In der Mitte des Pustertales, am Zusammenfluss von Rienz und Gader liegt die Marktgemeinde St.Lorenzen.
Die Ortschaft ist umgeben von mehreren meist bewaldeten Hügeln und wird von der Michelsburg und der Sonnenburg „bewacht“. Um den Markt liegen in näherer und weiterer Entfernung mehrere Dörfer und Weiler : Sonnenburg, Fassing, Lothen, Kniepass, Hl. Kreuz, Pflaurenz, Stefansdorf, St.Martin. Moos, Pfaffenberg, Saalen, Runggen, Montal, Ellen, Hörschwng, Onach.
Montal, Ellen und Onach bildeten bis 1928 eigenständige Gemeinden, wurden dann der Marktgemeinde St.Lorenzen eingegliedert. Stegen kam damals zur Gemeinde Bruneck.
Die Gemeinde St.Lorenzen hat eine Ausdehnung von 51,50 ha. Davon sind etwa 2.400 ha Wald und 400 ha Almwiesen und Weidegebiet. 1.700 ha Wiesen und Äcker werden bewirtschaftet. St.Lorenzen zählt ca. 3500 Einwohner.
Die Umgebung von St.Lorenzen ist der archäologisch weitaus bedeutendste Platz des Pustertales. Schon vor langer Zeit lebten die ersten Menschen in der Gegend um St.Lorenzen. Die Besiedlung reicht in die Übergangszeit von der späten Steinzeit in die frühe Bronzezeit zurück. Zahlreiche Fundstücke (z.B: Gürtelblech von Lothen, Steingerätedepot auf der Sonnenburg) zeigen uns wie die Menschen hier vor einigen tausend Jahren lebten. Bekannte Fundorte sind das Mühlstätter Waldele, Sonnenburg, Burgkofel bei Lothen, Ternerbühel, Sonnenburger Kopf, Stocker Stole, Sonnenburger Weinleite, Schraffl Bühel und Amtmann Bühel. Die Besiedlung reicht weit in die Römerzeit hinein und wird erst entweder im Zusammenhang mit der Militärstation Sebatum oder während der Einfälle der Germanen zu Ende gegangen sein.
Um Christi Geburt wohnten im Alpengebiet verschiedene Volksstämme, die zu einem etwas sagenhaften Königreich NORICUM gehörten. Eins dieser Völker, die im Pustertal lebten, waren die SAEVATES. Daher kommt auch der Name „Sebatum“ und „ San Lorenzo di Sebato“.
In den Jahren 16 und 15 v.Chr. besetzten die Stiefsöhne des Kaisers Augustus , Drusus und Tiberius, das ganze Alpengebiet. Dieses wurde fünfhundert Jahre lang von den Römern beherrscht. Um mit den Legionen besser durchmarschieren zu können, bauten die Römer vor allem Brücken und Straßen durch die Alpentäler. Schon bald führte eine gut ausgebaute Straße von der Adria kommend über den Plöckenpass und das Drautal durch das Pustertal. An dieser Straße legten sie im Abstand von etwa einer Tagesreise Versorgungsstationen (Mansiones) an Von denen gab es zwei im Pustertal. Eine davon war Sebatum bei St.Lorenzen. So entstand bereits in den ersten zwei Jahrhunderten nach Chr. eine Siedlung, die allmählich einen städtischen Charakter angenommen hatte. Sie reichte vom Schraffl-Bühel gegenüber der Heilig-Kreuz-Kirche zu beiden Seiten der Rienz ein großes Stück flussabwärts. Teile dieser Siedlung kann man heute noch sehen. Es handelt sich um die Reste von Wohnhäusern mit Fußbodenheizung und Bädern, um Lagerhäuser und Truppenunterkünften. An der rechten Rienzseite sind die Reste einer Markthalle und am Schraffl-Bühel die eines Nymphäus (Quellheiligtums) zu sehen. Die Siedlung dürfte erst nach dem Zusammenbruch des Weströmischen Reiches am Beginn des 6. Jahrhunderts durch den Frankeneinfall zerstört worden sein.
Der Markt St. Lorenzen spielte schon vor alter Zeit im Pustertal eine wichtige Rolle. Über die Erhebung zum Markt konnte bisher noch keine Urkunde gefunden werden, doch weiß man aus einer Urkunde um die Wiedereinführung des Marktes im Jahr 1579, dass die älteren Urkunden über das Marktrecht durch Unglücksfälle und Brände verlorengegangen seien. Der Historiker Dr. Johann Jakob Staffler (1783 – 1868) datierte die Existenz des Marktes in die Zeit von Kaiser Karl dem Großen.
Sehr bedeutend war der Einfluss der großen Urpfarre. Sie war Jahrhunderte hindurch die bedeutendste kirchliche Einrichtung des westlichen Pustertales. Die ältesten kontinuierlichen Aufzeichnungen über die früheren Pfarrherren reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Das Einzugsgebiet der Pfarre war wesentlich größer als heute. Bis 1611 gehörte auch die Stadt Bruneck kirchlich zur Pfarre St.Lorenzen, die Ortschaft Stegen bis 1971.
St.Lorenzen war auch Sitz des Gerichtes Michelsburg. Der Verwaltungsbezirk deckte sich großteils mit dem Bereich der Pfarre. Bruneck als bischöflicher Sitz war jedoch immer eigenständig. Die Fraktionen Sonnenburg und Pflaurenz waren früher dem Hofgericht Sonnenburg unterstellt. Der Markt St.Lorenzen als Amtssitz des Gerichtes und als Sitz der Pfarre war verhältnismäßig klein (ca. 400 Einwohner), jedoch wurde bereits 1500 eine Schule eingerichtet. Es gab auch einen Wundarzt und einen eigenen Marktmetzger. Ortsvorsteher war ein Markthauptmann.
Ziemlichen Aufschwung erhielt der Markt in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, als der Sitz des Kreisamtes für das Einsack – und Pustertal nach St.Lorenzen verlegt worden ist. Mit der Schulreform von Maria Theresia erhielt St.Lorenzen eine neue Musterschule (im heutigen INSO – Haus) welche 1784 fertiggestellt wurde. Um diese Zeit wurden auch einige andere Häuser neu gebaut.
Auch von Unglücken blieb St.Lorenzen nicht verschont. Im Sommer 1636 rottete die Pest ganze Familien aus. Wer fliehen konnte zog aus. St. Lorenzen war in diesem Jahr ein „Geisterdorf“. Im August 1850 fielen in einer Nacht beide Häuserzeilen vom heutigen Gemeindehaus bis zum „Hotel Mondschein“ und vom „Gasthof Sonne“ bis zur „Alten Post“ einem Brand zum Opfer.
Sein Aussehen hat der Markt über Jahrhunderte beibehalten. Der Ortskern war vor über 400 Jahren kaum anders als heut. Änderungen ergaben sich, als um 1840 der neue Friedhof fertiggestellt und damit vom heutigen Kirchplatz an die Ostseite der Kirche verlegt wurde. Die Friedhofsmauer wurde jedoch erst 1892 entfernt. Durch den Neubau der Futterhäuser nach dem großen Brand entstand die „Hintergasse“, heute Dr. Sporn-Straße.
Das derzeitige Schulhaus wurde um die Jahrhundertwende fertiggestellt.
Die größten Veränderungen brachten die letzten Jahrzehnte. Zahlreiche Neubauten ließen ganze Ortsviertel neu entstehen.
Quelle: Gemeinde St. Lorenzen