Südtirol im 20. JahrhundertSteininger, Rolf: Südtirol im 20. Jahrhundert, vom Leben und Überleben einer Minderheit; Studienverlag, ISBN: 3-7065-1233-5, Innsbruck ñ Wien 1997.
619 Seiten, Paperback, Schwarz-Weiss Photos
http://www.studienverlag.at

1918 ñ Österreich-Ungarn kapituliert vor der Entente. An der Süd-, Südost- und Ostfront ungeschlagen, muss die Donaumonarchie aufgrund innerer Unruhen und der Blockade der Kriegsgegner bedingungslos die Waffen strecken. Für Tirol kristallisiert sich schnell die Gefahr der in der Geschichte erstmaligen Teilung heraus. Südtirol kommt als Kriegsbeute zu Italien. Der Kampf der Tiroler Volksgruppe um Autonomie oder die Rückkehr zum bisherigen Vaterland beginnt.

Univ. Prof. Rolf Steiningers Buch ÑSüdtirol im 20. Jahrhundertì widmet sich den Ereignissen ab dem Entstehen der Brennergrenze bis zur ÑStreitbeilegungì im Jahre 1992. Ohne Polemik und in neutraler Perspektive wird die Entwicklung in 2 großen Blöcken dargestellt: der Erste erstreckt sich über die Zeit bis zum Ende des 2. Weltkrieges, der Zweite von der Nachkriegszeit bis zur Aussöhnung und dem Abschluss des Autonomiepaketes. Obwohl nicht durch Kapiteleinteilungen getrennt, werden diese Abschnitte durch einen sehr umfangreichen Bildteil voneinander abgegrenzt.

Die Zeit bis zum Ende des 2. Weltkrieges wird in folgenden Schwerpunkten abgehandelt:

  • die Zeit des Faschismus, mit seiner Politik der Entnationalisierung in Südtirol;
  • die diplomatischen Kanäle zwischen Berlin, Wien, Rom, Innsbruck und Bozen:
  • das Land zwischen Faschismus und Nationalsozialismus einschließlich der Thematik der Option:
  • die Wiedervereinigung im Dritten Reich;
  • die gescheiterte Hoffnung der endgültigen Wiedervereinigung 1946.

Ab dem Jahr 1946 bis heute gliedert der Autor die Entwicklungsschritte folgendermaßen:

  • das Gruber-De Gasperi Abkommen im Jahre 1946;
  • der Weg zum Autonomiestatut in den Jahren 1947/48;
  • die Aufhebung der Option und die Rückführung optierter Südtiroler;
  • der Kampf um die Autonomie (inkl. Attentate);
  • die Streitbeilegung 1992.

Abschließend wird die Situation und Entwicklung bis zum heutigen Tage noch kurz geschildert.

Bereits das Titelbild des Buches zeigt bei genauer Betrachtung die Stärke des Werkes: Tiroler Schützen marschieren vor dem Faschistischen Siegesdenkmal in Bozen. Beide Seiten (Italiener und Tiroler) kommen bereits in diesem Bild zu Wort und diese Neutralität zieht sich durch den gesamten Inhalt des Buches. Man liest weder etwas von Ñbösen Italienern, die den Tirolern schaden wollenì, noch von Ñbösen Tiroler Attentäternì. Geschichte mit Abstand zur Emotion zielgerichtet analysiert und interpretiert. Wie vom Autor gewohnt wurde die Thematik genauestens recherchiert, vor allem auch die Bildauswahl ist vom Feinsten. ÑSüdtirol im 20. Jahrhundertì kann als Standardwerk zur Südtiroler Geschichte bezeichnet werden.

Wir vergeben für dieses Buch 4,5 Punkte von 5, was einer uneingeschränkten Kaufempfehlung entspricht.