Ortsteile: Kastelbell, Tschars, Galsaun, Juval, Latschinig, Tomberg, Freiberg, Trumsberg
Das Gebiet von Tschars wurde wahrscheinlich schon im Frühmittelalter besiedelt, wobei dieser Ort die östlichste Grenze des Karolingerreiches gegenüber den Langobarden darstellte. Im 12. Jahrhundert, in dem auch die Besiedelung von Kastelbell begann, war in Tschars zu dieser Zeit bereits ein königliches Gut beheimatet.
1218 übergab Kaiser Friedrich II. die Pfarre in Tschars an das Kloster Steingaden, die Herrschaft über die Region an die Herrn von Montalban. Diese waren Dienstmannen der Grafen von Tirol und hatten in dieser Region neben der Burg Montalban auch die Festungen Schnals und Galsaun unter ihrer Kontrolle. Um 1300 hatte dieses Geschlecht auch die Anlagen Juval und Annenberg als Lehen erhalten. Aus Unterlagen des Urbaramtes von Tschars geht um 1290 hervor, dass die Herrn von Montalban in mehreren Schritten große Güter an den Landesfürsten verkauften.
Der Name Kastelbell wird 1238 erstmals urkundlich genannt und zwar in Verbindung mit der Burg gleichen Namens und dem Ministerialengeschlecht von Kastelbell.
Um 1303 findet sich ein Richter von Kastelbell, wobei bereits zwei Jahre später die Bezeichnung Gericht Kastelbell gebräuchlich wurde, welches mit den Grenzen der ehemaligen Pfarre identisch war. Um 1400 wurden Marein, Latschinig, Freiberg und St. Martin dem Richter unterstellt, nachdem sie von Schlanders getrennt worden waren.
1354 wurde Kastelbell erstmals urkundlich als Gemeinde genannt.
Nach mehreren Zusammenlegungen und Trennungen der einzelnen Ortschaften des Gerichtes, wurden 1928 die heutige Gemeinde Kastelbell-Tschars errichtet.
Burg Kastelell
Erstmals urkundlich genannt wurde die Burganlage im Jahre 1238, wobei die Schlussfolgerung nahe liegt, dass Kastelbell kurz zuvor erbaut wurde. Am Anfang des 14. Jahrhunderts ging die Burg in den Besitz des Landesherrn über, wie verschiedenste Rechnungen belegen. Um 1300 wird die Anlage zum Sitz des Gerichts Kastelbell. In der Folgezeit wurde Kastelbell zur Aufbesserung der landeherrlichen Kasse an die verschiedensten Adelsfamilien verpfändet.
Beim Bauernaufstand von 1525 unter Michael Gaismayer wurde die Burg nicht direkt angegriffen oder geschädigt. 1531 wurde Kastelbell an die Grafen von Hendl verpfändet, welche bis 1949 die Anlage innehatten. 1825 kam es zu einer Brandkatastrophe, welche den Verfall noch beschleunigte, welcher durch die Jahrhunderte zuvor schon begonnen hatte. Nach dem Ausstreben der Grafen von Hendl 1949 kam Kastelbell an den italienischen Staat, der die Erhaltung der Anlage seither sehr intensiv betreibt.
Ob Kastelbell ein Bergfried besessen hat ist umstritten, da man in der Region einige Anlagen findet, welche auf diesen Wehrbau verzichteten. Jedoch war Kastelbell aufgrund der Lage nicht so positioniert, dass man auf diesen zentralen Punkt der Verteidigung verzichten hätte können. Dazu kommen Einträge aus einem Raitbuch von 1301, welche sich auf Baumaßnahmen an diesem Gebäudeteil beziehen könnten.
Der Palas hatte die Abmessungen 20 mal 10 Metern, wobei er nicht unterkellert war und nur 2 geschossig ausgeführt wurde, wobei sein Dach von Schwalbenschwanzzinnen umsäumt war. Im 16. Jahrhundert wurde ein weiteres Stockwerk hinzugefügt, die Raumeinteilung reorganisiert und auch neue Fenster eingesetzt
Die Kapelle wurde wahrscheinlich bereits bei der Erbauung der Burg errichtet. 1317 wurde ein Glockentürmchen dazu gebaut. Aus dieser Zeit stammen auch bei Restaurierungsarbeiten im 20. Jahrhundert gefundene Fresken.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde zum Schutz des Tores ein Rondell errichtet, der aus 4 Stockwerken zusammengesetzt war, die mit Schießscharten und Kanonenlöchern sich gegen den Vinschgau richteten.
Kirchengeschichte
Die Errichtung der Pfarre Tschars geht vor die Zeit von 1185 zurück, wodurch sie eine Urpfarre bildete. Im Jahre 1218 übergab Kaiser Friedrich II. die Rechte über diese Pfarre an das Kloster Steingaden am Lech. Marein war ursprünglich teil der Mutterpfarre Latsch, kam jedoch um 1400 zum Gericht Schlanders und später zu Kastelbell und kirchlich zu Tschars. 1749 erhielt Marein eine Expositur, welche 1953 zur Pfarrei erhoben wurde.
Kirche zum Hl Martin (Pfarrkirche Tschars)
Die heutige Kirche stammt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, wobei der Turm erst ein Jahrhundert später errichtet wurde.
Kirche zum Hl. Josef (Pfarrkirche Marein)
Errichtet wurde dieses Gotteshaus im 14. Jahrhundert. Der Turm stammt aus dem 17. Jahrhundert, das Langhaus wurde im 18. Jahrhundert erweitert.
Autor: Mag. Michael Fritz