Der Name Hasegg hat sich im Laufe der Jahrhunderte aus der Bezeichnung ÑPfannhaus-Eckì entwickelt. Unter Pfannhaus verstand man das Sudhaus der Saline, in dem die im nahe gelegenen Halltal gewonnene Sole zu Salz versotten wurde. Vier Sudpfannen wurden ständig mit Holz befeuert, weshalb Unmengen von Holz gelagert werden mussten. Um dieses zu bewachen und um gleichzeitig eine eventuell bei den Sudpfannen ausbrechende Feuersbrunst rechtzeitig zu erkennen, wurde bereits im 13. Jahrhundert an der Südwestecke der Saline ein Wachturm errichtet. Er wird beispielsweise 1296 als Ñturris in salinaì, zu deutsch ÑTurm bei der Salineì, urkundlich erwähnt.
Da 1406 der Tiroler Landesfürst seine bisherige Residenz der Stadt als Rathaus geschenkt hatte und somit über kein standesgemäßes Quartier mehr verfügte, begann der seit 1446 regierende Erzherzog Sigmund mit dem systematischen Ausbau des südlichen Teiles des Salinengeländes. Die erste Ausbauphase begann unmittelbar nach Regierungsantritt, die zweite etwa um 1480. Während letzterer wurden der Südtrakt mit dem so genannten Münzertor und der mächtige Münzerturm, der den alten niedrigeren Wachturm ersetzte, errichtet. An diese Bautätigkeit erinnert ein oberhalb des Münzertores angebrachte Wappenstein aus dem Jahre 1489.
Kaiser Maximilian I. setzte 1515 die Bautätigkeit fort. Aus Angst vor einer Feuersbrunst im hölzernen Osttrakt erteilte er dem Steinmetz Nikolaus Thüring d. Ä., dem Erbauer des Goldenen Dachls in Innsbruck, und seinem Sohn Gregor den Auftrag, den Trakt als Steinbau aufzuführen und dort eine neue Kapelle zu Ehren des Hl. Georg einzubauen.
Nach dem Tode Kaiser Maximilians I. fand man für die Burg zunächst keinen rechten Verwendungszweck. Die großen Säle wurden vorübergehend als Getreidesilos verwendet, wobei man hölzerne Zwischenböden zur Steigerung der Lagerkapazität einbauen ließ.
Erst unter dem seit 1564 regierenden Erzherzog Ferdinand II., dem Erbauer von Schloss Ambras bei Innsbruck, kam die Burg zu neuen Ehren. Er ließ 1567 im Westen der Zwingermauer die Werkstätten der Münzstätte errichten, die wegen der Erbauung des königlichen Damenstiftes aus dem Ansitz Sparberegg aussiedeln musste. Die Burg selbst wurde teilweise als Wohnung für Münzbeamte verwendet, im Hof wurde damals ein Münzkontor errichtet, wo heute die Besucher des Münzmuseums die Schauprägungen der ÑAlten Münzeì erleben können.
Die repräsentativeren Räume wie das Fürstenzimmer wurden wieder für die Besuche des Landesfürsten bzw. anderer illustrer Gäste verwendet. Im Laufe der Jahrhunderte wurden zwar immer wieder Umbauten durchgeführt, doch eine grundlegende bauliche Veränderung gab es nicht. Lediglich das große Erdbeben von 1670 führte dazu, dass der nördlich des Münzerturms stehende kleinere Turm bis auf seine heutige Höhe abgetragen werden musste.
Nach dem Ende der Münzstätte 1809 dienten die ehemaligen Werkstätten als Vorratsräume, die Räumlichkeiten der Burg selbst wurden zu Wohnungen für Salinenbedienstete umgebaut. 1974 wurde das ÑFürstenzimmerì beim Umbau einer dieser Wohnungen wieder entdeckt, was in der Folge den Anstoß zur schrittweisen Generalsanierung gab. Heute befinden sich in der Burg das Stadtmuseum, das über den malerischen überdachten Stiegenaufgang im Burghof erreicht werden kann, das Museum der Münztechnik in den Räumen der historischen Münzstätte, eine Galerie in den Gewölben des ehemaligen Zeughauses der Saline, ein Gastronomiebetrieb sowie zahlreiche Veranstaltungsräumlichkeiten.
Die Saline war im Mittelalter eine Haupteinnahmequelle des Landesfürsten und in zwei Betriebsbereiche gegliedert, nämlich den Salzberg im Halltal und das Pfannhaus in Hall. Beiden stand der so genannte Salzmair vor, der von einer Reihe von Beamten, ÑHerrenì genannt, unterstützt wurde. Die heutige Wallpachgasse hieß früher ÑHerrengasseì, weil sie die bevorzugte Wohnstraße der Salinenbeamten war. Auch die Bezeichnung ÑHerrenhäuserì im Halltal erinnert noch daran.
Neben den zahlreichen Neuerungen des 18. Jahrhunderts bedeutete die Steinkohle anstelle des Holzes zur Befeuerung der Sudpfannen den größten Fortschritt. Um 1800 produzierte die Saline jährlich rund 15.000 Tonnen Salz. Auf Grund verschiedener politischer Ereignisse, verbunden mit dem Verlust von Absatzgebieten, verlor die Saline im 20. Jahrhundert allerdings allmählich ihre Bedeutung. Erstmals tauchte zur Zeit des Nationalsozialismus der Gedanke an eine Schließung dieser jahrhundertealten Saline auf. Obwohl die Haller Saline durch die 1951 errichtete Thermokompressionsanlage zum Vorbild für andere österreichische Salinen wurde, stellte die Generaldirektion der österreichischen Salinen den Betrieb mit 5. August 1967 ein.
Georgskapelle - Baugeschichte:
Im Jahre 1515 erhielten der Erbauer des Goldenen Dachls in Innsbruck Nikolaus Thüring d. Ä. und sein Sohn Gregor, den Auftrag, den bisherigen hölzernen Osttrakt der Burg Hasegg durch einen Steinbau zu ersetzen und gleichzeitig eine neue Kapelle zu Ehren des Hl. Georg zu errichten. Vater und Sohn Thüring wählten für die Kapelle ein eigenwilliges Raumkonzept. Sie stellten nämlich die eigentliche Kapelle, die dem Kaiser und seinem engsten Gefolge einen intimen Rahmen bieten sollte, in einen wesentlich größeren Saal. Gleichzeitig wurden die Seitenwände so durchbrochen, dass auch ein größeres Gefolge außerhalb des eigentlichen Kapellenraumes der Hl. Messe beiwohnen konnte. Hauptmotiv Kaiser Maximilians I. zur Erteilung des Bauauftrages war, dass er wegen der ursprünglich eingezogenen hölzernen Zwischenböden ständig den Ausbruch eines Feuers fürchtete und weil ihm die ursprüngliche Kapelle im zweiten Stock zu ungelegen war.
Er gab zu dem Bau ganz persönliche Anweisungen, so wollte er unter anderem, dass an der Decke eine Öffnung geschaffen würde, die es ihm ermöglichen sollte, von seinem oberhalb der Kapelle liegenden Privatgemächern die Hl. Messe zu verfolgen. Wenn Sie die Kapelle betreten und nach oben blicken, können sie diese Öffnung oberhalb des Einganges heute noch sehen.
Von 1567 bis zur Profanierung unter Kaiser Josef II. im Jahre 1787 hielten hier die Münzbeamten ihre jährlichen feierlichen Jahrtage ab. Erst wieder seit 1975 werden hier Messen gelesen, wobei die Kapelle sehr gerne für Hochzeiten gewählt wird.
Georgskapelle ñ Inneres:
Das Kapelleninneren wird zweifellos durch das prächtige Netzrippengewölbe dominiert, welches von insgesamt sieben Wappen haltenden Engelsbüsten getragen wird. Es entsprach der persönlichen Vorliebe Kaiser Maximilians I., Wappen seiner Herrschaftsgebiete überall, wo es möglich war, anzubringen. Man sieht links die Wappen von Tirol, Kärnten, Burgund und vor dem Chor des römisch-deutschen Reiches, rechts die Wappen von Österreich, Steiermark und Krain. Köstlich humorvoll ist die individuelle Gestaltung der die Wappen haltenden Engelsbüsten.
Links neben dem Altar befindet sich die Sakristeinische für die Meßgeräte. Die Türe aus Eisenplatten ist mit den Symbolen des Ordens vom Goldenen Vließ, nämlich den Feuereisen, sowie mit dem Andreaskreuz und dem Kaiseradler bemalt.
Das spitzbogige gotische Eingangsportal aus rotem Marmor erhielt um 1740 Türflügel sowie ein Lünettengitter mit Reichsadler im Rokokostil.
Der Altar stammt nicht aus der Entstehungszeit der Kapelle. Der ursprüngliche Altar dürfte wohl ähnlich jenem auf Schloss Ambras ebenfalls wappengeschmückt gewesen sein. Der heutige Altar stammt aus dem Rokoko und dürfte möglicherweise erst im 19. Jahrhundert in die Kapelle gekommen sein. In der Mitte ist die Statue des Hl. Georg zu sehen, flankiert vom Hl. Sebastian und dem Hl. Florian.
- In dieser Kapelle soll Kaiser Maximilian I. angeblich seine zweite Gemahlin Bianca Maria Sforza geheiratet haben. Wenn Sie Näheres dazu erfahren wollen, drücken Sie die Nr. 3a.
Kaiser Maximilian I. hatte zeitlebens ein besonderes Naheverhältnis zu Hall, was sich nicht alleine mit der wirtschaftlichen Bedeutung der Saline und der damit verbundenen landesfürstlichen Einnahmen oder mit dem Interesse an der Münzstätte erklären lässt. Nicht zuletzt bewies Maximilian sein Wohlwollen gegenüber der Stadt auch dadurch, dass er im Jahre 1501 deren Wappen durch die Beifügung von zwei goldenen Löwen besserte. Wiederholt besuchte er die Waldaufkapelle in der Pfarrkirche, die der oberste Leiter der kaiserlichen Kanzlei und Freund Florian Waldauf von Waldenstein gestiftet hatte. Dieses kaiserliche Interesse an der Stadt verleitete schließlich den Stadtchronisten des 16. Jahrhunderts Franz Schweyger zu der falschen, aber seither immer wieder kolportierten Annahme, die Hochzeit Maximilians mit seiner zweiten Gemahlin Bianca Maria Sforza von Mailand hätte in der Georgskapelle stattgefunden. Abgesehen davon, dass zum Zeitpunkt der Heirat, nämlich 1494, die Georgskapelle noch gar nicht existierte, hätte sie trotz ihrer Schönheit wohl kaum den würdigen Rahmen für eine Kaiserhochzeit abgegeben. Tatsächlich fand die Hochzeit in Innsbruck statt. Maximilian I. und seine zweite Gattin, die er zwar gleich schön aber wesentlich dümmer als seine erste Gemahlin Maria von Burgund fand, hielten sich lediglich einige Tage in der Burg Hasegg auf.
Fürstenzimmer:
Im 19. Jahrhundert wurde dieser Raum durch Einbau von Zwischenwänden und Einziehen einer neuen Decke zu einer Wohnung für Salinenbedienstete umgestaltet. Bei Umbauarbeiten im Jahre 1974 kam zunächst die prächtige gotische Balkendecke zum Vorschein, später legte man durch Beseitigung der Trennwände den gesamten Raum frei. Die Balkendecke wird von einem einzigen mächtigen Querbalken getragen. Aus statischen Gründen muss dieser jedoch gestützt werden. Um den Raum nicht durch eine Säule seiner großzügigen Wirkung zu berauben, entschloss man sich zu einer modernen Konstruktion, die die statischen Kräfte auf die Außenmauern ableitet.
In alten Inventaren wird dieser Raum als ÑFürstenzimmerì oder Ñgroße Stube über dem Kellerì bezeichnet, war also der Aufenthaltsraum der Landesfürsten oder hochgestellter Besucher. Unmittelbar westlich schließt das so genannte Fürsten-Tafel-Zimmer an, das ñ wie der Name schon sagt ñ der Speisesaal des Landesfürsten war.
Eine Besonderheit sieht man in der Ostwand des Fürstenzimmers, nämlich eine, ursprünglich durch eine Türe vom Raum getrennte WC-Anlage aus dem 15. Jahrhundert. Hall war seit jeher bezüglich der Wasserversorgung bevorzugt. Trinkwasser wurde in hölzernen Rohren in die Stadt geleitet, wobei der Wasserdruck ausreichte, Brunnen in oberen Stockwerken zu versorgen. Die Gassen der Stadt durchzog ein ausgeklügeltes System von Abwasserkanälen, durch die ständig frisches Wasser floss. Als Erzherzog Sigmund im 15. Jahrhundert die Burg Hasegg ausbauen ließ, ließ er natürlich auch entsprechende Einrichtungen wie WC-Anlagen, die in die Abwasserkanäle entwässerten, errichten. Auch ist urkundlich eine Badeanlage belegt, die Erzherzog Sigmund 1466 für seine Gemahlin errichten ließ.
- Wenn Sie Näheres zur Geschichte der Trinkwasserversorgung und Abfallbeseitigung der Stadt wissen wollen, drücken Sie die Nr. (5a)
Galerie:
Die beiden heute als Galerie bezeichneten Kellergewölbe mit gotischem Netzgradgewölbe haben im Laufe der Jahrhunderte verschiedensten Zwecken gedient. Ursprünglich waren sie als Zeughaus, also Waffenkammer, der Salineerrichtet worden. Hier wurden von Hellebarden bis zu kleineren Geschützen Waffen zur Verteidigung der Saline vor feindlichen Angreifern, wie man dies im 15. Jahrhundert anlässlich des Einfalles der Bayern erleben musste, aufbewahrt. An den Deckengewölben sieht man noch große Eisenhacken, an denen Ledersäcke aufgehängt waren. Darin wurden alle jene Utensilien wie beispielsweise Schießpulver aufbewahrt, die vor der Nässe und dem Zugriff der Mäuse und Ratten geschützt werden mussten. Vor allem die Wassergefahr war groß, denn in früheren Jahrhunderten trat der Inn zur Zeit der Schneeschmelze immer wieder über seine Ufer und überschwemmte die Keller.
In späteren Jahrhunderten, als sich die Waffen- und Kriegstechnik änderten, war das Zeughaus nicht mehr notwendig. Deshalb nützte man die Kellergewölbe als Lagerräume für die Münzstätte. Nach deren Auflösung 1809 baute man Kellerabteile für die Wohnparteien ein. Seit der 1974 einsetzenden Renovierung wurden diese wieder beseitigt. Als 1975 die Prägung von Sondermünzen anlässlich der Olympischen Winterspiele durch das Hauptmünzamt in der Burg Hasegg erfolgte, stellte man hier vorübergehend die Prägemaschinen auf. Seither werden die beiden Räume fallweise als Galerie bzw. als Veranstaltungsräume verwendet.
Münzerturm:
Der Münzerturm ist das Wahrzeichen der Stadt Hall. Er wurde unter Erzherzog Sigmund erbaut. Die Kapsel, die anlässlich der Fertigstellung im Turmknauf hinterlegt wurde, trägt die Jahreszahl 1490. Der 45 m hohe Turm mit seinen 196 Stufen hat einen runden fünfgeschossigen Unterbau mit einem Radius von ca. 10 Metern, auf dem ein dreigeschoßiges Zwölfeck ruht, das von einer zwölfeckigen Laterne gekrönt wird. Die fünf Geschoße des runden Unterbaues sind durch eine Wendeltreppe erschlossen. Der Dachstuhl stammt noch aus der Zeit der Erbauung. Wie sein nördlich stehender Vorgängerbau diente der Turm in erster Linie als Wachturm für die Saline, weshalb hier ständig drei bis vier Turmwächter ihren Dienst versahen. Zwei anlässlich der Renovierung an der Außenfassade entdeckte barocke Sonnenuhren sowie eine mechanische Uhr weisen auf die Funktion als Uhrturm vor allem für die Salinenarbeiter hin.
1. Obergeschoß
Unter diesem ersten Raum, der innerhalb des Turmes besichtigt werden kann, befinden sich zwei weitere, 1943 zu Luftschutzkellern ausgebaute Geschoße. Eine kleine Diashow soll Sie mit den wichtigsten Stationen und Bereichen der Stadtgeschichte vertraut machen.
3. Obergeschoß
Von diesem Geschoß hat man einen herrlichen Ausblick nach Süden zu der so genannten Unteren Lend, wie der ehemalige Flusshafen der Innschifffahrt genannt wird. Vor den modernen Verkehrsmitteln war der Transport auf dem Wasserweg der schnellste und billigste für Massengüter. Seit dem Bestehen von Hall hat sich die Innschifffahrt stark entwickelt. Wegen des Holzrechens der Saline war der Inn stromaufwärts für die Schiffe bayerischer Händler nur bis Hall befahrbar, welches sich dadurch zum Warenumschlagplatz für Export- und Importwaren entwickelte. Oberhalb von Hall verkehrten bis Telfs nur Schiffe zum Salztransport. Haller Schiffer bildeten schon im 14. Jahrhundert einen Berufsverband, früher Zunft oder Bruderschaft genannt, und beherrschten die Nauschifffahrt, wie die Schifffahrt Inn abwärts bezeichnet wurde. Am Höhepunkt zu Ende des 16. Jahrhunderts umfasste die Zunft 13 Schiffmeister und 52 Schiffsknechte. Monatlich wurden an der Unteren Lend 60-80 Schiffe abgefertigt. Seit die Schifffahrt im 15. Jahrhundert immer mehr an Bedeutung gewonnen hatte, entstand an der Unteren Lend ein regelrechter Hafen mit entsprechender Infrastruktur (Lagerhäuser, Schiffswerkstätten, Waage usw.). Seit 1416 war das Stadtspital berechtigt, die Hafengebühren zu kassieren und einen Lendhüter, wie die Berufsbezeichnung des Hafenmeisters lautete, zu bestellen. Durch die Verlagerung des Warenverkehrs auf die Semmeringroute nach der Eröffnung der österreichischen Adriahäfen Triest und Fiume verlor die Innschifffahrt seit dem 18. Jahrhundert an Bedeutung. Den Todesstoß versetzte ihr schließlich die Eröffnung der Eisenbahn im Jahre 1858. Im Jahre 1873 verließ das letzte Frachtschiff und 1892 die letzte Plätte bzw. das letzte Floß die Stadt.
4. Obergeschoß
Von diesem Stockwerk aus bietet sich ein herrlicher Blick ostwärts zum ehemaligen königlichen Damenstift und zum ehemaligen Jesuitenkloster. Das Damenstift diente als standesgemäße Unterkunft für unverheiratete adelige Frauen. Nach der Grundsteinlegung 1567 konnten bereits 1569 die Erzherzoginnen Magdalena und Helena, beides Töchter von Kaiser Ferdinand I., sowie 40 Stiftsdamen einziehen. Sowohl das Stiftsgebäude wie die 1570 geweihte Stiftskirche wurden von den italienischen Baumeistern Giovanni und Giovanni Alberto Luchese im Renaissancestil errichtet. Zum Damenstift gehörten zahlreiche weitere Gebäude, so unter anderem das Kapellmeisterhaus, ein Knabenseminar, der Ansitz Thurnfeld, der Stiftsgarten mit der Stiftsmaierei und dem Sommerhaus sowie das Stiftsdoktorhaus. Zusammen mit den Gebäuden des Jesuitenordens, der 1573 die geistliche Betreuung übernommen hatte, entstand so im Südosten der Stadt ein höfisch geprägtes Viertel. 1611/1612 kam es im Zuge der Neugestaltung des Jesuitenklosters und des Neubaues der Jesuitenkirche zu einer ersten Umgestaltung des Damenstiftes und seiner Kirche im barocken Stil. Das Kircheninnere erhielt 1629-1636 barocke Stukkaturen. Eine zweite Umgestaltung wurde durch die Schäden des Erdbebens von 1670 notwendig. Die Stukkaturen wurden erneuert, das Damenstift erhielt eine barocke Fassade, wobei die Renaissanceportale erhalten blieben und der Kirchturm erhielt 1681 einen barocken Turmabschluss. 1783 wurde das Damenstift von Kaiser Josef II. aufgehoben. Es diente fortan als Wohnhaus bzw. von 1845 bis 1914 als Stadtspital. Die profanierte Kirche wurde als Wagenremise, Militärwaffenlager oder Obstmarkt genutzt. 1912 wurde auf Betreiben von Erzherzog Ferdinand Karl im Stiftsgebäude ein Kloster für den belgischen Orden Ñfilles du sacrÈ coeurì eingerichtet und die Kirche wieder geweiht. Das Kloster der Jesuiten wurde bereits 1773 aufgehoben und diente seither verschiedenen Zwecken, derzeit ist hier das Bezirksgericht untergebracht.
5. Obergeschoß
Von hier aus bietet sich ein prächtiger Rundblick über die Altstadt, deren Erscheinungsbild von der mächtigen, dem Hl. Nikolaus geweihten Stadtpfarrkirche dominiert wird. Im Jahre 1281 erfolgte die Weihe der ältesten Kirche mit nur drei Altären. 1312-1318 kam es zum Neubau des Chores. Spätestens 1345 wurde der Turm errichtet, von dem heute noch der Quadersteinsockel erhalten ist. Er diente auch als Stadtturm und beherbergte die Stadtwächter. Der Turm wurde mehrmals schwer beschädigt, so beim Stadtbrand von 1447, als die Glocken wegen der enormen Hitze schmolzen, dann 1595 durch ein Erdbeben sowie 1670 ebenfalls durch ein Erdbeben. Deshalb wurde der obere Teil des Turmes mehrmals erneuert.
1352 erhielt die Kirche ein neues einschiffiges Langhaus. Der Ausbau zu der prächtigen dreischiffigen Kirche, wie sie sich heute präsentiert, erfolgte 1420-1437 unter dem Stadtmaurer- und Steinmetzmeister Hans Sewer, der wegen seiner Bedeutung auch oberster Zunftmeister aller Tiroler Bauhandwerker war.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts erhielt die Kirche einige Zu- und Einbauten, so beispielsweise die so genannte Porkirche der Familie Fieger an der Westfassade oder die Waldaufkapelle im vorderen Teil des linken Seitenschiffes. Umgeben war die Kirche ursprünglich von einem Friedhof, der 1826 aufgelassen wurde. Außerdem gab es um die Nikolauskirche eine Reihe von Kapellen sowie ein Gebeinhaus, an dessen Stelle heute das Josefskirchlein steht.
Die letzte große Veränderung erfuhr die Nikolauskirche 1751/1752 mit der Barockisierung des Inneren durch Josef Adam Mölk, was allerdings damals nicht die ungeteilte Zustimmung der Bevölkerung hervorrief. Als 1875 ein Brand den Dachstuhl vernichtete, wurde er erst nach langer Diskussion in der ursprünglichen Form wieder errichtet. In den letzten vier Jahrzehnten wurden Teile der Kirche, zuletzt die Fassaden, renoviert.
Quelle: Burg Hasegg - Münzmuseum