Der älteste nachweisbare Fund im Ahrntal ist ein Jägerrastplatz am Klammljoch aus der mittleren Steinzeit (ca. 8000 – 6000 v. Chr.). In anderen Teilen des Tales ist kein Nachweis einer so frühen Begehung oder Besiedelung zu erbringen. Im Gegensatz zur mittleren Steinzeit, lässt sich aus der Jungsteinzeit kein Beleg im Ahrntal finden. In der Bronzezeit beginnt die Besiedelung des Ahrntales aus der Richtung Brunecker Becken, wobei der Schwerpunkt in der mittleren Bronzezeit liegt. Ob in dieser Zeit Bergbau in dieser Region betrieben wurde ist nicht nachzuweisen, ebenso wie eine eisenzeitliche Besiedelung, wobei einige Ortsnamen darauf hindeuten lassen. Die Funde aus dieser Zeit sind extrem spärlich und können auch aus anderen Regionen stammen.
Dieselbe Situation herrscht auch für die Antike vor: zwar fand man vereinzelt einige römische Münzen, jedoch ist kein Siedlungsplatz zu lokalisieren. In Taufers hingegen lässt sich ein Urnengrabfeld bei Mühlen nachweisen. Dieses stammt aus der Zeit zwischen 50 und 200 n. Chr.. Die weitere Entwicklung und Besiedelung des Ahrntales bleibt bis ins 12. Jahrhundert im Dunkeln.
Im Mittelalter wurde Taufers und das Ahrntal vor allem durch zwei Grundherrn geprägt: durch die Herren von Taufers und das Stift Sonnenburg.
Herren von Taufers:
Dieses Geschlecht wurde erstmals 1130 erwähnt und hatte seit dem 13. Jh. Grundbesitz im Ahrntal. Durch ihre großen Besitzungen übten sie neben der niederen Grichtsbarkeit, auch die hohe Gerichtsbarkeit aus. Nach dem Aussterben der Edlen von Taufers ging der Grundbesitz und deren Rechte an den Tiroler Landesfürsten über.
Benediktinerinnenstift Sonnenburg im Pustertal:
Das Stift besaß in Mühlwald-Weißenbach eine Grundherrschaft von etwa 100 Bauernhöfen. Erstmalig wurde der Besitz in Mühlwald im Urbar des Klosters 1296 aufgeführt. Die Bauern, welche die Höfe bewirtschafteten mussten dem Kloster Abgaben liefern, konnten jedoch den Hof weitervererben und waren persönlich frei. Sonnenburg bestand bereits im 16. Jh. darauf, dass die Höfe nicht beliebig geteilt werden durften, um die Lebensfähigkeit der Höfe zu gewähren, dagegen im hintere Ahrntal, welches im Besitz des Tiroler Landesfürsten war, wurde die Hofteilung eher gefördert um Arbeitskräfte für den Bergbau zu sichern
Um 1523 kam es zu großen Bauerunruhen im Ahrntal: Einerseits wurden diese durch die immensen Steuern, welche Gabriel de Salamanca, der Generalschatzmeister Ferdinands II., forderte, andererseits durch die aufkeimenden lutherischen Lehren ausgelöst. Der Aufstand richtet sich deshalb sowohl gegen die Kirche wie auch gegen die weltliche Macht. Nach einigen Raubzügen, so wurde der Pfarrer von Ahrn ausgeraubt, wurde der Aufstand aber niedergeschlagen und die Rädelsführer hingerichtet.
1636 wurde Taufers und Ahrntal von der Pest heimgesucht, so soll es in Steinhaus 12 infizierte Häuser gegeben haben, ebenso existierte im Uhlwald über Luttach ein Pestfriedhof, der aber 1757 von einem Hochwasser weggeschwemmt wurde.
Im Mai 1809 wurde der Landsturm im Ahrntal mobilisiert: So wurden die nördlichen Pässe gesperrt und gefangene Sachsen in Taufers einquartiert. Neben den männlichen Schützenkompanien wurden auch vier Frauenkompanien aufgestellt.
Um 1400 entdeckte man in Prettau Kupferlagerstellen, welche nach Urkunden bereits 1426 abgebaut wurden. Obwohl das Bergwerk mit 400-450 Knappen als eher klein einzustufen ist, brachte es dem Ahrntal doch wichtige Einnahmen: Sowohl durch die Lieferung von Nahrungsmitteln und Holz als auch durch die Möglichkeit des Erwerbs als Knappe konnte die Bevölkerung des Tales profitieren. Gerade der Holzverbrauch des Bergwerkes war so enorm, dass man bereits um 1500 im Ahrntal über Holzknappheit berichtete. Deshalb wurde im Jahre 1521 eine Holzordnung für das Gericht Taufers erlassen, welche nur Holz aus landesherrlichen Wäldern für den Bergbau erlaubte. Den Bewohnern wurde darin die zum Eigenutzen benötigte Holzmenge zugestanden, jedoch jeder Verkauf von Holz nach außerhalb verboten.
1521 waren beinahe alle Schmelzhütten von Prettau ins Ahrntal verlagert worden. Diese Schmelzhütten und vor allem der Transport des Erzgesteins eröffnete den Ahrntalern wieder eine Quelle für Einnahmen. 1893 wurde der Abbau in Prettau eingestellt und damit auch die Hütten im Ahrntal. Als der Bergbau abzuklingen begann, eröffnete sich den Ahrntaler eine neue Einnahmequelle: das Klöppeln. Im 18. Jahrhundert waren 300 Personen und im 19. Jahrhundert 500 Personen in diesem Bereich tätig. Durch die Industrialisierung wurde aber auch diese Einnahmequelle verschüttet. Dem entgegenzuwirken wurde 1891 eine Klöppelschule in Prettau gegründet um die Qualität zu verbessern. Diese wurde erst 1965 geschlossen. Zu dieser Zeit klöppelten im Ahrntal noch 30 Personen nebenberuflich.
Doch immer wenn eine Einnahmequelle versiegte, entstand bald darauf eine neue: der Tourismus hielt im Ahrntal Einzug. Schutzhütten wurden errichtet, Mineraliensammler und Schnitzer fanden Abnehmer für ihre Waren und die Transportwirtschaft (vom Wagenbauer bis zum Kutscher) konnten am Tourismus profitieren. Daneben entstanden neue Berufe wie Bergführer und bereits 1908 kam eine Telefonleitung ins Ahrntal. Doch entwickelte sich der Tourismus nicht im ganzen Tal gleichmäßig und das Ahrntal konnte auch nie zahlungskräftiges Publikum wie Meran anziehen. Durch den ersten Weltkrieg wurde diese Entwicklung unterbrochen und konnte erst nach 1945 wieder zögerlich aufgenommen werden.
Ursprünglich bildete Taufers die Urpfarre, die sich über das ganze Ahrntal von Uttenheim bis Prettau hinzog. Vermutlich wurde sie bereits in der Karolingerzeit gegründet, konnte aber aufgrund der weiten Ausdehnung ihre seelsorgerischen Aufgaben nicht erfüllen. Daher kam es zu einer Teilung, wobei Luttach und Eisenach bei Taufers blieben. 1250 wird erstmal ein Pfarrer, Heinrich Musauge, urkundlich als Pfarrer von Ahrn tituliert. Die Pfarrkirche stand in St. Martin, wurde aber 1340 durch eine Mure gänzlich zerstört. Der Neubau wurde im heutigen Wiessenbachl-Feld errichtet, wobei der Widum aber in St. Martin verblieb.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde dann wiederum eine Kirche in St. Martin errichtet. Die heutige Pfarrkirche wurde im Jahre 1788 nach sechsjähriger Bauzeit eingeweiht. Da die Pfarre Ahrn aber auch über ein sehr ausgedehntes Pfarrgebiet verfügte, machten sich bald Tendenzen zur Dezentralisierung breit.
1480 wurde in Luttenach eine Kirche auf dem heutigen Standort eingeweiht, in Wiessenbach lässt sich bereits ab 1434 eine St. Jakobs Kirche urkundlich nachweisen.1687 wurde Luttenach zur Kuratie, 1891 zur Pfarre erhoben.Zu Luttenach gehörte auch Weissenbach, welches 1935 erst zur Kuratie wurde und 1955 den Pfarrstatus erhielt.
In Steinhaus wurde am 24.07.1650 eine Lorettokapelle eingeweiht. 1704 wurde eine richtige Kirche erbaut, welche von den Bergbauunternehmern finanziert wurde. 1717 wurde eine Manualkaplanei errichtet, deren Besoldung wiederum die Bergbauunternehmer übernahmen.
In Prettau weihte Fürstbischof Nikolaus Cusanus im Jahre 1445 die Heilig Geist Kirche ein. Aufgrund des blühenden Bergbaues und des Transits über den Krimmler Tauern wurde 1489 eine neue Kirche zum hl. Valentin fertiggestellt. Vor allem finanziert von den Bergbauunternehmern. 1596 wurde Perttau zur Kuratie und 1891 zur Pfarre erhoben.
Mag. Michael Fritz; 2005
Quelle: Gemeinde Ahrntal (HRSG): Ahrntal, ein Gemeindebuch; Steinhaus. 1999 - dankenswerterweise von der Gemeinde Ahrntal zur Verfügung gestellt
Bildverzeichnis:
Steinhaus: ehemals Verwaltungszentrum des Bergwerkes - heute Gemeindesitz: Georg Oberarzbacher
Weiler St. Martin: Walter Hofer
Weiler St. Martin in Ahrn: Ernst Hofer
Der ursprüngliche Artikel, den Sie bisher hier lesen konnten, wurde aufgrund der Einführung eines einheitlichen Schemas der Ortsgeschichten ausgetauscht. Sie können ihn aber weiterhin unter diesem Link aufrufen: Ahrntal.