Auszug aus dem Schriftstück „Naturns in Gegenwart und Vergangenheit“ von Univ. Prof. Dr. Helmuth Gritsch (ein gebürtiger Naturnser Bürger):
Wurde Naturns als Ferien- und Erholungsdorf erst in der jüngsten Vergangenheit „entdeckt“, so zählt die Siedlung selbst zu den ältesten im Vinschgau. Einen Anhaltspunkt über die Entstehungszeit gibt der Ortsname, der nach Aussage von Sprachforschern weder deutscher noch romanischer Herkunft ist, sondern in frühere, vorrömische Zeit zurückreicht. Die ältesten Siedlungsspuren wurden bei dem aus gewaltigen Steinplatten gebildeten Felsdach im „Neuräutl“ am Leitenhang ober Kompatsch gefunden. Es handelt sich um Silxfragmente, die dem „Neolithikum (4.-3. Jahrtausend v. Chr.) zugerechnet werden und sich heute im Bozner Stadtmuseum befinden. Auch aus der frühen Bronzezeit, sind Siedlungsreste erhalten geblieben, die unterhalb des Unterortlhofes am Ausgang des Schnalstales zu Tage gefördert wurden. In der darauffolgenden Eisenzeit wurden auch in der Naturnser Gegend Wallburgen angelegt, wie schon die Bezeichnung „Wallburg“ an der linken Talseite am Patleideregg bezeugt. Während der 500jährigen Römerherrschaft wurde die Besiedlung kontinuierlich ausgebaut, was aus vielen Flurbezeichnungen (z.B. Plaus, Kompatsch) geschlossen werden kann. Die bedeutendsten Änderungen aber brachte für die damaligen Bewohner die Ausbreitung des christlichen Glaubens. Die erste Missionierungswelle, die vom Süden herauf über Verona und Trient etschaufwärts erfolgte, war bereits abgeschlossen, als nach dem Vordringen germanischer Völkerschaften in die Alpentäler zur Völkerwanderzeit eine zweite Missionierung notwendig wurde, die im Zuge der inzwischen festgelegten Diözeseeinteilung vom Westen her durchgeführt wurde, gehörte doch der Vinschgau einschließlich Meran und Riffian bis 1818 zur Diözese Chur. Auf die Bautätigkeit dieser Missionare ist es zurückzuführen, dass Naturns heute mehrere Sehenswürdigkeiten anzubieten hat, die jederzeit eine Reise wert sind.
Quelle Gemeinde Naturns