Es liegt 13,8 km von Lienz entfernt und ungefähr ebenso weit von Matrei i. O.
Zur Gemeinde St. Johann im Walde gehören außerdem: Weirer - Weiler im Talboden östlich von St. Johann;
Unterleibnig und Oberleibnig sowie die Einzelhöfe Oblass, Öberst, Unter- und Oberferch auf dem sonnseitigen Hang; Personenseilbahn nach Oberleibnig und öffentlicher Interessentenweg nach Oblass und Öberst;
Michelbach - Weiler am schattseitigen Hang; durch eine Personenseilbahn und auf einem Güterweg erreichbar.
Somit ist die Gemeinde St. Johann im Walde eine Streusiedlung zwischen 732 und 1.350 Meter Seehöhe.
Aussichtsberge:
Von der Weißen Wand genießt man einen herrlichen Blick auf Hochschober und Großglockner. Der Bockstein wird häufig über Michelbach erstiegen. St. Johann i. W. ist auch der Ausgangsort zur Hochschoberhütte, die wiederum Ausgangspunkt vieler Bergtouren in der Schobergruppe ist.
Schulwesen:
Im Jahre 1702 wurde in der Gemeinde St. Johann im Walde die Seelsorge als Curatie errichtet. Schule bestand zu dieser Zeit noch keine. Der jeweilige Seelsorger hielt jedoch sogenannte "Haushaltskatechismen" ab, wird aber wahrscheinlich außer Religion keinen Gegenstand gelehrt haben. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts zeigten sich die ersten Spuren eines geregelten Volksschulunterrichts. Zuerst erteilte im Auerfeld, wo es eine Straßenmaut gab, der Einnehmer einigen Knaben (Mädchen waren ausgeschlossen) im Lesen, Schreiben und Rechnen Unterricht. Während der Kriegswirren zu Beginn des 19. Jahrhunderts hörte dieser Unterricht wieder auf, das Einnehmerhaus wurde verlassen und stürzte ein. Bald nach Wiederkehr friedlicherer Zeiten erteilte eine Mesnerin im Mesnerhaus Knaben und Mädchen Unterricht. Von Beruf war diese "Lehrerin" eigentlich Hebamme.
Von 1828 bis 1837 war erstmals ein geprüfter Lehrer, Herr Matthias Putz, tätig. 1838 übernahm die Schule dann der 15jährige Josef Putz, er wirkte 56 Jahre lang. Daneben war er auch Mesner und langjähriger Bürgermeister. Er unterrichtete auch in den Realien und bediente sich bereits der Schreiblesemethode. Er war ein sehr geachteter Mann und erhielt viele Auszeichnungen.
Bis 1895 war das Schullokal eine dumpfe, feuchte Kammer im Pfarrhaus. 1896 wurde ein eigenes Schulgebäude errichtet. Seit 1958 hatte Oberleibnig eine eigene Schule, die 1981 aufgelassen wurde. 1961 wurde auf "Öberst" die Unterrichtsstation Bergl errichtet, die 1969 geschlossen wurde.
1992 Beginn mit dem Neubau einer Volksschule mit Kindergarten und Turnsaal neben dem Areal des damaligen Gemeindehauses. Die Einweihung der Volksschule und des Kindergartens erfolgte am 04.12.1994.
Der Volksschulsprengel wurde am 20. April 1994 von der Bezirkshauptmannschaft Lienz für die Volksschule St. Johann i. W. neu festgesetzt
Pfarrei und Seelsorge:
Aus dem Jahre 1177 stammt der älteste Teil der Pfarrkirche, die heutige Taufkapelle (vor der Hochwasserkatastrophe des Jahres 1965 befanden sich hier Hochaltar und Sakristei). 1503 wurde der 43 m hohe Turm erbaut. Um 1600 und 1750 wurde die Kirche nach Westen verlängert. Da im Frühjahr und im Sommer das Grundwasser sehr hoch steigt, errichtete man das Fundament auf Lärchenpfählen. Bei der Hochwasserkatastrophe im September 1965 wurde das Gotteshaus schwer beschädigt. Der rückwärtige letzte Zubau stürzte ein und musste völlig abgetragen werden. An seiner Statt entstand ein moderner Neubau. Die Verbindung des Alten mit dem Neuen kann als außerordentlich gut gelungen bezeichnet werden. Bei der Hochwasserkatastrophe wurde auch der Friedhof mit dem Kriegerdenkmal völlig zerstört. 1968 konnten Kirche und Friedhof neu eingeweiht werden. Bis dahin hatte der Gemeindesaal als Notkirche gedient.
Auffallen dürfte dem Besucher von St. Johann i. W., dass die Kirche an einem so ungünstigen, schattigen und abgelegenen Platz erbaut wurde. Der Grund liegt darin, dass früher Schlaiten kirchlich zu St. Johann i. W. gehörte.
Im September 1991 konnte eine neue Leichenhalle eingeweiht werden. Gleichzeitig mit dem Bau der Totenkapelle wurde auch der Kirchenvorplatz neu gestaltet und umfriedet.
Kapellen:
Kapelle Hl. Josef in Michelbach: Bau im 18. Jahrhundert, in reizvoller Lage in ca. 1280 m Seehöhe, 1952-54 renoviert. Altarbild: Tod des Hl. Josef (1861)
Kapelle Maria-Schnee in Oberleibnig: auf ca. 1250 m Seehöhe, kleine Kapelle auf vorgeschobenem, gegen das Tal hin steil abfallendem Felsfundament, Bau im 17. Jahrhundert, Erneuerung und Erweiterung zu Beginn des 19. Jahrhunderts, Empore
Kapelle zur Hl. Dreifaltigkeit: in 1070 m Seehöhe beim Oblasserhof, erbaut im Jahre 1804, Bild Kreuzigung mit Maria und Johannes von Johann Hofmann, Empore
Kapelle Sieben Schmerzen Mariens: mit nebenstehender Linde (Naturdenkmal), erbaut um 1804, renoviert um 1980.
Geschichte des Ortes:
St. Johann im Walde ist eine uralte Siedlung, die schon 1177 urkundlich erwähnt wird (Capella s. Joannis in silvia 1177), während Libnich-Leibnig um 1170, Michelbach gar schon 1165 und der villicus de nemore = Mair im Walde um 1285 urkundlich aufscheinen.
Von der Sonnseite grüßt aus schwindelnder Höhe die hart am Rand eines Abgrundes erbaute, weit ins Tal hinausblickende Kapelle von Oberleibnig. Von ihr wird erzählt, dass die Oberleibniger sie ursprünglich ins Dorf gebaut hätten. Als sie fertig war, holten sie die Heiligenbilder, die an einem Baume aufgehängt waren, wo heute die Kapelle steht. Zweimal verschwanden jedoch die Bilder über Nacht und waren wieder an ihrem alten Platz. Darauf packte die Leibniger der Zorn und sie warfen die Tafel den Kofel hinunter. Dieser heißt heute noch im Volksmund der Heiligenkofel. Für diese Untat sollten die Oberleibniger aber büßen. Zur Strafe musste von nun an immer ein "Krummer" auf Leibnig sein. Bemerkenswert wäre noch, dass die Wurzeln des Baumes, an dem die Bilder hingen, noch alljährlich in Saft gehen.
Als im Jahre 1809 die Feinde durchs Iseltal zogen, verdeckten die Oberleibniger ihr Kirchlein mit Bäumen, um ihr Dörfchen nicht zu verraten.
Der Freiheitskämpfer Johann Panzl versteckte sich eine Zeitlang im Keller des Falterbauern. Der blasserbauer erfolgte mit seinen Knechten die Franzosen bis Unterpeischlach. Die Übermacht aber wurde allmählich zu groß, die Unentwegten wurden eingeschlossen und mussten sich verbergen. Obwohl das Versteck nicht günstig war, wurden die Heimatverteidiger doch nicht entdeckt. Zum Dank für diese ganz auffallende Errettung gelobte der Bauer, jeden Sonntag nach dem Gottesdienst einen Rosenkranz zu beten, was lange Zeit auch treulich eingehalten wurde.
Kaum eine Viertelstunde westlich der Kirche von St. Johann i. W. bildet der Gossenbach die Grenze zwischen den Gerichtsbezirken Lienz und Matrei. Da früher dem Landgericht Lienz auch die hohe Gerichtsbarkeit über das Gericht Matrei zustand, mussten die dortigen "Malefizpersonen" (Schwerverbrecher) an dieser Grenze dem Gerichtsdiener von Lienz übergeben werden. Offenbar hat das Bächlein seinen zweiten Namen "Diebsbach" aus diesem Grunde erhalten.
Katastrophen und Krankheiten:
Im Jahre 1803 traten sehr bösartige Blattern auf, und 1918 forderte die spanische Grippe 15 Todesopfer.
1897 wurde das ganze Dörfchen, bestehend aus 5 Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, von Gallus Vergeiner angezündet; auch die einstige Pappefabrik fiel zweimal einer Brandstiftung zum Opfer. Im Reimer Wald ab es im Jahr 1932 ein Großfeuer. Michelbach und Leibnigbach richteten oft arge Verwüstungen an (besonders 1882 und 1891).
Die Hochwasserkatastrophe im September 1965 zerstörte die Kirche, vermurte die Fluren, beschädigte Häuser, versandete die Felder. Während der Hochwasserkatastrophe im August 1966 richtete der Leibnigbach arge Verwüstungen an.
Quelle: Gemeinde St. Johann im Walde