Die Gemeinde Virgen setzt sich aus folgenden Ortschaften zusammen: Dorf Virgen, Göriach, Mellitz, Mitteldorf, nieder- und Obermauern.
Funde lassen darauf schließen, dass dieses Gebiet bereits in der Bronzezeit besiedelt war. Man kann in dieser Zeit von einem regen Bergbau ausgehen und auch die Verarbeitung der geförderten Materialien wurde vor Ort durchgeführt: Schmieden und erzverabeitende Werkstätten wurden gefunden. In der Nähe von Obermauern wurde eine Siedlung freigelegt.
Die Römer eroberten dieses Gebiet, das aufgrund seines Erzreichtums für sie sehr wichtig war und gliederten es der Provinz Noricum (im Gegensatz zu Nordtirol, welches zu Rätien gehörte) ein. Es kam zu einer Romanisierung der keltischen Urbevölkerung, wobei auch das Christentum hier sehr schnell angenommen wurde. Der Bischofsitz war in der Stadt Aguntum, wechselte später aufgrund der Gefahren der Völkerwanderung nach Lavant.
Die Römer beherrschten Osttirol 5 Jahrhunderte, bis um ca. 600 als die Slawen und nach ihnen die Baiern in das Land einbrachen. 1164 wird „Virge“ in einem Dokument des Klosters Neustift als Pfarrei ausgewiesen. Diese Pfarre umfasste das Virgen- und das Defreggental. Bis 1254 gehörte Virgen zur Herrschaft Lienz, worauf es zum Gebiet der Grafen von Görz kam.
Virgen lag im Konfliktfeld zweier mächtiger Herrschaftsgebiete im Mittelalter: das Erzbistum Salzburg und der Grafen von Görz. Matrei i. O. wurde im Jahre 1180 dem Erzbistum Salzburg vom Grafen von Lechsgemünde gestiftet. 1252 kam es zum Krieg zwischen Meinhard III. von Görz und Erzbischof Philipp von Salzburg, aus dem der Salzburger als Sieger hervorging und Virgen im Friedensschluß an Salzburg kam. 1308 kam es schließlich zu einem Vertrag, in dem Virgen zu Görz zurückkam. Als das Geschlecht der Görzer mit dem Tode des Grafen Leonhard (1500) ausstarb, kam der gesamte Görzer Besitz an Kaiser Maximilian, das Virgental an die Grafen von Wolkenstein als Lehen vergab.
Um 1540 brach ein Bergfieber aus, wobei 180 Gruben und Schürfrechte vergeben wurden. Doch anstelle großen Reichtums blieb der Segen der Berge aus und der Großteil der Bergbaubemühungen verflachte wieder. Das bedeutendste Erzvorkommen gab es am Glaurat, wo um 1600 die größte Menge an Eisen abgebaut wurde. Dieser Bergbau hatte auch eine direkte Wechelswirkung zu Virgen: Einerseits kamen viele Bergleute aus Nordtirol und andererseits konnten die Virgener aufgrund von Transport, Wegbau und Holzarbeiten vom Bergbau profitieren.
1564 und 1635 wurde Virgen von der Pest verwüstet, wogegen sich die Bevölkerung durch Gelöbnisse und Opfer zu helfen versuchte.
Ansonsten blieb Virgen von den Entwicklungen der Neuzeit großteils unberührt.
Nur die Bauernerhebung unter Michael Gaismair zeigte auch in Osttirol Wirkung. 1525 verjagten die Matreier mit Hilfe von Virgener Bauern den Salzburger Landpfleger und plünderten und besetzten Schloss Weissenstein. Ferdinand II. schickte eine Söldnertruppe nach Osttirol, welche die Ruhe wiederherstellten. Von einer Bestrafung der Aufrührer sah er jedoch ab.
Nach dem Konkurs der Grafen von Wolkenstein im Jahre 1653 kaufte das Haller Damenstift um 142.000 Gulden das Virgental. Der neue Besitzer kümmerte sich nicht um die inneren Angelegenheiten des Tales, wollte aber pünktlich die gesamten zustehenden Einnahmen. Da der Betrag der gefordert wurde oft aufgrund von Missernten nur sehr schwer oder gar nicht aufzubringen war und das Stift diese Umstände nicht akzeptierte, kam es 1704 zu einem Aufstand der Bauern, der aber unter massiven Drohungen eines Militäreinsatzes niedergeschlagen wurde. 1783 hob Kaiser Joseph das Damenstift auf und aus dem Vermögen stiftete er auch einen Fonds aus dem die zukünftigen Pfarrer der Gemeinde bezahlt wurden. Nach der letzten Pestepedemie kam es zu einem rasanten Anstieg der Bevölkerungszahlen, was aufgrund der Erbteilungen der Höfe zu einem großen Problem wurde: die Höfe wurden zersplittert und konnten deshalb wegen ihrer geringen Nutzfläche die Bauern nicht mehr ernähren. Aus diesem Grund kam es zu einem Boom beim Handwerk, wodurch viele Virgener sich in anderen Teilen Tirols niederließen.
Der Krieg gegen Baiern und Franzosen im Rahmen des Unabhängigkeitskrieges traf Osttirol erst spät. 1809 schenkte Napoleon den Baiern ebenfalls das Erzbistum Salzburg. Dadurch kam Matrei in Osttirol auch zu den Baiern. Der Aufstand erhob sich unter dem Eichberger Wirt Anton Wallner und dem Virger Kooperator Martin Unterkircher. Die größte Schützengruppe des Iseltaler Aufstands kam aus Virgen. Nachdem es bei Verhandlungen zu einem regionalen Waffenstillstand kam, wurde dieser durch kleine Zwischenfälle gebrochen und die Iseltaler Schützen besetzten den Aineter Berg als Klause um das Tal abzuriegeln. Am 8. Dezember kam es zur Schlacht, welche den ganzen Tag über andauerte. Die Tiroler siegten und verfolgten die Franzosen bis Lienz. Die Franzosen reagierten mit einem verstärkten Armeeaufgebot und einem unerbittlichen General: 3000 Franzosen mussten von den Gemeinden versorgt werden.. Die Kommandanten und Geistlichen, die zum Aufstand aufgerufen hatten, wurden dann zumeist nach standrechtlichem Urteil erschossen.
Durch den Bau der Südbahn von Wien nach Franzensfeste kam auch Virgen 1871 näher an die weite Welt heran. Viele junge Virgener wanderten nach Amerika aus, leider brachte es aber keiner von ihnen zu großem Reichtum.
Die Anfänge der Virger Pfarrkirche liegen weit zurück, so hat man im Zuge eines Umbaues 1784 an der Kirchenmauer die Jahreszahl 1110 entdeckt. Bei einer Renovierung kam ein romanisches Portal zum Vorschein, was den Schluss zulässt, dass eine romanische Kirche zuerst „gotisiert“ und dann später noch einmal barockisiert (1784) wurde.
Die Wallfahrtskirche Maria Schnee in Obermauern bietet einen einzigartigen Kulturschatz:
An der Nordwand der Kirche ist in vier Mauerfeldern die Heilsgeschichte des Neuen Testaments aus dem 15. Jahrhundert dargestellt. Diese Fresken wurden von Simon von Taisten angefertigt. Weiters ist der gotische Altar fast vollständig erhalten.
Die Burg Rabenstein wird 1182 erstmals urkundlich erwähnt und zwar als „Burg Virgen“.
Während der Görzer Herrschaft wird Rabenstein zum Sitz des Gerichts Virgen und des Urbaramtes. 1333 wurde eine Kaplanei am Fuße der Burg durch Albert IV. gegründet.
1703 übersiedelte der Pfleger von der Burg nach Virgen und der Festungsbau verfiel.
Mag. Michael Fritz
nach: Oberwalder, Louis: Virgen, im Nationalpark Obertauern; Innsbruck /1999.- freundlicherweise von der Gemeinde Virgen zur Verfügung gestellt