Wappen von LermoosDer Raum von Lermoss war schon in vorrömischer Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Nord-Süd Transit eingebunden, wie verschiedene Funde belegen. Unter Drusus und Tiberius wurde der Alpenraum von den Römern erobert, welche zur Versorgung und Verlegung ihrer Truppen Strassen benötigten. So war der Fernpass eine prädestinierte Route für die römische Strassenplanung. Unter Kaiser Claudius wurde dann die berühmte „via claudia augusta“ gebaut und fertiggestellt. Im Gegensatz zum Brenner hatte diese Route den Vorteil nur über zwei Pässe zu führen und nicht über drei. Neueste Archäologische Untersuchungen haben ergeben, dass das Lermoser Becken zu dieser Zeit bereits besiedelt war. Anzunehmen ist eine Siedlungstätigkeit oder eine römische Raststattion bei Biberwier.


Um 1060 wird Leermoos das erste Mal urkundlich erwähnt und zwar in einer Grenzbeschreibung zwischen den Bistümern Freising und Brixen, wobei Leermoos zu Brixen zugehörig war. Bereits im Frühmittelalter scheint Leermoos bereits besiedelt gewesen zu sein, da es hier verschiedenste Verdienstmöglichkeiten gab: nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch am Transit konnten die damaligen Einwohner ihren Lebensunterhalt verdienen.

Die Nord Süd Route über den Fernpass scheint auch für viele deutsche Könige auf ihrem Weg zur Kaiserkrönung nach Rom interessant gewesen zu sein.

1266 wurde dem Grafen Meinhard von Tirol von den Staufern die Herrschaft über dieses Gebiet übertragen.

Einer der wichtigsten Grundherrn in Leermoos war im Mittelalter das Kloster Steingaden. 1223 beansprucht der Abt des Klosters einen Hof bei Leermoos und im Jahre 1262 kommt es zu einer weiteren Schenkung. Die beiden Höfe des Klosters waren so groß, dass sie auf 15 bzw. 18 Besitzer aufgeteilt werden konnten. Ein weiterer großer Grundbesitzer in Leermoos waren die Herren von Schwangau aus dem bairischen Raum. Diese verzichteten aber im Jahre 1440 gegen Bezahlung gegenüber dem Tiroler Landesfürsten auf ihre Rechte.

Der dritte große Grundherr in diesem Gebiet waren die Herren von Starkenberg, die 1451/52 ausstarben und somit fiel das Land an den Landesfürsten Friedrich IV.. Alle Grundherrschaften außer den landesherrlichen, konnten aber nicht das Mittelalter überdauern, sodass es sehr bald freie Bauern im Bereich von Leermoos gab. Jedoch trieb sie bald Kapitalmangel und wirtschaftliche Not in eine neue finanzielle Abhängigkeit.

Am 12. Juli 1546 wurde Lermoos durch die Truppen der protestantischen Liga im 30jährigen Krieg für 2 Tage besetzt. Die Eroberer zogen sich zurück als die kaiserlichen Truppen Augsburg bedrohten. Die zweite Einbeziehung von Leermoos in diesen Religionskrieg erfolgte 6.4.1551 als Moritz von Sachsen über den Fernpass bis nach Innsbruck vorstieß. Während dieser beiden Besetzungen wurde Lermoos komplett zerstört

Die Lermooser Schützenkomapnie reicht in ihren Anfängen ins 16. Jahrhundert zurück.

1624 stellte die Marktgenossenschaft Lermoos 40 Doppelsöldner zur Verteidigung der Burg Ehrenberg auf. Doppelsöldner bedeutet, dass man nicht einfaches Kriegsvolk anheuerte, sondern Spezialisten, die sich aufgrund ihrer Qualifikation doppelten Sold verdienten.

1703 kam es zu einem Einfall der Baiern, welche die Burg Ehrenberg erobern konnten. Diese mussten sich aber bereits nach 10 tagen wieder zurückziehen, da die Lermooser Schützen einen solchen Druck ausübten.

Am Tiroler Freiheitskampf war Lermoos nicht stark beteiligt, nur im Jahre 1809 verlor der Ort 17 Gefallene.

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts stieg der Anteil des Tourismus in der Gemeinde rapide an, bis er beim Beginn des ersten Weltkrieges wieder abfiel. Bereits 1889 gab es einen Verschönerungsverein, der 1929 in den Verkehrsverein umbenannt wurde.

Eine der wichtigsten Einnahmen in dieser Zeit bildete die „Salzrod“:

Die Ausgangslage war die, dass die Habsburger innerhalb ihrer Ländereien das Salz von Hall verteilen wollten. Für die Route in die habsburgischen Vorlande war die Route über das Ausserfern. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurden 50.000 Fuder Salz (8400 Tonnen) über den Fernpass bewegt. Neben der Umwegrentabilität für Wagenmacher, Schmiede und andere Gewerbe, waren für die örtliche Bevölkerung vor allem die „Niederlage“. Unter „Niederlage“ versteht man Orte entlang der Wegstrecke, die jeweils einen Tagesmarsch entfernt waren, wo man dann über Nacht die Waren lagern konnten. Den Transport übernahmen ansässige Bauern. Um 1500 wurde dieses Recht dann schriftlich niedergelegt und den Bauern das Rodfuhrprivileg verliehen. Die Lagerhäuser für das Salz nannte man Salzstadel; so ein Gebäude ist für Leermoos ab 1318 urkundlich nachweisbar. Ein Einbruch des Transits kam erstmals mit dem 30 jährigen Kireg und den damit verlornen habsburgischen Territorien, wodurch der Salzhandel stark zurückging. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts endete der Salzhandel über den Fernpass und somit auch die Einkünfte daraus für Leermoos vollkommen.

Neben dem Handel gab es noch eine weitere wichtige Verbindung über den Fernpass: der Postverkehr.

Um 1500 sind die ersten Postboten in Leermoos bezeugt. Die Post war zu dieser Zeit noch nicht verstaatlicht, sondern der Kaiser hatte der Familie Taxis das Lehen der Postorganisation übergeben. Diese richtete auf den wichtigsten Routen des Landes Poststationen ein, welche für einen schnellen und reibungslosen Versand der Post und den Transport selbiger sorgen mussten. Jede Poststation musste die Briefe etc. zur nächsten transportierte, welche im Falle von Leermoos Heiterwang und Nassereith waren. Doch nicht nur Waren, auch Personen wurden befördert. Im Jahre 1904 wurde die vererbliche Poststation Leermoos von Beamten besetzt und somit die Verstaatlichung der Post der Gemeinde abgeschlossen.

1902 kam der Telegraph, 1911 der Postbus und 1913 die Mittenwaldbahn, wodurch die Poststation immer mehr an Nutzen verlor.

Das gesamte Lermoser Becken war einst Teil der Pfarre Imst und somit auch Teil der Diözese Brixen. Aufgrund der rasanten Bevölkerungsexplosion im 14. Jahrhundert wurde am 20. Juli 1353 ein Vertrag zwischen Leermoos und Imst geschlossen, worin sich der Pfarrer von Imst verpflichtete, selbst oder durch einen anderen Geistlichen vertreten, jeden 2. Sonntag eine Messe in Leermoos zu lesen.

Wann die Katharina Kirche erbaut wurde, ist nicht bekannt, aufgrund der Heiligen kann jedoch angenommen werden, dass im Gefolge des ersten Kreuzzuges bereits eine Kapelle errichtet wurde. Die Verehrung der hl. Katharina wurde durch den Kreuzzug populär und da sich Leermoos an einer Transitroute befand, könnte diese Mode auch die Lermooser erfasst haben. Urkundlich wird die Kapelle erstmals 1353. Obwohl die Kapelle mit reichlichem Vermögen ausgestattet war, reichte es nicht einen Pfarrer damit allein zu versorgen. Jedoch wurde in den folgenden Jahrzehnten der Kirchenbesitz durch Stiftungen, Ankäufe und Schenkungen immer mehr erweitert.

1423 erhielt Lermos schließlich einen eigenen Kuraten, der dem Pfarrer von Imst unterstellt war. 1729-1731 wurde die Lermooser Kirche neu aufgebaut, wobei die Bausumme 4500 Gulden betrug.

Mag. Michael Fritz
nach: Moser, Heinz: Lermoos; Lermoos, 20043 freundlicherweise von der Gemeinde Lermoos zur VErfügung gestellt.