Ortsteile: Planken, Gries, Ritten, Lueg, Brennersee, Venn, Brenner, Neder, Vinaders, Au, Gasse, Egg, Nösslach
Gries entstand erst im Spätmittelalter als Durchzugsort für die Brennerroute. Die zu Gries gehörenden Weiler haben jedoch eine ältere Geschichte: Die ältesten Siedlungen findet man in Nösslach und Vinaders. Sie wurden wahrscheinlich in vorrömischer Zeit von Siedlern, welche den Weg über den Brenner benutzten, gegründet. Dieser Weg wurde in römischer Zeit ausgebaut und ab dieser Zeit zogen Händler, Reisende und Pilger an den Weilern vorbei.
Sehr früh entstanden auch Kirchen, welche den Pilgerpatronen geweiht wurden. So wurde Vinaders 1313 und Riten 1325, Gries selber aber erst im Jahre 1531 erstmals urkundlich erwähnt. Sehr früh wurde eine Höhlenburganlage auf Grieser Gemeindegebiet errichtet, welche die Brennerstrecke schützen sollte. Da sich um diese Anlage jedoch ein Konflikt zwischen den Landesherrn und den Bischöfen von Brixen entwickelte, legte man 1241 vertraglich fest, die Anlage zu schleifen. 1287 wurde am Lueg (bedeutet „Loch“) eine befestigte Zollstelle von den Tiroler Landesherrn erbaut. Aufgrund seiner Lage konnte am Lueg der höchste Gewinn aller Tiroler Zollstellen erwirtschaftet werden. Die Bedeutung dieser Einrichtung wird ersichtlich, wenn man bedenkt, dass Herzog Friedrich IV. von Tirol anstelle einer Kapelle eine kleine Kirche am Lueg errichten ließ, welche in den Jahren 1641-1811 sogar eine eigene Kuratie darstellte.
Da es in den Wäldern von Gries zahlreiches Vorkommen von Wild gab, besuchte Kaiser Maximilian I. mehrmals diesen Ort und nächtigte im Gasthof „Weißes Rössl“.
Aufgrund des sehr ertragreichen Bergbaues im Obernberger Tal wurden Hütten in Gries und Vinaders errichtet, die beim Ende des Bergsegens bis 1560 alle geschlossen wurden.
Die Bedeutung der Zollstätte Lueg war 1815 beendet, nachdem der Zoll aufgelöst worden war. Schon 1809 hatte General Lefebvre als Reaktion auf die Niederlage in der Sachsenklemme die Zollstation zerstört.
Bis 1919 verlief die Gerichtsgrenze von Sterzing und Steinach durch das Gebiet des Weilers Brennersee, wobei der Weiler bis heute zur Pfarre Brenner gehört.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde für ein paar Jahre am Nösslachjoch Steinkohle abgebaut.
Die Geschichte von Gries war geprägt von der Spannung zwischen den bäuerlich, lange gewachsenen Weilern und dem handwerklich geprägten jungen Gries, welches sich vor allem am Transit orientierte.
Kirchengeschichte
Aufgrund der vielen Weiler, welche zur Gemeinde Gries am Brenner gehören, stellt sich die Kirchengeschichte sehr inhomogen dar.
Vinaders war der erste Ort im Wipptal, der sich von der Urpfarre Matrei am Brenner lösen konnte. Die Kirche zum Hl. Leonhard wurde wahrscheinlich bereits vor 1000 als Pilgerkirche für Romfahrer errichtet. Um 1550 wurde Vinaders eine Kuratie mit den Weilern des Silltales von Stafflach bis Brennersee und das Obernbergtal.
In Lueg wurde im 15. Jahrhundert eine kleine Kirche errichtet, welche nach mehreren Ausbauten ebenfalls 1641 zur Kuratie erhoben wurde. 1811 wurde sie der Kuratie Vinaders einverleibt.
Trotz des ersten Kirchbaues in Gries im Jahre 1635 dauerte es bis 1793, dass ein eigener Geistlicher die Gemeinde betreute. Vinaders hatte sich immer dagegen gewehrt, da man dort befürchtete, in einer neuen Kuratie in Gries aufzugehen. Den Status als Expositur von Vinaders konnte Gries erst 1941 ablegen, als es zur eigenständigen Pfarre erhoben wurde.
Gries/Vinaders ist reich an Kirchen, was sich aus der Lage und der Siedlungsgeschichte ergibt. Einerseits wurde in vielen abgelegenen Weilern eine Kirche errichtet, andererseits war die Brennerroute eine stark frequentierte Pilgerstrecke.
Hl. Leonhard in Vinaders
Wahrscheinlich vor dem Jahr 1000 gebaut, wurde die Kirche 1337 im Rahmen einer Rodurkunde erstmals erwähnt. Die erste Vergrößerung und Umbau erfolgte im Jahre 1489, wobei sie im gotischen Stil umgestaltet wurde. Aus Angst vor einer Übernahme der Kuratie durch Gries, sahen sich die Vinaderer gezwungen 1802 die Kirche nochmals zu vergrößern und zu barockisieren. Gotisch blieb nur das Portal und der Turm.
Hl. Jakob in Nößlach
Nach einer Aufzeichnung des Stiftes Wilten soll der Ritter Peter Trautson diese Kirche im Rahmen seines Pilgerzuges nach Santiago de Compostella 1305 gestiftet haben. Diese Zeitangabe ist zwar durch viele Umstände schlüssig, so war Nößlach ein Gebiet der Familie Trautson und auch der Baustil entspricht dieser Zeit, kann jedoch nicht bestätigt werden. Die erste gesicherte Zeitangabe wurde in einem Ablassbrief für die Jakobskirche mit dem Jahr 1426 verewigt. 1494 erhielt sie einen neuen Flügelaltar, der noch heute in der Kirche vorhanden ist. 1661 wurde die Kirche grundlegend umgebaut.
Maria Heimsuchung in Gries
1634 wurde durch den Wirt des Gasthauses „am Gryes“ eine Kirche errichtet. Bereits 1676 musste der Bau erweitert werden. 1823-1828 wurde die Kirche gänzlich neu errichtet, da durch die Errichtung der Expositur die Besucherzahlen immens gestiegen waren. Der Bau ist ein typischer Vertreter des Barockstils der in Tirol durch Franz de Paula Penz geprägt wurde.
Hl. Christoph und Sigmund in Lueg
Unter Friedrich IV. von Tirol wurde neben der Zollstation eine kleine Kirche errichtet, wofür Erzherzog Sigmund eine Kaplanei stiftete. Obwohl in gotischem Stil errichtet, erinnert die Kirche eher an die Romanik. 1684 wurde die Kirche nochmals umgestaltet, wobei ein Vorraum hinzu kam und das Innere barockisiert wurde. Der Widum wurde in der Zeit des Baues der Südbahn als Spital verwendet