Ortsteile: Außerpichl, Innerpichl, Oberplanken, St. Magdalena-Niedertal, St. Magdalena-Obertal, St. Martin-Niedertal, St. Martin-Obertal, Unterplanken
Bereits sehr früh wurde Gsies als „Gesieze" urkundlich erwähnt, nämlich im 9. Jahrhundert.
In Steueraufzeichnungen der Jahre 1545 und 1714 bildeten die einzelnen Ortsteile eigenständige Steuergemeinden und Hauptmannschaften. Diese waren überwiegend bäuerlich dominiert. Unter der bayrischen Besetzung 1811 wurden die bisherigen Hauptmannschaften des Gsies Tales in drei Gemeinden umstrukturiert. 1850 wurde daraus eine Gemeinde, welche aber bereits zwischen 1863 und 66 wieder dezentralisiert wurden.
Wie 1929 in Südtirol üblich, wurden die drei Gemeinden Pichl, St. Magdalena und St. Martin zur Gemeinde Gsies zusammengeschlossen.
Kirchengeschichte
Ursprünglich gehörten alle Ortsteile zur Mutterpfarre Innichen. Nach dem Zusammenschluss in drei Gemeinden entwickelten sich eigenständige Pfarreien: Pichl wurde 1891 zur Pfarre erhoben, St. Magdalena und St. Martin im selben Jahr. St. Martin hatte bereits 1598 einen eigenen Kuraten bekommen. St. Magdalena konnte schon 1677 einen eigenen Seelsorger und 1683 eine Kuratie vorweisen.
Kirche zur Hl. Magdalena (Pfarrkirche St. Magdalena)
Erstmals wurde 1327 eine Kapelle urkundlich erwähnt, welche im spätgotischen Stil zur Kirche umgebaut und im Jahre 1488 geweiht wurde. 1840 wurde das Gotteshaus erweitert und wieder in neugotischem Stil umgebaut.
Kirche zum Hl. Martin (Pfarrkirche St. Martin)
Ursprünglich im gotischen Stil errichtet wurde das Gotteshaus im Jahr 1777 komplett umgebaut, wobei die Langhausmauern für den Chor übernommen wurden und ansonsten nur der Turm erhalten blieb.
Kirche zum Hl. Nikolaus (Pfarrkirche Pichl)
1334 wurde diese Kirche erstmals urkundlich erwähnt, wahrscheinlich kam es zu einem Umbau, da 1472 das Gotteshaus neu eingeweiht wurde. Der Kirchturm stammt aus dieser Bauepoche.
1897 wurde ein Neubau errichtet.
Berühmte Personen aus Gsies
Haspinger, Joachim
28. Oktober 1776 in St. Martin in Gsies; † 12. Januar 1858 in Salzburg
Als ältester Sohn eines wohlhabenden Bauern wurde er schon früh für den Beruf des Priesters bestimmt.1793 kam er an das Gymnasium in Bozen, wo er 1799 maturierte. Seine Schulzeit wurde durch einen Militäreinsatz 1796 an der Tiroler Grenze unterbrochen. Nach der Matura studierte er vier Semester lang Philosophie an der Universität Innsbruck, im Jahre 1802 trat er in den Kapuzinerorden in Eppan ein. 1805 wurde er zum Priester geweiht und arbeitete als Aushilfspriester im Kloster Schlanders. Dieses wurde von den Bayern geschlossen und die Mönche nach Klausen gebracht. 1809 wurde er von den Schützenkompanien von Latzfons, Gufidaun und Villnöss zum Feldpater gemacht. In Trient traf er mit Andreas Hofer zusammen, den er schon von früher her kannte. Bereits nach einigen Wochen erweiterte er sein Aufgabengebiet neben dem Feldgeistlichen auch auf das Amt eines Hauptmannes.
In den Bergiselschlachten zeichnete er sich durch eine besondere Motivationsgabe für seinen Flügel aus. Er galt im Volksglauben als kugelsicher und führte in der ersten und dritten Bergiselschlacht den linken Flügel der Tiroler zum Erfolg. Des Weiteren war er auch an dem Hinterhalt in der Sachsenklemme beteiligt.
Nach dem Frieden von Schönbrunn versuchte Haspinger mit Erfolg Andreas Hofer zum Weiterführen des Widerstandes zu bewegen, dies geschah auch durch Vortäuschen falscher Tatsachen. Auch nach der verlorenen vierten Bergiselschlacht ließ der Kapuzinerpater nicht davon ab, Hofer zu beeinflussen, den Aufstand weiterzuführen. Nach der Niederlage in einem Gefecht bei Schenna musste Haspinger flüchten und versteckte sich in der Tschenglsburg im Vintschgau. Nach zehn Monaten konnte er über Oberitalien, Schweiz und Kärnten nach Wien flüchten und war ab 1811 in Wien und Niederösterreich als weltlicher Priester tätig. Der Kaiser gewährte ihm eine Pension von 600 Gulden.
1848 trat Haspinger wieder militärisch in Erscheinung, als er es sich als 72 jähriger nicht nehmen ließ, in Adolf Pichlers Studentenkompanie an einem Italienfeldzug als Geistlicher teilzunehmen.
1858 verstarb „Pater Rotbart" in Salzburg und wurde neben Andreas Hofer in der Innsbrucker Hofkirche beerdigt.
(Autor: MF)