Im Jahre 1077 erste urkundliche Erwähnung von Schlanders: Kaiser Heinrich IV. schenkte dem Bischof Altwin von Brixen ein Landgut, das als "praedium Slanderes" bezeichnet wird. In Wirklichkeit ist die Siedlung viel älter und reicht weit in die vorgeschichtliche Zeit zurück. Das belegen verschiedene archäologische Funde, deren ältester bis in die Jungsteinzeit (drittes oder zweites Jahrtausend vor Chr. zurückreicht). Zahlreicher werden die Funde dann seit der Bronzezeit (1. Jh. v. Chr.).
Der Name Schlanders konnte bis heute selbst von Fachleuten nicht eindeutig geklärt werden. Die Ureinwohner sollen keltisch-ilyirscher Herkunft gewesen sein. Sie haben die Siedlung „Slaranusa“ benannt, was keltisch so viel wie „am Weidenbache“ heißt. In der Tat liegt Schlanders am Auslauf des Schlandraunbaches, der kostbares Nass aber auch schwere Verwüstungen brachte.
Im Laufe der Zeit änderte sich der Ortsname unwesentlich von Slanderes in Slanders, Schanders u.s.f.
Um die Kriegszüge gegen Norden zu bewerkstelligen und die von dort anstürmenden Germanen abzuwehren, wurden Militärstationen errichtet (Enutrium = Nauders) und eine Heeresstraße „die Claudia Augusta“ durch den Vinschgau gezogen, auf der im Jahre 379 der römische Kaiser Gratian mit seinen Mannen Rätien einen Besuch abstattete. Unweigerlich machte sich der römische Einfluß dadurch geltend, dass sich Soldaten und Beamte mit der einheimischen Bevölkerung vermischten und dass viele Römer in der Zeit der Christenverfolgungen und Kriegwirren in den Bergen Zuflucht suchten und auch fanden.
Die Bayuwaren, die heutigen Bayern, machten sich in unserem Lande um das 7. Jahrhundert breit und teilten ihr Herrschaftsgebiet in Gaue(pagi) ein, die einen Gaugrafen(comes) unterstanden, der in Friedenszeiten zu Gericht saß und sich im Kriegsfalle an die Spitze der wehrhaften Mannen stellte. Unser Tal bildete den Vinsch – G A U, der um das Jahr 1000 einen gewissen Gaugrafen Gerung untertan war, welcher in einer Urkunde aus dem Jahre 1077 in Verbindung mit dem Ort Schlanders genannt wird. Die Gerichtsverhandlungen fanden nach germanischem Recht und germanischer Sitte unter dem freien Himmel statt.
Im Jahre 1215 gab Kaiser Friedrich die Pfarrkirche zu „Unser lieben Frau“ in Schlanders im Schenkungswege dem deutschen Ritterorden zu eigen, der das Patronat bis zu seiner im Jahre 1811 erfolgten Auflösung innehatte. Mit Hilfe des Ordens wurden Bauten erstellt, das Handwerk gefördert und im Jahre 1461 an Stelle eines Siechenhauses eine Pilgerherberge errichtet.
Der heutige Pfarrwidum diente als Adelwohnung für die Ritter, während der frühere Widum gegenüber der Kirche, das heutige Sachsalberhaus (Gericht), mit dem alten Deutsch-Ordenswappen über dem Portal, als Behausung für die Geistlichkeit diente. Am Pfarrwidum fallen das in Marmor gefasste Rundbogenhofter, an dem das Ritterkreuz des deutschen Ordens prangt, der Arkadenhof, die Marmorfreitreppe und der Säulengang auf, die dem damaligen adeligen Wohncharakter entsprachen.
Älter als die Pfarrkirche von Schlanders war jene von Göflan, die infolge eines gewaltigen Gadria-Murbaches überflutet wurde. Die Göflaner Urpfarre, die wohl in die erste Christianisierungszeit zurückreichen dürfte.
Die Bewohner von Schlanders waren allzeit bestrebt, ihre Freiheit zu wahren und die Befugnisse der Herren von Schlandersberg in die Schranken zu weisen. Gerichtsmäßig waren sie dem Landesfürsten untertan, dem sie ihre Steuern entrichteten und Kriegsdienste leisteten. Als Angehörige des landesfürstlichen Gerichts
Schlanders hatten sie im Landtag Sitz und Stimme. Den Schlandersbergern waren sie nur zu Lehen verpflichtet
Was für die spätere Entwicklung von Schlanders als prägend angesehen werden kann, ist sicher auch die Tatsache, dass es bereits knapp nach 1300 Gerichtssitz wurde und es bis zum heutigen Tag auch blieb, wobei alle übrigen Gerichte im Tale im Laufe der Geschichte ihm einverleibt wurden, zuletzt jenes der Stadt Glurns im Jahre 1931. Das Gericht umfasste natürlich auch die Umgebung von Schlanders und wurde meist vom Landesherrn an Adelsgeschlechter zu Lehen oder als Pfand gegeben. Mehrere Adelsgeschlechter spielten durch Jahrhunderte eine führende Rolle im Bezirksgericht von Schlanders, vor allem die Herren von Montalban, die Grafen von Schlandersberg, die Adelsgeschlechter der Hendel und der Trapp sowie der Starkenberg und andere.
Gleichfalls wird um rund 1300 bereits die Existenz einer Gemeindeverwaltung mit eigenem "Dorfmeister" bezeugt, wenn diese auch bis herein in das 19. Jahrhundert nicht die administrative Bedeutung hatte, wie sie heute einer Gemeindeverwaltung zukommt; ihre Funktionen waren auf die Gewährleistung der elementarsten Infrastrukturen wie Trinkwasserversorung, Wegeinstandhaltung, Almenbewirtschaftung, Saltnerdienste usw. beschränkt; die meisten wichtigen administrativen Funktionen hatten damals die Gerichtsverwaltungen inne.
Im weiteren Verlaufe der Geschichte von Schlanders ragen einige schwerwiegende Ereignisse hervor.
„Im August des Jahres 1338 kamen von Asien ungeheure Wanderheuschrecken, die die Sonne bei heiterem Himmel wolkenartig verdunkelten. Zwei Wochen lang dauerte ihr Flug an, auf dem sie bis auf die Weinreben alles kahl fraßen und die Landschaft winterlich gestalteten.“ Die Plage wiederholte sich in den Jahre 1340 und 1341.
Im Jahre 1348 ereignete sich im Vinschgau ein heftiges Erdbeben, das sogar Menschenleben forderte und an vielen Gebäuden beträchtliche Schäden anrichtete.
Im Jahre 1384 schleppten Kaufleute aus Italien eine pestartige Krankheit, „den schwarzen Tod“ ein, die ganze Familien dahinraffte und nur ein Viertel der Bevölkerung verschonte. Weil dadurch ein ungeheurer Arbeitsmangel eintrat, der die Löhne der Dienstleute und Handwerker auf eine nie da gewesene Höhe trieb, musste die Behörde preisregelnd einschreiten.
Im Frühjahr 1386 kam Landesfürst Herzog Leopold mit einem stattlichen Heer von 4000 Reitern und vielem Fußvolk nach Schlanders, um gegen die Schweizer zu ziehen, die ihm am 9. Juli 1386 eine schwere Schlappe zufügten. Die eisengepanzerten und in der Bewegung eingeengten Ritter mussten den leicht beweglichen keulenschwingenden Eidgenossen weichen.
1499 kam es zum folgenschweren Einfall der Eidgenossen im Münstertal mit der für die Tiroler bzw. Vinschger so tragischen Niederlage in der Calva-Schlacht, in deren Folge die Schweitzer Krieger den Großteil des oberen und mittleren Vinschgaus verwüsteten und auch in Schlanders mordeten und brandschatzten. Auch die Pfarrkirche und der Pfarrturm sind dieser Verwüstung zum Opfer gefallen. Sie wurden mit großer Hilfe von außen und unter eigenen Opfern der Bevölkerung in der heutigen Form wieder aufgebaut; ihre Einweihung datiert vom Jahre 1505. Nach dieser Katastrophe wurde der Vinschgau und somit auch Schlanders für runde 300 Jahre vor größeren Kriegsschäden bewahrt, bis im Jahre 1799 im Zuge der Französischen Revolution Truppen Napoleons durch das Münstertal in den Vinschgau einfielen und die umliegenden Ortschaften zu verwüsten begannen. Die Schützenkompanie von Schlanders (die zur Verteidigung des Landes dorthin geeilt war) legte in jenen schicksalhaften Tagen das historische Gelöbnis zur immerwährenden jährlichen großen Maria-Namen-Prozession ab, die bis heute den Schwerpunkt im religiösen Leben von Schlanders darstellt. Die Pest deren Höhepunkt 1635 und 1636 erreichte wurde, löschte ganze Familien aus. In der Pfarrei Schlanders fielen ihr 1.600 Personen zu Opfer.
Von besonderer Bedeutung war und blieb von den Anfängen der Siedlung bis in die jüngste Neuzeit hinein für Schlanders das "Verhalten" des Schlandraunbaches, dessen Wasser einerseits zur Bewässerung der Felder für das Leben der Schlanderser unerlässlich war, das aber andererseits bei Unwetterkatastrophen immer wieder Verwüstungen und Überschwemmungen im sogenannten "Schwarz-Viertel" von Schlanders, d.h. dem heutigen "Spitalbereich" anrichtete, am stärksten wohl im Jahre 1731, wo rund 30 Häuser vermurt und die ehemalige Stachelburg am "Gröbm" vom Erdboden verschwand.
Den Ehrennamen eines "allzeitgetreuen Schlanders" verdiente sich der Ort im Zuge der Tiroler Freiheitskämpfe im Jahre 1809, wo Schlanders nicht nur mehrere Schützenkompanien zum Schutze des Landes aufbot, sondern auch bedeutende Persönlichkeiten aufwies, die in den Ereignissen von 1809 auch gesamttirolisch eine entscheidende Rolle spielten, so z.B. Martin Rochus Teimer, der Priester Joseph Daney oder der Schützenhauptmann Franz Frischmann aus Kortsch.
Das Jahr 1816 ging als Hungerjahr in die Schlanderser Geschichte ein: Noch im Mai war die Landschaft in eine dicke Schneedecke gehüllt.
War Schlanders durch Jahrhunderte ein Ort unter anderen im mittleren Vinschgau, so hat es sich durch verschiedene Einrichtungen vor allem in den letzten 100 Jahren bis zum heutigen Tag unbestreitbar zum Bezirkshauptort entwickelt. Um 1818 wurde Schlanders nach der Übergabe der Seelsorge vom Deutschen Orden an die Diözesankurie von Trient zum Dekanatssitz für den mittleren Vinschgau erhoben; seit 1880 kam endgültig eine ständige Militärgarnison nach Schlanders (Kaiserjäger); 1901 wurde Schlanders offiziell mit kaiserlichem Dekret Franz Josefs I. zur Bezirkshauptmannschaft erhoben, 1906 zur Marktgemeinde.
Im selben Jahr wurde Schlanders zu einem kleinen Mittelpunkt der neuerrichteten Eisenbahnlinie Meran-Mals. Nachdem Schlanders wie bereits erwähnt, seit Anfang des 14. Jahrhundert Gerichtssitz war wurde es 1810 unter bayrischen Herrschaft zum Landgericht II. Klasse befördert. Im Jahre 1873 wurde in Schlanders die erste Gemeindesparkasse im gesamten Land Tirol errichtet; sie hat sich sicher neben anderen Einrichtungen für den wirtschaftlichen Aufschwung von Schlanders verdient gemacht.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts kam es zu einer großen Blüte des Vereinsleben, das das kulturelle Leben im Orte förderte: Musikkapellen, Feuerwehren und andere Vereine und Verbände.
Auch wirtschaftlich begann eine Blütezeit für Schlanders, vor allem für den zunehmenden Obstbau, der in der Talsohle die bisherige Getreideproduktion zum Teil verdrängte. Mit der Gründung der GEOS (1946) und der
Talbonifizierung ist der Großraum Schlanders zu einem der führenden Obstbaugebiete in Südtirol geworden. Die Landwirtschaft hat in Schlanders seit jeher große Bedeutung gehabt; im Laufe der letzten Jahrzehnte ist Schlanders aber auch zu einem Handels- und Handwerkszentrum herangewachsen, das im Wirtschaftsleben des Tales eine beachtliche Rolle spielt. Was in Schlanders zum Unterschied anderer größerer Orte im Lande in den letzten Jahrzehnten im Hintergrund blieb, ist die Industrie; sie hat bis heute nur bescheidene Ausmaße erreicht; dagegen hat sich in den letzten Jahrzehnten der Fremdenverkehr zu einem unverzichtbaren und gewichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt
Am 7. November 1918 trafen die ersten italienischen Truppen in Schlanders ein. Im Jahre 1923 trat an der Stelle der Bezirkshauptmannschaft eine Unterpräfektur. 1927 wurde diese aufgelassen und die verwaltungmäßigen Befugnisse gingen auf die neuerrichtete Präfektur Bozen über. Die Zeit des Podestà begann und die Bürger hatten immer weniger Einfluß auf die gemeindlichen Belange. Beim Südtirolbesuch des Königs Viktor Emanuel 1937 wurden die Schlanderser Anwälte Dr. Karl Tinzl und Dr. Adolf Sölderer ohne Grund für einige Tage als gefährliche Staatsfeine ins Gefängnis des hiesigen Bezirksgerichtes gesteckt. 90 Prozent der Schlanderser Bevölkerung optierte für Deutschland.
Von allergrößter Bedeutung aber wurde in Schlanders - in Abhebung von allen übrigen Gemeinden des Bezirkes - auf Grund der Bezirkshauptort-Funktion der Verwaltungssektor: Schlanders wurde nach dem zweiten Weltkrieg zu einem Schul- und Verwaltungszentrum für das gesamte Tal als Sitz von höheren Schulen (Mittelschule, Realgymnasium, Handelsoberschule, Berufschule, Haushaltungsschule, Musikschule, Krankenpflegeschule) und Bezirksämtern des Landes, ganz besonders aber durch die Errichtung des Bezirkskrankenhauses, dessen Erweiterung und Modernisierung zur Zeit im Gange ist.
Nach dem Krieg war der Bau von Schulen ein großes Vorhaben für die Schlanderser. 1964 wurde die Volksschule erbaut, 1965 die Mittelschule und 1966 ein Real-Gymnasium.
1962 wurde die ersten Talgemeinschaft mit Sitz in Schlanders durch Bürgermeister Dr. Erich Müller gegründet.
Außer zahlreichen historisch bedeutsamen weltlichen und kirchlichen Gebäuden wie: Schlandersburg, Schlandersberg, die Ansitze Plawenn und Schlanderegg, die Deutsch-Ordens-Kommende wie Pfarrkirche, Spitalkirche, Kapuzinerkirche und die historisch bedeutsamen Kleinkirchen St. Ingenuin, St. Georgen, St. Laurentius, St. Ägidius, St. Martins- und St. Walburgiskirche in Göflan bzw. Kortsch, weist der Vinschgauer Hauptort wichtige zentrale Bezirksämter wie Sitze von Schulen und Sporthalle, das Krankenhaus, der Sitz der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, die Landesbezirksämter, das neue Kulturhaus, das Bürgerheim, das Behindertenzentrum, das Vinzenzheim und Gamperheim als soziale Einrichtungen.
Von einer neuen Phase im Leben von Schlanders kann mit der Errichtung der neuen Fußgängerzone gesprochen werden, die dem Dorfkern zu neuem Leben verhalf und kulturell wie wirtschaftlich Schlanders neue Impulse gab. 1998 wurde derSprengelsitz mit Sitz der Bezirksgemeinschaft errichtet; sowie die Sanierung des Schlosses Schlandersburg mit Mittelpunktsbibliothek sowie Sitz sämtlicher Bezirksämter der Südtiroler Landesregierung realisiert.
Handwerk
Noch bis in das 20. Jahrhundert war das Handwerk eng mit der Landwirtschaft verbunden. Das hatte zum einen seinen Grund im Streben der Landwirte nach Selbstversorgung auch bei gewerblichen Erzeugnissen, Wirtschaftsgeräten oder Kleidung, das den Bauern zu einer vielfältigen handwerklichen Tätigkeit veranlasste. Zum anderen war es speziell für den Kleinbauern wichtig, durch ein Handwerk oder hausgewerbliche Arbeiten eine zusätzliche Existenzbasis zu schaffen, die nicht selten zur Haupteinkommensquelle wurde.
Vielfach und bis in jüngste Vergangenheit arbeiteten Handwerker im Haus des Bauern, „auf der Stör“, wie es heißt, mit Werkstoffen, die der Bauer selbst erzeugt hatte oder zur Verfügung stellte. Im 19. Jahrhundert gab es nur ein einziges industrielles Unternehmen im Gebiet der heutigen Gemeinde Schlanders: die Marmorgewinnung und –verarbeitung. Der Abbau im Bruch begann nach einem Bericht des Forstamtes Bozen erst 1832. Die Marmorgewinnung am Nördersberg erlebte eine erste Blütezeit durch die Bautätigkeit Königs Ludwigs I. von Bayern. Eine Reihe von Bauwerken sind partiell aus „Göflaner“ oder „Schlanderser“ Marmor errichtet worden oder enthalten Skulpturen aus diesem Material. Damit verhalf der Bayernkönig einer nennenswerten Zahl von Menschen aus Göflan und Umgebung zu Arbeit und Verdienst. Mit dem I. Weltkrieg geriet der Marmorabbau in eine schwere Krise. 1960 wurde der Abbau wieder aufgenommen.
Fremdenverkehr
Der Fremdenverkehr als Wirtschaftszweig und Verdienstquelle ist erst in den sechziger Jahren in Aufschwung gekommen. Noch 1953 gab es nur 13 Zimmervermieter mit 19 Zimmern und fünf Gastbetrieben mit Fremdenbetten, weniger als vor dem Krieg. Eine rasante Aufwärtsentwicklung setzte 1970 ein und dauerte bis 1980. In dieser Zeit vervierfachte sich die Zahl der Nächtigungen und die Bettenzahl erfuhr eine Verdoppelung. Charakteristisch für den Fremdenverkehr in Schlanders ist, dass er sich auf das Sommerhalbjahr konzentriert.
Der Handel in Schlanders ist eine junge Entwicklung, denn im 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war Schlanders als Marktort und Handelsort ohne größere Bedeutung.
Handel
Im Jahre 1930 gab es 29 Groß- und Einzelhandelsbetriebe, deren Zahl in den Folgejahren kaum anstieg; 1940 wurden 28 Handelslizenzen erteilt. Nach dem II. Weltkrieg begann eine rasche Belegung des Handelsbereiches und hat sich seither beständig erhöht. Unter allen Gemeinden des Vinschgaus hat Schlanders im Besatz mit Einzelhandelsbetrieben eindeutig die Spitzenposition übernommen. Es hat sich zum Einkaufsstandort für große Teile des obersten Etschgebietes entwickelt. Gleichzeitig entstanden zahlreiche neue Arbeitplätze.
Landwirtschaft
In einer Kurzcharakterisierung des Bezirkes Schlanders aus dem Jahre 1855 finden Getreide- und etwas Weinbau als Zeige der Landwirtschaft Erwähnung, während vom Obstbau keine Rede ist. Erst in den Jahrzehnten nach 1860 begann sich der Obstbau auszudehnen. Gründe dafür waren zum einen die sinkenden Getreidepreise und zum anderen machte die kleinbäuerliche Betriebsstruktur neue Betriebszweige und Intensivierung der Landnutzung erforderlich. Nach dem Stand von 1896 betrug die Fläche der Gemüse- und Obstkulturen in Kortsch 20 ha, in Schlanders 16 ha, wobei die Areale der Edelkastanienhaine und der Hausgärten einbezogen wurden. Auf der Obst- und Gemüseausstellung im Jahre 1908 waren nicht weniger als 83 Apfel- und Birnensorten vertreten. Der Verkauf der Ernte wurde anfangs über Händler, welche diese mittels Pferdefuhrwerken verfrachteten, gemacht. Mit der Eröffnung der Vinschger Bahn wurde der Export wesentlich erleichtert.
Nach einer Auflistung aus dem Jahre 1937 gab es in der nunmehrigen Großgemeinde 87 Obstbauern, davon 45 in Schlanders, 13 in Kortsch, 18 in Göflan, 9 in Vetzan und 2 in der Fraktion Nördersberg. Nach dem Zusammenbruch des Obstmarktes während des II. Weltkrieges begann in den fünfziger Jahren die Entwicklung der Talsohle zur Obstbaulandschaft.1946 wurde die Genossenschaft der Obsterzeuger Schlanders (GEOS) gegründet. Ende der sechziger Jahre hielt der moderne Obstbau Einzug im Vinschgau und stieg mehr und mehr zur wichtigsten Einnahmequelle der landwirtschaftlichen Betriebe auf. Die GEOS ist heute mit ca. 370 Mitgliedern, die eine Obstfläche von knapp 900 ha bewirtschaften, eine der größten Obstgenossenschaften Südtirols und für Schlanders ein Wirtschaftsfaktor ersten Ranges.
Mit der Entwicklung des Obstbaus zur Monokultur hat sich im Talboden ein totaler Strukturwandel in der Landwirtschaft vollzogen. Ackerbau und Viehhaltung sind innerhalb von 30 Jahren verschwunden. Sennereien und Saatbaugenossenschaften haben ihre Funktion verloren. Die Almen konnten noch bis in die sechziger Jahre kaum alle Tiere der Berechtigten sömmern. Heute müssen durch Aufnahme von Fremdvieh, insbesondere von den Berghöfen, die Lücken geschlossen werden.
Quelle: Gemeinde Schlanders