia.
1928 wurde die bis dahin eingenständige Gemeinde Pflersch mit Brenner vereinigt.

Kirchengeschichte:

Um 1420 stiftete Jörg Eilinger einige periodisch wiederkehrende Messen in der Kirche des Hl. Abtes Anton in Pflersch. Erst 1737 erhielt die Gemeinde einen Pfarrprovisor, dessen Status 1755 zum Kuraten verändert wurde. 1891 wurde Pflersch zur selbständigen Pfarre erhoben.

Kirche zum Hl. Abt Anton (Pfarrkirche)

Erstmals erwähnt wurde dieses Gotteshaus im Jahre 1418. Da durch den Bergbau sich die Bevölkerungszahl immens steigerte und die Gemeinde mehr Geld zur Verfügung hatte, wurde bis 1482 eine neue und größere Kirche auf dem Grund der Alten errichtet. Dieses Gebäude wurde 1881 durch einen neuromanischen Bau ersetzt.

(Autor: mf)