Wappen von Kufstein  Ortsteile: Endach, Kufstein, Kufstein-Kaisertal, Kufstein -Stadtberg, Mitterndorf, Morsbach, Thierberg, Weissach, Zell

In der Tischoferhöhle im Kaisertal wurden 1906 mehrere Pfeilspitzen aus der Zeit um 30.000 vor Christus gefunden. Dies stellt den ältesten Fund menschlicher Spuren in Tirol dar. Aus der frühen Bronzezeit lassen sich schon teilweise Besiedelungsspuren ableiten, wobei sich in dieser Höhle wahrscheinlich eine Bronzewerkstatt befand, wie verschiedenste archäologische Funde belegen.

Unter römischer Herrschaft war Kufstein auf die Provinzen Noricum und Rätien aufgeteilt, wobei der Inn die Grenze bildete. Neben der Römerstrasse von Veldidena nach Rosenheim, ergaben Untersuchungen auch zwei römische Siedlungskerne in Zell und Langkampfen .

788 wurde erstmals Kufstein im Indiculus Arnonis neben Zell genannt. Dies deutet daraufhin, dass Zell die Wirren der Völkerwanderungszeit als Siedlung überstanden hatte. Über den Ort wurde die bayrische Landnahme in Tirol eingeleitet und auch die Missionsbestrebungen von Salzburg aus, nahmen ihren Anfang in Kufstein.

Kufstein gehörte zum Herzogtum Bayern und stellte später neben Kitzbühel und Rattenberg ein „Landgericht" dar. Wurde der Ort im 11. Jahrhundert noch als Dorf bezeichnet, so erhielt Kufstein im 13. Jahrhundert den Status als Markt. Erstmals wurde auch 1205 das „castrum" (Burg) urkundlich erwähnt. Die Markterhebung und auch die Errichtung der Burg machen die Bedeutung dieser Siedlung deutlich: Durch Kufstein führte sowohl der Wasserweg über den Inn als auch die Strasse nach Rosenheim. War zu dieser Zeit neben dem Herzog von Bayern auch das Bistum Regensburg Besitzer der Burganlage, so konnten sich die Herzöge bis 1213 als alleinige Herrscher durchsetzen.

Durch die Ehe zwischen der letzten Görzer Gräfin von Tirol, Margarethe Maultasch, mit Ludwig von Brandenburg, kam Kufstein 1342 als Brautgeschenk erstmals zu Tirol, musste aber 1369 im Frieden von Schärding wiederum an Bayern abgetreten werden. In der Folge wurde der Ausbau der Siedlung und der Burg von den Bayern stark gefördert, sodass Stephan III. von Bayern Kufstein im Jahre 1393 zur Stadt erhob. Der größte Vorteil für die Bevölkerung war neben den Freiheiten vor allem das Stapel und Niederlagsrecht. 1415 wurden weitere Verstärkungen an der Burg vorgenommen und ab 1480 eine Grabensteuer eingeführt, welche für den Ausbau der Stadtbefestigung vorgesehen war. Das Ensemble Burg Stadt galt ab dieser Zeit als uneinnehmbar.

1503 brach der bayrische Erbfolgekrieg aus, der für das Haus Habsburg die Möglichkeit bot, Kufstein an Tirol zu bringen. Kaiser Maximilian stellte sich auf Seiten Albrecht von Oberbayern, der ihm für seine Hilfe gegen Herzog Ruprecht von der Pfalz die Landgerichte Kufstein, Kitzbühel und Oberbayern versprach und bereits als Pfand übergab. Hans von Piezenau übergab aber Burg und Stadt Kufstein den anrückenden pfälzischen Truppen. Kaiser Maximilian reagierte auf diese Herausforderung und traf am 1. Oktober 1504 vor der Stadt mit ausreichender Artillerie ein.  3 Tage später begann der Beschuss, der zwar gegen die Burg keine Wirkung zeigte, die Stadt aber stark beschädigte. Daraufhin wurde Kufstein am 12. Oktober an den Habsburger übergeben.  Erst der Einsatz der zwei großen Feldschlagen aus dem Innsbrucker Zeughaus, „Purlepaus" und „Weckauf", welche auf Flößen nach Kufstein gebracht worden waren, schossen binnen drei Tagen die Anlage sturmreif. Als Piezenau nun die Festung übergeben wollte, akzeptierte der Kaiser dieses Angebot nicht und ließ am 17. Oktober die Burg stürmen. Der Burghauptmann und 17 Verteidiger wurden in der Folge hingerichtet. Im Friedensschluss von Köln wurde die Übergabe der 3 Gerichte bestätigt.

Sofort wurden die Festung und die Stadt wieder Instand gesetzt. Anstelle des bisherigen Bergfriedes wurde nun ein den Erfordernissen der Zeit entsprechender Rundturm errichtet, der mit Kanonen bestückt wurde und das gesamte Tal bestreichen konnte.  Nachdem die Bauerkriege an Kufstein ohne Konflikte vorübergegangen waren, machte sich in der Stadt ein starker Zulauf zu den Wiedertäufern breit, die von kirchlichen als auch von weltlichen Behörden stark verfolgt wurden. Bis 1580 wurden 22 Kufsteiner wegen ihrer religiösen Überzeugung hingerichtet und viele andere mussten auswandern.

Bei einer Brandkatastrophe wurde 1546 ein großer Teil der Stadt zerstört, welche durch eine Unachtsamkeit durchziehender päpstlicher Truppen ausgelöst wurde.

1555 wurde durch einen Befehl König Ferdinands I. die Festungsanlage wiederum ausgebaut:  So wurde vor allem die Stadtmauer durch unzählige Bastionen und Türmen verstärkt.

Im Vorfeld des 30 jährigen Krieges wurden eine Schanze zwischen Zahmen Kaiser und Kufstein errichtet, die aber im Kriegsverlauf  niemals benötigt wurde.

In der Zwischenzeit hatte sich in Kufstein mit dem Wochenmarkt und den 2 Jahrmärkten ein reges wirtschaftliches Leben entwickelt: Einerseits florierte der Handel, der durch das Stappelrecht stark gefördert wurde, andererseits wurden immer mehr Handwerksbetriebe ins Leben gerufen. So befanden sich zu dieser Zeit allein 4 Bierbrauereien in Kufstein.

Im Spanischen Erbfolgekrieg wurde 1703 die Stadt und Festung Kufstein von den Bayern bedroht. Unter dem Kommando von Feldmarschall Gschwindt wurde die Vorstadt angezündet, wobei das Feuer die Stadtmauer überwand, die Stadt zerstörte und schließlich bis in den großen Turm der Festung kam. Dort wurden große Mengen Schießpulver gelagert, welche explodierte und die gesamte Anlage verwüstete. Ein Teil der 500 Mann zählenden Besatzung floh mit der Bevölkerung über den Inn, die nachrückenden Baiern konnten die Festung einnehmen und erst durch den Ilbesheimer Vertrag kam Kufstein zurück an Tirol.

1782 wurde unter der Leitung des Hofbaumeisters Gumpp die Festung wiederum ausgebaut. Vor allem wurde die Josefsburg mit Kasematten reich ausgestattet.

Im 3. Koalitionskrieg wurde die Festung durch die Franzosen unter General Deroy eingenommen und kam im Frieden von Pressburg 1805 zu Bayern. Während des Tiroler Freiheitskampfes versuchten die Tiroler Schützen mehrmals erfolglos die Festung einzunehmen. Im Gegensatz zur Festung hatten sie aber die Stadt im Sturm erobert und die Bevölkerung litt unter den Repressalien beider Kriegsparteien. Nach der Niederlage Napoleons kam am 7. Juli 1814 Kufstein wieder zu Tirol.

Dieser Krieg hatte Kufstein stark verändert: die wirtschaftliche Kraft war beinahe zum Erliegen gekommen und der Aufbau dauerte lange. Die Festung selbst hatte ihre militärische Bedeutung stark verloren und diente fortan nur mehr als Garnison und der Kaiserturm als Staatsgefängnis.  1865 wurde das Gefängnis geschlossen und 1888 zog die letzte Garnison aus.

Ab 1849 nahm die Stadt wiederum einen Aufschwung durch die Familie Kink, welche zu dieser Zeit ein Zementwerk errichtete, ein Krankenhaus stiftete und den ehemaligen Stadtgraben auffüllen ließ, wodurch sich die Stadt ausdehnen konnte, bzw. eine Verbindung zwischen Vorstadt und Stadt hergestellt wurde.

1858 wurde die Bahnlinie Rosenheim Kufstein Innsbruck eröffnet, 1867 die Brennerbahn. Dadurch verlor zwar die Innschiffahrt ihre Daseinsberechtigung, aber Kufstein entwickelte sich zu einer extrem wichtigen Zollstation.

1870 wurde der erste Kindergarten Tirols gegründet, wobei auch die erste Kindergärtnerinnenbildungsanstalt Österreichs hier ihren Anfang nahm.

Kirchengeschichte

Schon um 788 wird urkundlich eine Vituskirche genannt. Kufstein, als östlicher Außenposten war der erste Tiroler Ort, der von den salzburgschen Missionsbestrebungen ergriffen wurde und bildete auch das religiöse Zentrum des Unterinntales. Im Indiculus Arnonis wurde die Vituskirche als Pfarrkirche tituliert, wurde aber bald zu einer Filiale von Ebbs degradiert.  1373 erhielt die Stadt einen eigenen Priester, wobei die seelsorglichen Aufgaben ab 1781 in den Händen der Augustiner lagen.  1810 wurde Kufstein zur Stadtpfarre erhoben.

Kirche zum Hl. Vitus (Pfarrkirche)

Bereits 788 wurde dieses Gotteshaus erstmals urkundlich genannt. Um 1500 wurde die bisherige Kirche geschliffen und anstelle des alten Baues eine dreischiffige Hallenkirche erbaut, welche im 17. Jahrhundert barockisiert wurde. Besonderes Augenmerk verdient sich die Weihnachtskrippe der Kirche, deren Figuren teilweise auf 1520 zurückgehen sollen.

Berühmte Persönlichkeiten aus Kufstein:

Madersperger, Josef

Geb. 6.10.1768 in Kufstein, gest. 2.10.1810 in Wien
Josef Madersperger erlernte die Schneiderei in der väterlichen Werkstatt, ging nach der Lehre auf Wanderschaft, welche ihn bis nach Wien führte. 1799 wurde er Bürger von Wien wo er 1810 die erste Nähmaschine erfand, nachdem er jahrelang an so einem Gerät konstruiert hatte. 1814 suchte er um das Privileg für die Erfindung an, welches ihm ein Jahr später gewährt wurde, doch konnte Madersperger die Kosten für dieses Patent nicht bezahlen, wodurch es bald wieder erlosch. In der Folgezeit verbesserte er die Maschine immer weiter, verarmte jedoch dabei, sodass er im St. Marxer Bürgerversorgungsheim landete. Er wurde nach seinem Tod 1810 in einem Armengrab verscharrt.

Sinwel, Rudolf

Geb. 5.4.1865 in Kufstein, gest. 26.10.1947 in Innsbruck.
Mit drei Jahren wurde  Rudolf Sinwel zum Vollwaisen, wobei er und seine sieben Geschwister in verschiedenen Familien untergebracht wurden.  Trotz seiner sozialen Situation besuchte er das Gymnasium und später die Universität in Innsbruck, wo er Geschichte und Geographie studierte. Bis 1917 war er nach dem Ende seines Studiums als Lehrer in den beiden Fächern tätig, lange Zeit auch im Ausland.
Daneben widmete er sich der Erforschung heimatkundlicher Themen. Allein über Kufstein sind von ihm über 80 Artikel erhalten. 1920 war er ein Mitbegründer der „Tiroler Heimatblätter". Daneben schrieb er mehrere teils mehrbändige Bücher.

Autor: Mag. Michael Fritz