Wappen von FranzensfesteDas Eisacktal wurde bereits in der Mittelsteinzeit von Jägern durchquert, deren Schlafstellen in großen Höhlen oder im Tal noch heute durch Funden nachweisbar sind. Bereits 2500 v. Chr. findet sich eine kleine Siedlung bei Franzensfeste, was Funde von Hausgeschirr belegen. Franzensfeste lag an der Route der Bernsteinstrasse, welche den Handel von der Nord- bzw. Ostsee nach Griechenland und Sizilien verband. Um 15 v. Chr. besiegten die Römer die Räter in einer Schlacht bei Bozen unter Tiberius und Drusus, woraufhin auch Franzensfeste in den römischen Staatsverband einverleibt wurde. Franzensfeste wurde zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt, vor allem für die Route von Aquilea nach Norden.

Die militärische Bedeutung von Franzensfeste begann während des Tiroler Freiheitskampfes 1809. Am 4. und 5. August 1809 rückte General Lefèbre mit 2500 Mann Franzosen, Sachsen und Bayern Richtung Süden durch das Eisacktal. In der Nähe von Franzensfeste wurde er von 500 Tiroler Schützen unter Andreas Hofer mit einem Hinterhalt erwartet und in der Sachsenklemme aufgerieben. Nach den napoleonischen Kriegen wollte Kaiser Franz I. eine Verteidigungsanlage errichten, welche feindliche Marschbewegungen Richtung Norden und Osten verhindern sollte. Aufgrund der geographischen Lage und der geeigneten geologischen Vorraussetzungen fiel die Wahl auf den Ort Franzensfeste. 1832 wurde Ingenieurgeneralmajor Franz von Scholl, seines Zeichen Geniedirektor der Feldgeniedirektion Verona, berufen einen Plan für die Anlage auszuarbeiten. Der Plan sah 1835 vor, mit der Festung das gesamte Tal zu sperren und in den Höhenbereichen mit in den Felsen gebauten Kavernen die Standfestigkeit und den Bestreichungswinkel zu erhöhen. Dienten die Höhenbefestigungen einzig dem Zweck der Lagerung der Munition und des Kampfes, so waren im Talbereich die Unterkünfte neben den Kampfbereichen untergebracht. Diese waren mit für die damalige Zeit mit einigem Komfort ausgestattet, so hatten die Offiziersräumlichkeiten geschnitzte neugotische Möbel.
Eine in den Felsen gebaute gedeckte Stiege führte mit 433 Stufen von den Talwerken zu den Höhenwerken.

Während ihrer stärksten Armierung besaß Franzensfeste:
44 Verteidigungskanonen 12pfündig
28 Verteidigungskanonen 6pfündig
4 Feldkanonen 6pfündig
3 Verteidigungskanonen 18pfündig
4 Haubitzen 7pfündig
7 Mörser 30pfündig

Neben einer starken Artillerie waren im gesamten Festungsbereich Schießscharten eingebaut, wodurch es der Infanterie ermöglicht worden wäre, dieses Feuerpotential noch erheblich durch Gewehrsalven zu verstärken.
Durch die Wahl des Materials Granit war eine Zerstörung der Mauer beinahe nicht möglich, da die meisten Granaten beim Aufprall zerschellten.
Für den Bau wurden durchwegs zwischen 3.500 und 4.600 Mann zumeist Soldaten eingesetzt. Die Bauern im Umfeld konnten durch Transporte und Lebensmittellieferung vom Bau profitieren.
Am 18.8.1838 wurde die Festung eingeweiht, jedoch wurden die letzten Arbeiten erst Ende 1839 abgeschlossen. Bei der Übergabe war Kaiser Ferdinand I., 400 Schützen, Kriegsveteranen von 1809 und hohe Regierungsvertreter aus Österreich und Ungarn anwesend.
Da sich die Festung über einen ganzen Ort erstreckte, war es auch notwendig, den Bewohner die Möglichkeit einer geistlichen Betreuung zu bieten. Aus diesem Grund wurde 1845 eine neugotische Kapelle eingeweiht.
1863 wurde die Eisenbahnlinie von Innsbruck ins Pustertal eröffnet, wobei Franzensfeste einen Knotenpunkt darstellte, der in die Verteidigungsanlagen einbezogen wurde.
Durch die Unterzeichnung des Dreibundes 1882 zwischen Deutschland, Österreich und Italien verlor die Anlage an strategischer Bedeutung, wodurch Franzensfeste immer mehr zum reinen Lagerort für Waffen und Munition wurde. Ab 1890 sind die Festungskommandanten nicht einmal mehr namentlich bekannt.
Als die Festung 1918 an den italienischen Staat kam, wurde ihr bisheriger Verwendungszweck als Lagerstätte weiterhin beibehalten.

Rund um den Bahnhof von Franzensfeste entwickelte sich sehr schnell eine gewisse Infrastruktur. So findet man bereits ein Restaurant, zwei Geschäfte und das Hotel Post. Daneben entstanden Remisen, Lokomotivwerkstätten und Eisenbahnerhäuser. Es entstand somit ein Dorf, welches zwar noch verwaltungstechnisch zu Mittewald gehörte, jedoch den Namen Franzensfeste erhielt. Durch den Bevölkerungszuwachs war die Kapelle der Festung zu klein geworden und 1899 wurde die neue Kirche im neugotischen Stil eingeweiht. Sechs Jahre später wurde Franzensfeste zur eigenständigen Pfarre erhoben. Nach 1918 kam dem Eisenbahnstützpunkt Franzensfeste eine besondere Bedeutung zu: Da der Brenner zuwenig Platz bot und Franzensfeste bereits eine Infrastruktur in dieser Hinsicht besaß, wurden die Anlagen dort weiter ausgebaut.
1940 erhielt Franzensfeste die Anerkennung als eigenständige Gemeinde.
1939 begannen die Arbeiten am Eisackstaudamm bei Franzensfeste: Dieses Bauwerk wurde für die Elektrifizierung der Verona-Brenner Bahn in Angriff genommen. Bereits 1940 wurde der Staudamm eingeweiht, dem ein Dorf und die Staatsstrasse weichen mussten.
1950 und 1960 wurden die Eisenbahnanlagen bei Franzensfeste weiter ausgebaut, obwohl der immer mehr ansteigende Warenverkehr die Anlagen überlastete. Dies gab und gibt der Frächterbranche bis heute gute Argumente, den Verkehr nicht auf die Schiene zu verlagern.

Mag. Michael Fritz; 2004
Quelle: Schimenti, Flavio/ Facchinelli, Laura: Fortezza Franzensfeste; Vahrn.1998