{tab=Geschichte}
Matrei ist neben Rattenberg die kleinste Gemeinde Tirols, da die einzelnen Ortsteile wie Mühlbachl und Pfonds politisch selbständige Gemeinden bilden. Kulturell und wirtschaftlich sind diese drei Ortschaften aber eng verwachsen.
Aufgrund der Lage auf der Nord-Süd Route über den Brenner war Matrei schon früh besiedelt. So ist am Schlossbühel bereits in der Frühbronzezeit eine Siedlung durch Funde nachweisbar. Wahrscheinlich lässt sich auch der Name Matrei auf diesen illyrischen Ursprung zurückführen. Hinter dem Gasthof Eisenstecken fand man 1964 hundert illyrische Urnengräber, was auf eine größere Ansiedlung schießen lässt.
Um 200 n. Chr. errichteten die Römer im Gebiet des Raspen- oder Laimbichels eine Raststation mit Namen „locus Matreia“. 200 Jahre später ist in Bezug auf Matrei schon die Strassenstation „Matreium“ in Karten eingezeichet. Bereit in dieser Zeit scheint das Christentum in dieser Region verbreitet gewesen zu sein. In karolingischer Zeit wurde dann die Urpfarre Matrei errichtet.
Die heutige Zerstückelung des Ortsgebietes auf drei Gemeinden geht auf das Mittelalter zurück: Das Gebiet um die Pfarrkirche unterstand dem Schlossfrieden des Schlosses Matrei, der Markt wurde vor dem Jahr 1000 vom Bistum Brixen gegründet und unterstand verwaltungstechnisch und auch juristisch dem dortige Bischof.
Da sich die Römerstrasse bei Matrei gabelte – ein Weg führte nach Innsbruck, Augsburg und Scharnitz, der andere über Ellbögen und Lans nach Hall. Die Bedeutung von Matrei in dieser Zeit spiegelt auch die Tatsache wieder, dass der Verkehr durch diesen Ort ging als durch Innsbruck und Hall zusammen und dass 70 Kaiserzüge durch Matrei nach Rom marschierten. Aus diesen Tatsachen ergibt sich die für Tirol ungewöhnliche bauliche Struktur des Marktes: An der Strasse reihten sich Gasthöfe und Handerwerkerwerkstätten aneinander. Architektonisch stellte Matrei eine Mischung aus Bürger- und Bauernhäusern dar. Das heutige Gasthaus „zur Uhr“ war zu dieser Zeit das Ballhaus. Noch heute erinnert ein Wappenfresko an seinen Erbauer Augustin Heuerling aus dem Jahre 1471. Neben diesem Gebäude befand sich die für den Verkehr und Handel wichtige Waage von Matrei.
1447 wurde in Matrei ein Bürgerspital von Hans Günther und seiner Frau gegründet, dessen Hauptaufgabe es war, kranke Reisende zu versorgen.
1497 übergab der Bischof von Brixen die Gerichtsbarkeit über Matrei dem Tiroler Landesfürsten.
Beim Tiroler Freiheitskampf im Jahre 1809 traten mehrere Matreier ins Rampenlicht: die Mutter Andreas Hofers wurde in diesem Ort geboren, Josepf Rapp wurde Finanzreferent der Regierung unter Andreas Hofer und Joseph Eisenstecken tat sich als Schütznkommandant militärisch hervor.
1810 wurde die Gerichtsbarkeit an das Landgericht Steinach abgetreten.
Die wirtschaftliche Situation Matreis blieb bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgrund des Transits gut, durch die Errichtung der Brennerbahn jedoch veränderte sich die Lage erstmals grundlegend. Nun ging der Verkehr nicht mehr durch, sondern am Ort vorbei.
1914 kam es letztmals zu einem großen Brand in der Gemeinde, jedoch wurde beim Wiederaufbau das ursprüngliche Ortsbild nicht verändert.
Im zweiten Weltkrieg gehörte Matrei zu den am meisten bombardierten Orten Tirols. Beinahe ganz Matrei wurde beim Versuch der Alliierten zerstört, die deutschen Truppen vom Nachschub über die Brennerbahn abzuschneiden.
Nachdem Krieg konnte Matrei noch einmal vom Tourismus und dem Durchreiseverkehr profitieren, jedoch wurde aus dem Verkehr bald ein Fluch, da anstelle von PKWs immer mehr LKWs durch die enge Hauptstrasse rollten.
{tab=Kirchengeschichte}
Wahrscheinlich kam das Christentum schon unter den Römern ins Gebiet von Matrei. In der karolingischen Zeit wurde dann die Urpfarre Matrei errichtet, zu welcher folgende Gebiete gehörten: Matrei, Steinach, Trins, Gschnitz, Obernberg, Vinaders, Gries am Brenner, St. Jodok, Schmirn und Hintertux. Heute gehören nur mehr Pfonds und Mühlbachl zur Pfarre.
1311 wird erstmals die Matreier Pfarrkirche urkundlich erwähnt. 1754/55 wurde die Kirche vom romanischen Stil in den Barock übertragen, wobei die Deckenfresken von Joseph Adam Mölk. An der Aussenfassade beim Haupteingang wurde bei der Renovierung im Jahre 1925 ein spätgotisches Fresko freigelegt. Am Hochaltar befindet sich das Gnadenbild des „Herrn im Elend“, das eigentlich eine liegende Christusfigur darstellt. Angeblich wurde diese Skulptur von Heinrich von Aufenstein 1210 aus dem heiligen Land nach Matrei gebracht.
Neben der Pfarrkirche in Matrei steht die Johanneskirche: 1284 erstmals urkundlich erwähnt, wurde sie unter Niklaus Türing, dem Errichter des Goldenen Dachls, in ihre heutige gotische Form umgestaltet Sie stellt ein Juwel gotischer Baukunst in Tirol dar.
1646 bis 1648 wurde die Spitalskirche in Matrei errichtet.
{tab=Persönlichkeit}
Joseph Eisenstecken
Geb. 1.April 1779 in Matrei am Brenner; gest. 1.Mai 1827 in Gries bei Bozen
In seiner Jugend übersiedelte seine Familie von Matrei nach Bozen 1796 trat er freiwillig ein bei den österreichischen Feldjägern ein Bei den Feldzügen in Italien konnte er große militärische Erfahrung sammeln. 1809 nahm er als Adjutant Andreas Hofers an den ersten beiden Bergiselschlachten teil, bei den er sich bewährte und zum Landeschützenmajor ernannt wurde. Danach wurde er ins Hauptquartier des Erzherzog Johann abkommandiert, kehrte Ende September wieder nach Tirol zurück und übergab Hofer eine goldene Kette und 3000 Golddukaten des Kaisers. Darauf wurde er zum Oberkommandanten in Südtirol ernannt. 1810 musste er nach Wien flüchten. Als Tirol wieder bei Österreich war, zog sich Eisenstecken ins Privatleben zurück. 1815 traf er den Kaiser in Bozen und bekam eine Majorspension zugestanden.
Heute erinnert noch ein Wandgemäde an seinem Geburtshaus in Matrei an ihn.
Joseph Rapp
Geb. 28 Februar 1780 in Matrei am Brenner; gest, 30. Juli 1865 in Innsbruck
Er wurde in gleichem Haus wie die Mutter Andreas Hofers in Matrei am Brenner geboren. Die Familie übersiedete nach dem großen Brand von Matrei im Jahre 1790 nach Innsbruck, wo er das Gymnasium besuchte. In den Jahren 1799 und 1800 zog er mit Tiroler Aufgeboten gegen die Franzosen. 1803 beendete er sein Jusstudium an der Innsbrucker Universität.
1806 begann sein Staatsdienst als Advokat im Fiskalamt Innsbruck. Unter Andreas Hofer wurde er 1809 Finanzreferent, musste jedoch nach der Niederlage der Tiroler nach Wien flüchten. Bis 1915 blieb er in der Hauptstadt und arbeitete als Anwalt und Notar. Als er nach Tirol zurückkehrte, wurde er Kammerprokurator und Leiter der juridischen Studien. Von 1829 bis 1848 war er als Oberösterreichischer Kammer Prokurator in Linz tätig. Ab 1848 bekleidete er denselben Posten in Tirol bis zu seiner Pension. Während dieser Zeit schrieb er mehrere Bücher über die Rechtsgeschichte Tirols. Des Weiteren schilderte er die Ereignisse des Jahres 1809 aus der Sicht eines Insiders.
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