Wappen von UltenLage
Die Gemeinde Ulten liegt im gleichnamigen Seitental des Burggrafenamtes. Sie besteht aus 4 Ortsteilen mit Streusiedlungen auf über 20 km von 940 bis 1800 m. ü. d. M. und erreicht mit der Hinteren Eggenspitze (3.442 m) in den westlichen Ausläufern der Ortlergruppe den Höchstpunkt. Sie dehnt sich auf 208,5 qkm aus und hat um die 3000 Einwohner.

Name
Die Abstammung von "uldna" mit der Bedeutung eines sumpfigen Talbodens ist unglaubwürdig, denn da würden viele Täler diesen Namen mit höherem Berechtigungsgrad tragen. Auch die Bedeutung von "ultun" im Sinne von düster, geheimnisvoll, ist eine willkürliche Auslegung. Laut neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen war es ein Besitzer, namens "ulte-nu", der dem Tal wahrscheinlich den Namen gab. Die Herkunft des Namens von "Ultimo" im Sinne von "letztes" ist geschichtlich und sinngemäß mehr als verwerflich.

Urgeschichte
Aufgrund aufgedeckter Funde von Tonscherben und Leichenbrandstätten beim Haln („Hallen" = Unterwelt, Aufenthalt der Verstorbenen) kann festgestellt werden, daß das Tal schon rund tausend Jahre vor Christi Geburt besiedelt war, wenn auch nur dünn. Die weitere Besiedlung im äußersten und hintersten Bereich des Tales wird durch rätoromanische Urformen (Falkomai, Flatsch …) beurkundet.

Mittelalter
Den größten Fortschritt erlebte die Besiedlung mit der Völkerwanderung um die Mitte des ersten nachchristlichen Jahrtausends, als die Ostgoten auch in dieses Seitental flüchteten, was heute noch Kultzeichen und Mundartformen bezeugen. Bei der Übernahme des Tales durch das Kloster Weingarten 1082 war es voll besiedelt und hatte bereits eine ausgeprägte Rechts- und Wirtschaftsform mit auffallender Freiheit der Bauern und Zuteilung der Waldungen an die Höfe. 1140 scheint das selbständige Gericht Ulten urkundlich auf, als die Eppaner die "Pfleger" stellten. Ihr Schloß Eschenloch wurde 1164 urkundlich erwähnt. Nach 1790 wird die Ruine durch das Pfleghaus in St. Pankraz ersetzt. 1252 übernahmen die Tiroler die

Herrschaft im Gericht Ulten.

Gemeinwesen und Gericht
Das ganze Tal wurde zuerst in 8, dann in 12 Werche eingeteilt, was überschaubaren, autonomen Kleinstgemeinden gleichkommt. Diese Einteilung bezog sich auf die Regelung der Abgaben, das Gemeinwesen, die Rechtsprechung und die Verteidigung. An deren Spitze stand der gewählte oder erblich berechtigte Werchbürge. Um 1430 gab es in Ulten 198 freie Bauern als abgabenpflichtige Lehensträger und nur 28 Hörige mit weniger Rechten. Um 1492 übertrug Maximilian I. Herrschaft und Gericht Ulten an die Grafen Trapp, welche es bis 1830 innehatten. Die Grundentlastung wurde unter Kaiserin Maria Theresia 1848 eingeleitet, welche auch die Pflichtschule einführte. Ulten kam 1 830 zum Gericht Lana, dann erst zu Meran. Rund 150 Jahre lang war das ganze Tal eine einzige Gemeinde. Seit 1960 besteht die eigene Gemeinde St. Pankraz im Eingang des Tales.
Die Ultner "richteten" sich lange Zeit heimlich selbst durch Nachtraupen oder Pustabille und waren in kaum einen der unmenschlichen Hexenprozesse verwickelt. Kriege, Unwetter und Hungersnöte suchten auch das Ultental auf, aber durch die weitgehende Unabhängigkeit aufgrund der lang erhaltenen ausgeprägten Selbstversorgung zur Ernährung und Kleidung hat man das alles sicherer überlebt.

Die Pfarre Ulten
1082 wurde erstmals die Urpfarre St. Pankraz erwähnt, welche das ganze Tal umfaßte. Im 13./14. Jahrhundert wurden in alten weiteren heutigen Ortschaften die ersten Kirchen erbaut.  Ein Gsellherr (Kaplan) ritt abwechselnd dorthin, um die Sonntagsmesse zu halten. Nach dem Konzil von Trient entstanden die selbständigen Kuratien St. Nikolaus (1640), St. Walburg (1650) und St. Gertraud (1683) mit eigenen ständigen Seelsorgern und Kooperatoren. Alle Kirchen mußten vergrößert werden. 1786 folgten St. Helena und St. Moritz als Exposituren. Um 1920 wurden die Kuratien zu Pfarreien erhoben.

Ultner Bauernhöfe
Vorläufer der heutigen Höfeanlagen im Allgemeinen war die Bewirtschaftung der Hochweiden, als das Klima auch im Gebirge günstig war. Daraus entstanden dank der Erfindung brauchbarer Arbeitsgeräte die bäuerlichen Siedlungen. In Ulten begann dies viel später mit verstreuten Rodungen von Wäldern und dem Bau von landschaftlich eng verbundenen Paarhöfen. Das Feuerhaus war ein Blockbau auf Mauern und das Futterhaus aus Rundholz, beide mit Schindeln gedeckt. Diese Bauweise ist bis auf den heutigen Tag erhalten und erregt die Bewunderung der Feriengäste. Solange hier noch Landwirtschaft auf vielfach herkömmliche Weise betrieben wird, hat das Tal Zukunft. 1/4 der Gemeindefläche (208,5 qkm) ist immerhin Kulturgrund (8,5 qkm); die 33 Almen und andere Weideflächen dehnen sich auf ca. 90 qkm aus. Es sind zurzeit 271 Höfe unterschiedlicher Größe, Höhen- und Hanglage. Großteils handelt es sich um Viehwirtschaft.
Bis um 1950 wurde auch noch Getreide angebaut, wovon heute noch viele Mühlen Zeugnis geben. Auch Hanf und Flachs wurde gesät, womit man Fasern zum Tuchweben erzeugte, den Loden für die Kleidung hingegen gewann man aus Schafwolle.

Erwerbstätigkeiten
1951 waren in Ulten noch 80% der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt, 1961 56% und 1971 nur mehr 45,5%, heute sind als Erwerbsquellen dazugekommen: Handwerk, Handel, Gastwirtschaft, Fremdenverkehr und Dienstleistungen im Tal sowie Industrie außerhalb desselben. Es gibt auch Nebenerwerbsmöglichkeiten für Bauersleute, zu welchen besonders das gepflegte Skigebiet Schwemmalm zählt.

Bergbau
Die Namen Silberhof und Knollseisen erinnern an den früheren Erzabbau in St. Pankraz. Am Dorfhof in St. Walburg baute man noch im vergangenen Jahrhundert wertvollen schneeweißen Marmor ab. Zu den Bodenschätzen gehören auch die Mineralquellen, deren in Ulten viele unablässig sprudeln. Bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurden sie intensiv für Bäder genutzt. Europaweit bekannt war Mitterbad, das zahlreiche hohe Persönlichkeiten als Gäste beherbergen konnte.

Holz: Transport und Verarbeitung
In der Gemeinde Ulten sind 77,5 qkm Wald, das ist fast 1/3 der Gesamtfläche, z. Z. auf 417 Besitzer aufgeteilt. Zurzeit ist der Holzmarktwert niedrig. Der Wald bedeutete lange Zeit die eiserne Reserve für die Bauernhöfe. Man versorgte sich damit selbst, zumal fast alles aus Holz hergestellt wurde. In vielen kleineren Sägewerken wurde es geschnitten. Die führende Stelle nahm die Schmiedhofer Säge ein, bis sie unter den Hammer geriet. Bevor die Talstraße bis St. Gertraud gebaut wurde (1949), triftete man das verkaufte Holz jahrhundertelang auf der Falschauer nach Lana, zuerst als Brennholz, dann als Rohstoff für die Pappenfabrik.

Fremdkörper allenthalben
Kolossale Staudämme, Elektro-Werkzentralen und Rohrleitungen wurden im Zuge der Industrialisierung (und Italienisierung) vor einem halben Jahrhundert in diese unberührte Natur gesetzt. Die 5 Stauseen fassen über 56 m3 Wasser. Jährlich gewinnt das ortsfremde Unternehmen daraus über 400 Millionen kW Strom - ein bleibender Verlust an Wasserreserven und finanziellen Einnahmen für das Tal.

Wettereinflüsse und Klima
Ulten ist ein Gebirgstal und weist demnach auch echtes, raues Gebirgsklima mit einer Niederschlagsmenge um die 900 mm im Jahr auf. Die Winter waren früher schneereich, was durch die allgemeine Erwärmung nicht mehr so sehr der Fall ist. Trotzdem besitzt Ulten ein viel besuchtes Schigebiet. Auch ist es lange kalt, aber kaum feucht. Im Sommer ist es angenehm kühl. Während sich der Frühling vielfach verspätet einstellt, ist der Herbst meist recht sonnig. Ein gut organisierter Tourismusverein versteht es, das Klima zu nützen und die einheimischen Betriebe sowie auch die Gäste zufrieden zu stellen.

Ultner Mundart, Bräuche und Sagen
Vom Burggräfler Dialekt unterscheidet sich die Aussprache der Ultner besonders durch die nasalen Selbstlaute ei au und das als ch ausgesprochene h (Rech), vielfach starke Biegung der Zeitwörter (gewunken), das Wort scheitle und der in der Mehrzahl nie angewandte Gebrauch des 3.Falles bei Ortsbezeichnungen. Von den vielen Bräuchen sind nur mehr einzelne bekannt, welche man wieder zu pflegen bestrebt ist. Auch die Ultnertracht wird zu besonderen Anlässen getragen. Aus der jahrhundertelangen Abgeschiedenheit der Bewohner ist erklärlich, daß viele Sagen und Geistergeschichten herumspuken.

Mit Ausnahme der frühen Vorgeschichte haben unsere Urlärchen dies alles erlebt.Viele stumme Zeugen aus längst verflossenen Zeiten sind im Ultner Talmuseum aufbewahrt.

Quelle: Gemeinde Ulten