Ortsteile: Außerweg, Unterweg, Oberweg
Funde selbst weisen nicht auf eine urzeitliche Besiedelung hin, jedoch ist es nahe liegend, dass die illyrischen Bewohner Matreis zu dieser Zeit das Navistal als Weide und Jagdgebiet nutzten. Des Weiteren ist auch nicht erforscht, ob die Kupfervorkommen genutzt wurden.
In der Zeit der römischen Besatzung wurden erste Viehhöfe und Almen angelegt, welche aber nur halbjährig bewohnt waren. Die dauernde Besiedelung erfolgte erst im 12. Jahrhundert durch die Errichtung von Schwaighöfen. 1257 findet sich die erste urkundliche Erwähnung des Tales als „Navisse“. Um 1350 war der Siedlungsausbau bereits großteils abgeschlossen und im 15. Jahrhundert existierten 50 Höfe im Tal.
Am Taleingang , auf Matreier Gemeindegebiet, wurde im frühen Hochmittelalter die Burg Aufenstein errichtet. Sie war die Stammburg der Herrn von Aufenstein, dem mächtigsten Adelsgeschlecht des Wipptales. Die Ministerialen der Grafen von Andechs konnten immer mehr an Bedeutung gewinnen. So wurde 1304 Konrad von Aufenstein Landmarschall von Kärnten, welches er 1335 beim Ausstreben der Grafen von Tirol in männlicher Linie an Österreich vermittelte. Die Rache der Tiroler Landesherrin Margarete Maultasch folgte auf dem Fuße, so wurde der Stammsitz Aufenstein im Jahre 1336 zerstört. Die Burg wurde nicht wieder aufgebaut, nur die Schlosskapelle blieb erhalten. „Der Burgberg zu Aufenstein samt dem Gemäuer“ wurde 1430 als Lehen vergeben, was belegt, dass man niemals an einen Wideraufbau der Festung dachte.
1474 wurde aus den Mauerresten die spätgotische St. Kathrein Kirche errichtet. Vier Tafelbilder aus dieser Zeit befinden sich heute im Landesmuseum Ferdinandeum. Eine lebensgroße Figurengruppe der Verkündigung Mariens aus dem 14. Jahrhundert wurde in die neue Kirche aus der Schlosskapelle überführt. 1718 wurde sie Innen barockisiert und erhielt einen neuen Hochaltar im Rokoko Stil.
Die zweigeschossige Schlosskapelle wurde seit dem 19. Jahrhundert als Schulgebäude genutzt. 1909 fielen einer Lehrerin Fresken auf, welche durch eine Schutzmauer abgedeckt wurden. Nachdem Bau der neuen Schule konnten die Fresken restauriert werden und stellen den wichtigsten Freskenfund Nordtirols aus der Frühgotik und der Renaissance dar. Mehrere Bildzyklen sind bestens erhalten:
Triumph des Todes, Gastmahl des Nikodemus, Pfingstwunder und Majestas Domini.
Neben der St. Kathrein Kirche und der Schlosskapelle wurde 1577 erstmals die St. Christophorus Kirche erwähnt. Diese wurde unter der Leitung von Franz de Paula Penz 1756 barockisiert und im selben Jahr wurde Navis zur Kuratie erhoben. 1905 wurde der Bau nochmals umgestaltet, diesmal im neugotischen Stil. Durch einen Hangrutsch 1965 musste St. Christophorus gesperrt werden und 1970, nach Errichtung eines neuen Gotteshauses nach Plänen von Clemens Holzmeister, abgetragen.
Bedeutende Naviser
Mons. Prof. Dr. Franz Kolb
Geb. 12.1.1886 in Navis gest. 4.9.1959 in Innsbruck
Nach dem Besuch des Gymnasiums in Brixen , absolvierte er dort auch das Priesterseminar, bis er 1909 zum Priester geweiht wurde. Als Kooperator war er in Trins, Wattens, Vinaders und Kematen tätig und begann im Jahre 1913 das Studium der Geschichte, Geograhie und Sozialwissenschaften an der Universität Innsbruck. Durch den Beginn des ersten Weltkrieges musste er seine Studien unterbrechen und betätigte sich als Divisionspfarrer. 1921 schloss er das Studium mit Doktortitel ab und wurde Geschichtsprofessor am Brixener Gymnasium, wurde jedoch 1923 aus Südtirol ausgewiesen. In Innsbruck übernahm er die Leitung des Sieberschen Waisenhauses im Saggen und war als Religionslehrer beschäftigt. Auch politisch engagierte er sich, indem er zum Verbanspräses der katholischen Arbeiterverbände bestellt wurde. 1927 bis 1933 war er Abgeordneter zum Österreichischen Nationalrat, wo er eine weltweit Aufsehen erregende Rede zur Südtirol Frage hielt. In der Funktion des Leiters der Lehrerbildungsanstalt Innsbruck (ab 1936) bekämpfte er den Nationalsozialismus auf das Schärfste. 1938 wurde er zweimal verhaftet und aus dem Schuldienst entfernt. Von 1939-41 war er Professor für Kirchengeschichte in den Priesterseminaren Volders und St. Michael. 1941-45 war er Pfarrer von Obernberg und 45 bis 50 Religionsprofessor in Innsbruck, daneben war er der Landeskurat des Tiroler Schützenverbandes.
1950 trat Monsignore Kolb in den Ruhestand und konnte sich der Geschichte widmen. So brachte er Bücher zur Geschichte des Wipptales, des Tiroler Brauchtums und den Freiheitskämpfen heraus. Mehrfach ausgezeichnet erhielt er als erste Persönlichkeit das Ehrenzeichen des Landes Tirol.
1959 verstarb der päpstliche Geheimkämerer, eine seiner vielen Auszeichnungen, in Innsbruck.
Franz de Paula Penz
Geb. 1.4.1707 in Navis, gest. 12.3.1772 in Telfes
Nach dem Theologiestudium in Brixen wurde er 1730 zum Priester geweiht. Seine Begabung für das Baufach konnte er als geistlicher Baudirektor ab 1735 nutzen, ein Jahr später wurde er Kooperator in Telfes im Stubaital.
Sein Arbeitsstil war folgendermaßen organisiert: Franz de Paula Penz plante den Bau, ließ aber Kleinigkeiten von den jeweiligen Handwerkern ausarbeiten. Günstige Künstler wurden für die Innenausstattung herangezogen. Die Planung beruhte immer auf dem entsprechen Budget, welches eine Gemeinde aufbringen konnte. Ein „mobiler“ Bautrupp wurde zu den jeweiligen Bauten geschickt, der mit freiwilligen der jeweiligen Gemeinden verstärkt wurde.
Sein erster Auftrag als Baudirektor betraf die Barockisierung der Kirche von Arzl bei Innsbruck. Diesem folgte der Bau einer Kuratie in Gnadenwald. Der erste Kirchenneubau begann 1742 mit der „alten“ Pfarrkirche von Weerberg.
1746/47 baute er die Pfarrkirche und einem Widum in Fulpmes, 1748/49 Kirche und Widum in Schönberg, 1750/51 die Kirche in Gossenaß.
Sein Hauptwerk stellt die Wiltener Basilika dar, welche zwischen 1751 und 1755 errichtet wurde. Sie gilt als die schönste Rokoko Kirche Tirols.
1751/52 leitete Franz de Paula Penz den Bau des Domes von Brixen, wurde aber aufgrund von Intrigen von diesem Projekt abgezogen.
1753 wurde er zum Pfarrer von Telfes bestellt und begann in diesem Jahr auch den Bau einer Kirche in Anras.
Dieser folgten die Pfarrkirche von Telfes (1754), eine Kirche in Schmirn (1756/57), in Navis (1756) , in Obertilliach (1762-64) in Steinach (1763-65), in Brixen (1765-67), und in Neustift im Stubaital (1768-74). Diesen letzten Bau konnte er jedoch nicht mehr vollenden. Er starb 1772 in Telfes und wurde in der dortigen Pfarrkirche beerdigt.