Wappen von IschglBis heute wurden im gesamten Paznauntal keine archäologischen Funde gemacht, welche auf eine dauerhaft Besiedelung in der Urzeit und der Antike schließen lassen würden. Die erste Besiedelung erfolgte wahrscheinlich im 9. Jahrhundert durch Räterromanen aus dem Engadin. Auf die romanische Sprache geht vermutlich auch der Ortsname Ischgl zurück, der sich von „Ischia" (Insel) herleiten lässt, was auf den Schuttkegel des Fimbaches hindeutet. Die erste urkundliche Erwähnung Ischgls wurde im Jahre 1104 vorgenommen; die Herren von Tarasp vermachten im Jahre 1163 das gesamte Gebiet an das Kloster Marienberg.

Im 12. Jahrhundert kam das Unterengadin an die Herrschaft der Grafen von Tirol, wodurch auch Ischgl in diesen Herrschaftsbereich  fiel. Die Besiedelung zu dieser Zeit kann als äußerst spärlich angenommen werden, wobei sich die Höfe im Paznaun vermutlich in diesem Gebiet konzentrierten.  Um ca. 1300 zogen Walser aus dem Engadin ins Paznaun und ließen sich bei Ischgl und Galtür nieder, was einen starken Bevölkerungsanstieg zur Folge hatte.

 Zu dieser Zeit war der Ort dem Gericht Nauders bzw. dem Gericht Sins (Engadin) zugeordnet. Da die Entfernung zu den Gerichtsorten sehr weit wurde, wurde um 1400 ein eigener Richter in Ischgl eingesetzt. Dem Gericht war auch Galtür eingegliedert und es unterstand Nauders. Der Richter von Ischgl verfügte nur über die niedere Gerichtsbarkeit, Blutgerichtsbarkeit und Verwaltung verblieben beim Gericht Nauders.

1386 nahmen auch Ischgler an der Schlacht bei Sempach teil.

1460 gewährte Erzherzog Sigismund den Ischglern das Privileg ihr Vieh zollfrei nach Sonnenburg, Bludenz, Feldkirch, Bregenz, Scharnitz, Graubünden und Pretigau  zu verkaufen. Dazu besagt die Urkunde: {josquote}"... Damit aber dieser Weg in Würden gehalten werde, so haben wir unseren lieben, getreuen Leuten zu Ischgl gnädig zugeben, und vergönnen ihnen wissentlich mit diesem Brief, dass sie von jedem geladenen Samroß, so daselbst solchen Weg gebraucht, einen Vierer, von einem Ochs zwey Vierer, von einem kleinen Vieh einen Heller, und was sonst durchgeht, nach Gelegenheit desselben..., zu Weglohn einnehmen und empfangen mögen. Jedoch, daß sie den Weg machen, bessern, und in gutem Stand erhalten... "{/josquote}. Auf dem Rückweg durfte ebenso Getreide zollfrei eingeführt werden. Aufgrund dieses Privilegs wurde die Wirtschaft des Ortes stark gefördert, sodaß sich Ischgl zu einem Handelsort entwickelte. Auch das Transportgewerbe florierte, was sich vor allem an der Anzahl der Saumpferde bemerkbar machte.

Erstmals von kriegerischen Ereignissen heimgesucht wurde Ischgl im Jahre 1499, als die Engadiner durch den Ort zogen und ihn auch verwüsteten.

Kaiser Maximilian gewährte Ischgl 1505 einen Zoll auf dem Weg durch das Fimbachtal: {josquote} "... Damit aber dieser Weg in Würden gehalten werde, so haben wir unseren lieben, getreuen Leuten zu Ischgl gnädig zugeben, und vergönnen ihnen wissentlich mit diesem Brief, dass sie von jedem geladenen Samroß, so daselbst solchen Weg gebraucht, einen Vierer, von einem Ochs zwey Vierer, von einem kleinen Vieh einen Heller, und was sonst durchgeht, nach Gelegenheit desselben..., zu Weglohn einnehmen und empfangen mögen. Jedoch, daß sie den Weg machen, bessern, und in gutem Stand erhalten... "{/josquote}

Die Waren wurden nicht nur nach Vorarlberg vertrieben sondern in den gesamten deutschsprachigen Raum, wobei sich viele Ischgler in der Ferne ansiedelten und es zu beachtlichen Wohlstand brachten.

1569 findet sich Ischgl zusammen mit Versahl und Mathon als eine selbständige Gemeinde in Urkunden.

Im 17. Jahrhundert ging der Handel in Ischgl stark zurück: Das Unterengadin löste sich von Tirol, wobei damit schon ein Teil des Handels untergraben wurde. Endgültig geschlossen wurde diese Route durch den Krieg gegen die Eidgenossen im Jahre 1622, in dem die Strasse durch das Vermunttal abgegraben und nicht wieder aufgebaut wurde. In der Mitte des 18. Jahrhunderts dehnte sich der Jamtaler Ferner aus, wodurch auch dieser Weg für Wägen unpassierbar wurde.

Ischgl wurde im Jahre 1622 durch die Engadiner erneut gebrandschatzt, daraufhin wurden dem Ort für fünf Jahre die Steuern erlassen.

1799 brachen die Österreichischen Truppen gegen Franzosen ins Engadin ein und konnten Erfolge verbuchen.
Beim Tiroler Freiheitskampf 1809 konnten die Bayern öfters aus Ischgl vertrieben werden.

Unter bayrischer Herrschaft wurde 1811 das Gericht Ischgl an Landeck angeschlossen und aufgelöst. 1817 wurde der alte Zustand aber wieder hergestellt, um 1849 endgültig mit Landeck vereinigt zu werden.

Das 19. Jahrhundert brachte eine starke Abwanderung: Durch das Erliegen des Handels konnte die Bevölkerung im kargen Tal nicht mehr ernährt werden, wodurch neben dem Phänomen Schwabenkinder auch viele Bewohner das Tal verließen.

Am Ende des 19. Jahrhunderts tat sich aber eine neue Einnahmequelle auf: Der Tourismus. Zwischen 1882 und 1889 wurden diverse Schutzhütten vom österreichischen und deutschen Alpenverein errichtet. 1964 wurde mit der Silvrettaseilbahn, die damals längste Seilbahn Österreichs, eröffnet.

Kirchengeschichte

Ursprünglich gehörte Ischgl zur Mutterpfarre Sins im Unterengadin, wurde 1483 aber abgetrennt und erhielt 1500 eine selbständige Pfarre.

Kirche zum Hl. Nikolaus

Wann die erste Kirche errichtet wurde ist nicht bekannt, jedoch wurde dieses Gotteshaus in den Jahren 1471 und 1649 vergrößert. Beim großen Brand von 1673 wurde die Kirche wie der restliche Ort zerstört. Nur ein Haus blieb bestehen, in dem behelfsmäßig die Hl. Messe gelesen wurde, bis ein neues Gotteshaus erbaut wurde. 1755-57 wurde die heutige Kirche errichtet, wobei der alte Turm beibehalten wurde. Als beim Bau ein Gerüst einstürzte und 20 Männer begrub, gab es wie durch ein Wunder weder Verletzte noch Tote. Seit 1817 steht der Turm schief, was durch die Druckwelle der Madlein Lawine ausgelöst worden sein soll.

Seit 1803 befindet sich in der Kirche eine besondere Reliquie. Diese wurde vom Händler Anton Moritz der Kirche gestiftet. Die Speiche des Unterarmes des Hl. Stephanus erhielt dieser 1794 von der Abtei Prüm, um sie in Sicherheit zu bringen, da sie sich in einem besonders wertvollen Fassung befindet.  Angeblich hat Papst Leo III. diese Reliquie Karl dem Großen geschenkt, der sie dem Heiltumsschatz in Aachen beifügte.

Autor: Mag. Michael Fritz

Der ursprüngliche Artikel, den Sie bisher hier lesen konnten, wurde aufgrund der Einführung eines einheitlichen Schemas der Ortsgeschichten ausgetauscht. Sie können ihn aber weiterhin unter diesem Link aufrufen: Ischgl