Wappen von Flie√?Ortsteile: Fließ, Bidenegg, Blumenegg, Altenzoll, Bannholz, Egg, Karle, Rechern, Gretlern, Trojen, Hochgallmigg, Kellerle, Obere Häuser, Niedergallmigg m. Bichl, Fassern, Kraxnerloch, Lenzerebene, Loch, Brosgen, Retigen Runs, Runserau, Schützen, Stapfen, Urgener Au, Zöbele; Piller m. Beckenhof, Brückenkopf, Fuchsmoos, Harbe, Infang, Lachwies, Mühlboden (Pillermühle) Mü, Neu-Amerika, Oberpiller, Taschen, Windschnurn; Puschlin; Sonnenberg m. Bach, Bannholz, Dietrich, Egg, Filen (Eichholz), Fließerau, Gigele, Nesselgarten, Hinterstrengen, Hofstatt, Karle (Eichholz), Lasummes, Oberstrengen, Purtschern, Rafein (Eichholz), Rechern, St. Georgen, Schatzen (Unterschatzen), Schatzer Berg (Oberschatzen), Schnatz, Schwaighof, Spils, Altenzoll, Neuer Zoll, Siedlung; Urgen

Am Pillersattel befand sich bereits in der mittleren Bronzezeit ein Kultplatz, der bis zum Ende der römischen Besatzung genutzt wurde. Der Kultplatz setzte sich aus einem Altar, einem Aschenhügel mit einer Steinsetzung in der Mitte und einer Festwiese zusammen. Die kultischen Handlungen änderten sich im Laufe der Jahrhunderte grundlegend. In der ersten Phase, welche vom 15. bis ins 6. Jahrhundert vor Christus reichte, standen Tieropfer im Mittelpunkt. Rinder Ziegen und Schafe wurden geschlachtet, die genießbaren Teile von den versammelten Personen verzehrt, der Rest als Opfer verbrannt. Knochen und Asche wurden am Aschenhügel gesammelt.
Vom 6. bis ins 1. Jahrhundert wurden Sachopfer dargebracht. Hierbei handelte es sich um Kunst- oder auch Alltagsgegenstände, welche einerseits unzerstört, andererseits aber auch zerstört geopfert wurden. Ab dem 1. vorchristlichen Jahrhundert änderte sich der Kultcharakter abermals. Ab dieser Zeit wurden Münzen den Göttern dargebracht.
Am Moosbruckschrofen in der Nähe von Piller, fand man 2001 einen Bronzehort, der eine archäologische Sensation darstellt: Aus der Zeit zwischen 1550 und 1250 v. Chr. stammt ein Schatz, der unter anderem die komplette Ausrüstung eines Häuptlings beinhaltet. Neben Waffen und Alltagsgegenständen auch einen Helm, welcher der zweitälteste erhaltene Metallhelm (nach einem Fund aus Knossos) in Europa ist. Daneben umfasst der 360 teilige Fund Schmuckgegenstände und Waffen.
Auch in Fließ selbst wurden Bronzezeitliche Entdeckungen gemacht: Der 1990 entdeckte Fund belegt eine bisher unbekannte Kultur der Hallstattzeit. Die 385 Stücke setzen sich aus Fibeln, Ringschmuck,  Gefäße, Werkzeuge, Waffen und Gürtelbleche zusammen. Diese sind zumeist zerbrochen, wobei meist nur ein Teil gefunden wurde. Dies deutet auf kultische Handlungen hin.
Die Funde können heute im Archäologischen Museum Fließ besucht werden.

Die erste urkundliche Erwähnung von Fließ findet sich im Jahre 1220 als "Vlies". Dass die Besiedelung schon lange vor dieser Zeit stattgefunden hatte, wird durch die Tatsache belegt, dass zu dieser Zeit Fließ zusammen mit Prutz  bereits eine Urpfarre darstellte. Daneben hatte Fließ seit dem frühen Mittelalter einen Dingstuhl inne und stellte somit eines von vier Gerichten (Fließ, Stanzertal; Zams, Prutz) dar.
In Steuerunterlagen des Jahres 1275 gehörte die Gemeinde zu den drei Steuerbezirken des Gerichts Landeck.
Die starke Verbindung Fließ - Prutz wird auch darin deutlich, dass im 14. Jahrhundert noch beide Gemeinden gemeinsam eine Alpe und weitere Weidegründe nutzten. Unterstellt waren die Gemeinden von Finstermünz bis Landeck dem Hochstift Regensburg.


1339 wird erstmals in Fließ eine Burganlage erwähnt: die Burg Bideneck.
Am 6.5. 1339 wurde in einer Urkunde ein gewisser "Heinrich der Potzner "Von Pybenekke"" erwähnt, der wahrscheinlich aus einem Ministerialengeschlecht entstammte, welches vom 12. Jahrhundert bis 1313 in Fließ nachweisbar ist. Heinrich war vermutlich auch Richter auf Laudeck und St. Petersberg und mit der Familie der Schrofensteiner verwandt. Das Wappen des damaligen Besitzers weist gewisse Ähnlichkeiten mit dem der Herrn von Rottenburg auf, was auf eine Verwandtschaft hinweisen könnte, jedoch ist diese Annahme nicht nachweisbar. Ab 1353 scheint die Familie von Schrofenstein als Besitzer der Anlage auf, wann und wie jedoch die Burg erworben wurde, liegt im Dunkeln. In einer späteren Kaufurkunde wird erwähnt, dass Bideneck wahrscheinlich geerbt wurde. 1378 wechselte die Burg wiederum ihren Besitzer: sie ging an ein Konsortium bestehend aus Franz von Werrenberg, Georg von Niedermonatani und Malles und dem Haller Salzmair Hans Sigwein. Wie die Aufteilung genau aussah ist nicht bekannt, jedoch um 1428 hatte die Familie Sigwein die ganze Anlage in ihrem Besitz.
1546 starb diese Familie in männlicher Linie aus und Hans Trautson, Freiherr von Sprechtenstein erbte Bideneck.
1553 kaufte die Familie Heidenreich die Burg, deren Besitz nach dem Aussterben der männlichen Linie 1693 die Freiherren zu Pach von Hansenheim übernahmen, welche bereits Berneck erworben hatten.

Die Lage von Bideneck ist im Gegensatz zu den meisten Verteidigungsanlagen in Tirol nicht durch natürliche Hindernisse begünstigt. Auf einem Sonnenhang gelegen wir die Burg nur durch einen kleinen Bach auf einer Seite durch die Natur geschützt. Die Burg selbst hat einen ovalen Grundriss mit zwei Ringmauern und zwei Toren. Das heutige Aussehen erhielt die Anlage nach Umbauarbeiten im 16. Jahrhundert.
Der Bergfried hatte einen Eingang in zehn Metern Höhe, wodurch im Falle eines Angriffs dieser für sich alleine verteidigt werden konnte. Eine Kuriosität an diesem Gebäude ist eine "mäusesichere" Speisekammer. In den unterirdischen Geschossen finden sich kleine Räume, deren Bedeutung nicht einwandfrei geklärt ist, vermutet werden jedoch Gefängniszellen.
Eine umlaufende Reihe von Balkenlöchern gibt einen Hinweis darauf, dass ursprünglich ein hölzerner Wehrgang auf dem gemauerten Bergfried aufgesetzt war. Der heutige Abschluss wurde erst später gemauert.
Der Palas wurde im 16. Jahrhundert grundlegend umgestaltet, vor allem auch im Inneren. Eine Renaissancestube aus der Zeit der Schrofensteiner gehört zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern dieser Zeit in Tirol.

1547 ereilte die Bewohner von Fließ eine gewaltige Naturkatastrophe: eine Mure verschüttete beinahe das gesamte Dorf.

Um 1600 begann in Fließ die Tradition ein Bararbaspiel, die "Comedia Barbara", aufzuführen. An diesem Volksschauspiel nahmen 58 Personen teil. Belegt sind Aufführungen  bis 1766.
1882 wurde eine Holzbrücke bei Urgen über den Inn errichtet, 1933 brannte der Großteil der Gemeinde ab.

Kirchengeschichte:

Ursprünglich war Fliess Teil der Urpfarre Prutz. Bereits in der ersten urkundlichen Erwähnung von Fließ finden sich Belege für ein Bestehen einer eigenen Pfarre im Jahre 1220. Das Pfarrgebiet erstreckte sich zwischen Landeck und Pontlatzer Brücke.

Kirche zur Maria Himmelfahrt (Alte Pfarrkirche)

Erstmals erwähnt wird dieses Gotteshaus um 1300, wobei die Legende berichtet, dass dieser Bau auf einer noch älteren Kirche errichtet wurde. Trotz einer Umgestaltung am Ende des 17. Jahrhunderts sind das Uhrblatt der Turmuhr aus dem 16. Jahrhundert, Christophorusfresken aus derselben Zeit und ein Taufstein von 1525 erhalten geblieben. 1901 erfolgte ein weiterer Umbau in neugotischem Stil. 1933 beim großen Brand von Fließ brannte auch die Pfarrkirche ab, wurde aber wieder errichtet.

Kirche zur Hl. Barbara (Neue Pfarrkirche)

Die Neue Pfarrkirche wurde ebenfalls um 1300 erstmals urkundlich erwähnt. Sie war von einem Friedhof, der für Reisenden bestimmt war, umgeben. Der sakrale Bau war ein berühmter Wallfahrtsort, der mit einigen Ablässen belegt war. Nikolaus Tolentin Schuler ließ den alten Bau in eine große, zweitürmige Kirche umbauen, welche 1804 geweiht wurde.

Berühmte Persönlichkeiten aus Fließ

Schuler, Nikolaus Tolentin

geb 10.9.1756 in Fließ, gest. 10.3.1831 in Zams
Der Sohn des Bürgermeisters von Fließ und Wirtes Martin Schulerabsolvierte das Gymnasium in Innsbruck und trat ins Priesterseminar Brixen ein, wo er auch Theologie studierte. 1780 wurde er zum Priester geweiht und erbte im selben Jahr das elterliche Vermögen. Nach Anstellungen als Hilfspriester in der Region Landeck, wurde er Kaplan von Imsterberg. Auf eigene Kosten errichtete er einen Widum und eine Kirche und wurde Kurat der Gemeinde.  Nachdem er 1794 bis 1797 die Kuratie Arzl bei Innsbruck innehatte, kehrte er als Pfarrer in seinen Geburtsort zurück. Er ließ die neue Pfarrkirche errichten, welche 1804 eingeweiht wurde. Im Jahr der Weihe wurde Schuler versetzt und wurde Pfarrer und Dekan von Zams, wo er die Errichtung eines Krankenhauses vorantrieb. Zu diesem Zwecke gründete er das Kloster der Barmherzigen Schwestern in Zams und ließ seine Nichte in Strassburg ausbilden, um als Oberin fungieren zu können. Am 10. März 1831 verstarb Nikolaus Tolentin Schuler in Zams.

Stapf , Josef Ambros

Geb. 15.8.1785 in Fließ, gest. 10.1.1844 in Brixen
Nach Beendigung des Theologiestudiums und der Priesterweihe war Joseph Ambros Stapf als Lehrer für Moraltheologie im Seminar Innsbruck tätig. Ab 1823 lehrte er als Professor in Brixen. Sein Hauptwerk stellt die "Theologia Moralis" dar, welche lange Zeit hindurch Standardlehrmittel für dieses Fach in Österreich war.  Seine Forschung versuchte die Bedeutung der Dogmatik für die Moraltheologie zu ergründen.