In der Gemeinde Rettenschöss gibt es keine Funde aus vorgeschichtlicher Zeit, die auf eine frühe Besiedlung hinweisen. Bei der Untersuchung der Vegetationsentwicklung in der in der Gemeinde Walchsee liegenden Hochmoores Schwemm stellte man auf Grund der Spitzwegerich-Pollen fest, dass es in der Jungsteinzeit einen menschlichen Eingriff in die Natur gab. Geringfügige Rodungen in der näheren Umgebung werden auf die Zeiträume um 2650 und 2100 v. Chr. eingereiht. Eine neuerliche Erschließung und eine Siedlung in unmittelbarer Gegend der Schwemm zeichnet sich um 500 v. Chr. ab. Die Pollenfunde von Getreide deuten auf den damaligen Ackerbau hin. Nach der Zeiten-wende gehen die Gräser, Kultur- und Siedlungszeiger zurück. Um 500 n. Chr. setzen kleinräumige Rodungen durch den Menschen wieder ein, um die Jahrtausendwende folgt ein verstärkter Eingriff in die Natur.
Durch die Keltenansiedlung in Ebbs und im Priental, das an Rettenschöss grenzt, darf angenommen werden, dass dieses Gebiet auch berührt wurde. Der Bestand einer Römerstraße ist nicht belegt.
Die Namen „Walchsee" und der im Ritzgraben fließende „Walchenthaler Bach" leiten von den im frühen 5. Jahrhundert abgezogenen Resten römischer Bevölkerung, den Walchen ab, die sich oft in entlegenere Gebiete zurückgezogen hatten.
Die zahlreichen "-ing"-Namen von Höfen und Orten weisen auf bayerische Siedlungs-tätigkeit hin und erscheinen vor und nach der Jahrtausendwende. Der Name "Pötting" soll schon vor dem Jahre 1000 bekannt gewesen sein.
1107 bis 1125 Das ist der Zeitraum, der für die Urkunde der ersten Nennung des Thalbauern eingeschätzt wird. Der erste namentlich genannte Bauernhof in der Gemeinde Rettenschöss gehörte „Engilram de Wisemulin“.
1151 Papst Eugen III. bestätigte die Besitzungen des Kloster Rott am Inn, darin sind Orte Wagrain, Durchholzen und Walchsee aufgeführt. Durchholzen schlug mit Rettenschöss fast den selben geschichtlichen Weg ein, es war daher damit auch der Siedlungsraum von Rettenschöss gemeint.
1175 bis 1180 wird Aufing wird als Besitz von Ortolf in Brannenburg genannt.
1231 bis 1234 bzw. 1279 bis 1284 Das Güterverzeichnis der bayerischen Herzöge nennt "Rotesches" zum ersten Mal, sowie die Höfe Gschöss, Mannastätt, Schernberg, Eisenschlägl (= Ank), Riederbauer, Harland, Osenthal, Pötting und Miesberg und Hangengereiden (= Greiderer) ebenfalls. Genannt sind noch zwei Schwaigen in der Feistenau und die Schwaig Ritz, die Viehwirtschaft betrieben.
1480 Das Verzeichnis der Grabensteuer des Landgerichtes Kufstein zählte eine stattliche Anzahl von Höfen im „Durcholzer fiertail" auf, zu dem Rettenschöss gehörte. Darunter zählen auch die ersten Nennungen von Primau und Waldried (= Maried).
1524 Ein Vertrag zwischen Walchseern und Feistenauern wegen der Alpfahrt und der Zäune dürfte gleichzeitig auch die erste urkundliche Erwähnung über den Bestand von Almen auf Rettenschösser Gebiet sein.
1545 Die Durchholzner Feldordnung bestimmte, wieviele Tiere auf die Alm getrieben werden durften: "Item es soll kainer, an welch ort das sei, nündert mehr treiben oder aufschlachten weder ain halb lechner sechzöchen rinder, zwai oder drei roß, ain viertler acht rinder und zwai roß. Ob ainer mehr roß hat, denselben soll er ain albm bestehen. Es sollen gerechnet werden vier schaf fir ain rind und drei rinder fir ain roß." Es darf angenommen werden, dass durch die Durchholzner Feldordnung die Gemeinschaftsweiden entstanden, ebenso der Waldbesitz der Miesberger Bauern am Heuberg, der in der Gemeinde Walchsee liegt.
Mitte des 16. Jahrhunderts: In dieser Zeit wurde vieles neu geordnet: Es trug die oben erwähnte Feldordnung bei. Es gibt aus dieser Zeit zahlreiche Verträge zwischen den Almbauern. Erwähnenswert ist der Vertrag aus dem Jahre 1535 wegen der Abendpoit, Baumgarten und Brenn. Damit zeichnete sich die spätere Gemeindegrenze zwischen Walchsee und Retten-schöss in den Almgebieten ab. Aus dieser Zeit stammt auch die Almordnung der Ebbser Bauern aus dem Jahre 1541. Bedingt durch den Anschluß des Bezirkes Kufstein an Tirol war eine mit den Bayern eine gemeinsame Grenzziehung notwendig. Es bestehen eine Grenzbeschreibung aus dem Jahre 1541 und ausführliche Vertragsunterlagen aus dem Jahre 1555. Dann kaufte sich Durchholzen in die Kreuztracht Walchsee der Pfarre Ebbs ein (1554 bis 1556), Rettenschöss verblieb bei der Kreuztracht Niederndorf.
1614 Eine weitere Liste über die Höfe ist in der Getreidebeschreibung enthalten, sogar die Anzahl der Bewohner ist bekannt. Rettenschöss mit Durchholzen hatte 563 Einwohner. Leider fehlen zum Teil die genauen Ortsangaben auf der Urkunde. Die Anzahl der Bewohner des Anteiles Rettenschöss kann mit 450 bis 500 hochgerechnet werden.
1682 bzw. 1688 Auf dem „Kreuzbichl" entstand die Antoniuskapelle aus Holz, sie wurde 1739 durch ein Mauerwerk ersetzt.
1744 Bei der Antoniuskapelle bauten freiwillige Helfer eine Klause. Der angestellte Einsiedler unterrichtete die Bevölkerung. Das Haus diente bis 1931 als Schule.
1779 Jeder heute bestehende Bauernhof fand im Steuerkataster Erwähnung. Nur wenige sind gänzlich verschwunden und einem Nachbargut zugefallen. Bedeutendster Grundherr war das Landesfürstliche Urbaramt Kufstein. Die Höfe in Pötting gehörten verschiedenen Klöstern. Die umliegenden Kirchen waren ebenfalls Besitzer einzelner Güter. Das gewerbliche Leben bestand in Rettenschöss aus folgenden Berufen: Schmied, Müller, Schuster, Weber und Schneider.
1786 Mit der Errichtung der Pfarre Niederndorf war Rettenschöss nicht begeistert. Es trug sicher auch bei, dass der damalige Ebbser Pfarrer ein gebürtiger Rettenschösser war.
1809 Der Schützenhauptmann Veit Sterr vom Scherer im Ritzgraben leitete mehrere Standposten in Kufstein und an anderen Orten mit Leuten aus der Unteren Schranne. Das Schicksalsjahr 1809 war in Rettenschöss eher ruhig.
1837 und 1844 Anläßlich einer Visitation besuchte Kardinal Fürst Friedrich von Schwarzenberg Rettenschöss. Gleich zwei Gedenktafeln und ein Gedenkstein erinnern an den hohen Besuch.
1840 Durch den überlaufenden Ramsbach in Walchsee wurde die Schwemm angefüllt, das Hochwasser lief über Pötting aus.
1841 Ein Großbrand vernichtete vier Gebäude in der Ortschaft Rettenschöss.
1850 Rettenschöss zählte 353 Einwohner, im Vergleich dazu Niederndorf 457 und Niederndorferberg 527.
1850 Rettenschöss wurde mit Niederndorferberg mit der Gemeinde Niederndorf ver-einigt, jedoch gab es ab 1863 wieder drei selbstständige Gemeinden.
1867 Die Liste der 14 Gewerbetreibenden: 2 Weber, 2 Müller, 2 Schuster, je ein Schneider, Rotgerber, Huf- und Waffenschmied, Käse- und Schmalzhändler, Zimmermeister, Goldschmied und Graveur, ein Ausschank über die Gasse und ein Wirt.
1883 Diphterie erfaßte besonders die Schuljugend, es gab sogar einige Todesfälle.
1893 Ein weiterer Großbrand vernichtete sechs Gebäude, diesmal in der Ortschaft Osenthal.
1899 Die gesamte Untere Schranne, auch Rettenschöss, wurde von einem argen Hochwasser verwüstet.
1914 erschloss der öffentliche Verkehr auch Rettenschöss. Die Postautolinie Kufstein - Kössen verlief schon damals entlang der heutigen Bundesstraße.
1914 bis 1918 und 1939 bis 1945 Die beiden Weltkriege nahmen 21 bzw. 18 Bauernsöhne und Knechte mit in den Tod oder galten als vermisst. Vom Karl am Miesberg kamen im 1. Weltkrieg gleich drei Söhne nicht mehr heim.
1921 Das Kraftwerk der Gemeinde Niederndorf, heute genannt "E-Werk Aschenthaler Bach", versorgte Teile der Gemeinde Rettenschöss zum ersten Mal mit Strom.
1921 Das Gründungsjahr der Freiwilligen Feuerwehr Rettenschöss.
1924 Das Hochwasser spülte alle Brücken über den Staudinger Bach fort.
1924 Der Weg nach Feistenau wurde nach einer neuen Trasse angelegt.
1931 Rettenschöss erhielt ein neues Schulgebäude.
1956 In unserer Gemeinde gab es nur 4 Autos.
1958 In Rettenschöss begann mit mit dem Wegbauprogramm, das sich dreißig Jahre hinzog.
1961 Es setzte eine rege Bautätigkeit in der Siedlung Leitacker ein, es entstanden dort eine Reihe Wochenendhäuser.
1969 Das Schulhaus wurde fast zur Gänze abgetragen und durch ein neues ersetzt.
1977 In diesem Jahr wurde der Fremdenverkehrsverband, der sich heute Tourismusverband nennt, gegründet.
1984 Rettenschöss feierte die Wappenverleihung durch die Landesregierung: „In Rot ein goldener Adlerfang über einem von Silber und Blau gerauteten linken Schrägfuß". Die Farben der Gemeindefahne sind gelb - rot. Der Name Rettenschöss bedeutet etwa „roter Bergsturz". In der Umgebung des Ortes Rettenschöss ist auch das rote Gestein zu finden.
1986 Das neue Feuerwehrhaus wurde seiner Bestimmung übergeben.
1987 bis 1989 Die Gemeinde baute eine Wasserleitung von der Harlander Alm bis ins Tal.
1992/93 Hohe Kosten wurden für die Errichtung der Abwasserbeseitigungsanlage von Primau bis ins Dorf Rettenschöss aufgewendet. Eine Stichleitung führt seit 1997 in Richtung Fuchsanger.
Seit 1994 wächst der Ort Rettenschöss laufend durch neue Wohnhäuser.
1998 bis 2000 Das örtliche Wasser- und Kanalnetz wurde auf die Ortsteile Pötting (dort nur die Wasserleitung) und Miesberg erweitert.
2004 Rettenschöss erhielt als letzte Gemeinde im Bezirk Kufstein einen Kindergarten.
2004 wurde zum Jahresende der Tourismusverband Rettenschöss aufgelöst und an den „Kaiserwinkl“ angeschlossen.
30. August 2005 Alexander Buchauer