ImageAus der Chronik von Umhausen

 

Das Talbecken von Umhausen liegt zwischen zwei Bergstürzen. Von Ötz kommend, sperrt das "Gstoag" bei Tumpen erstmals das Tal, hinter Umhausen ist es der Riegel des Tauferberges.
Beide Naturereignisse lassen sich um 8000 vor Christus datieren.
Auf der zweiten Talstufe des Ötztales gelegen, gilt unser Dorf als die älteste Dauersiedlung des Tales. Bereits um 1000 n. Ch. kamen bajuwarische Einwanderer, die sich in dem vorerst nur als Weidegebiet genutzten Talbecken niederließen. Doch früher als das unwirtliche und von Muren und Gletscherausbrüchen bedrohte Umhauser Becken war das Hairlachtal, in dem heute Niederthai liegt, besiedelt. Bereits vor 1145 können hier Schwaighöfe nachgewiesen werden.

1220 wird in Umhausen eine kleine Kirche genannt, deren Seelsorger für das ganze Gebiet „inner dem Gstoag“ zuständig war.
In den ältesten Urkunden des Klosters Frauenchiemsee, zu dessen Hoheitsgebiet dieser Talabschnitt gehörte, hieß das Dorf Umbhausen und Umbehusen. Ebenfalls urkundlich belegt sind die Nennungen Nidirtaige (Niederthai) - 1145 - und Tumpein (Tumpen) - 1288. In den Chroniken des Klosters Ottobeuren, das zu Frauenchiemsee gehörte, werden hier Schwaighöfe erwähnt.

Von den weltlichen Grundherren aus dieser Zeit machten sich vor allem die Hirschberger einen Namen, die in der Gegend sogar eine Fliehburg besaßen, und die Starkenberger. in deren Besitz der heute noch existierende Turn war, ein turmartiges Gebäude, das als Getreidespeicher benützt wurde.

Bereits 1465 wird in Umhausen ein Dorfmeister genannt, der dem heutigen Stand eines Bürgermeisters entspricht. Besonders interessant ist eine Urkunde aus dem Jahr l3l7, in der der Landesfürst den Leuten von "Umbhausen" einen Steuernachlass gewährt, da der Ort durch Überschwemmungen und Murbrüche großen Schaden erlitten habe. Derartige Katastrophen ereigneten sich in regelmäßigen Abständen durch die Jahrzehnte herauf immer wieder. Der Ausbruch des Vernagtgletschers von 1678 und der große Murbruch von 1762 sind als besonders tragische Ereignisse in die Gemeindegeschichte eingegangen, richteten sie nicht nur an den Fluren und Gebäuden großen Schaden an, sondern forderten sogar Menschenleben. Der Rückgang der Gletscher und die Ziel führende Verbauung der Bäche bannte diese Gefahren.

Ursprünglich waren die Bewohner der Gemeinde Selbstversorger. Es wurde bis in eine Höhe von 1 500m Ackerbau betrieben. Besondere Bedeutung erlangte der Flachsanbau. Umhauser Flachs wurde als qualitativ hochwertiges Produkt gehandelt. Der Ertrag aus dem Verkauf war ein beachtlicher Nebenverdienst, so dass z.B. 1886 über Umhausen berichtet wurde, dass es hier nur eine einzige arme Familie gäbe. Zur besseren Vermarktung wurde 1905 sogar eine Flachsbaugenossenschaft gegründet. Das Gemeindewappen zeigt daher auch im oberen Teil eine stilisierte Flachsblüte. Doch die zunehmende Industrialisierung und die vermehrte Einfuhr von Baumwolle ließ den Flachsanbau zurückgehen und um 1956 total verschwinden.

Bereites aus dem frühen 19. Jhdt. gibt es Berichte über "Fremde" in unserer Gemeinde. Es waren großteils Wanderer, die auf ihrem Weg durch das Tal in Umhausen eine Rast einlegten. Der Gasthof zur "Krone" war eine begehrte Einkehrstation. Ein Gast aus Bunzlau schrieb dazu 1837: "Der wackere Wirth Marperger und die Seinigen machten uns den Aufenthalt so behaglich und angenehm wie möglich."

Der Bau der Arlbergbahn 1884 und er Ausbau der Talstraße von 1898 bis l905 förderten den Tourismus stark. Der damalige Kronewirt Carl Marberger baute sogar ein eigenes Elektrizitätswerk und konnte damit in einem Prospekt 1906 sein Haus bewerben mit der Bemerkung: elektrisches Licht in allen Räumen.

Bei einem Gang durch das Dorf fallen einige kunsthistorisch beachtenswerte Gebäude auf:
Einen markanten Blickfang bildet die gotische Pfarrkirche zum hl. Vitus. Sie wird bereits 1220 erwähnt, wurde 1482 erweitert und hat trotz Zubauten nie eine Barockisierung erfahren. Bei Renovierungsarbeiten 1964 wurden wertvolle Fresken aus dem 14. und 15. Jhdt. entdeckt. Aus der selben Zeit stammen auch eine Pieta und eine Kreuzigungsgruppe. Das eindrucksvolle Renaissancekreuz am Triumphbogen stammt aus dem Jahr 1580. Neben der Pfarrkirche besticht durch seine gelungene Restaurierung der alte Gasthof "Krone", der seit dem Jahre 2001 das Gemeindeamt beherbergt. Auffallend daran ist der vieleckige Erker, in dem sich eine spätbarocke Stube mit geschnitztem Getäfel aus dem Jahre 1684 befindet. Siewird seit der Zweckumwidmung als Standesamt genützt.

Auffallend ist auch das Pfarrhaus. das nach der Murkatastrophe von 1762 weiter südlich im Dorf errichtet wurde. Es ist im Zeitstil erbaut und zeigt barocke Fassadenmalereien. Im selben Stil zeigt sich auch ein Bauernhaus in unmittelbarer Nahe mit interessanten Inschriften. Als sehr gelungen kann auch die Renovierung des Hauses Nr. 13 aus dem Jahre 1763 bezeichnet werden.

Bedeutend jüngeren Datums sind die Kirchen von Tumpen und Niederthai.
Die Kirche zum hl. Martin in Tumpen wurde 1664 erbaut, musste aber bereits 1719 vergrößert werden. Sie ist als einfacher Barockbau errichtet. Der 1884 anstelle eines kleinen Barocktürmchens errichtete schlanke Kirchturm kann fast als Wahrzeichen des Ortes betrachtet werden.

Die barocke Kirche von Niederthai, 1698 geweiht, ist dem hl. Antonius geweiht. Die für eine Bergkirche reiche Stuckausstattung ist bezeichnend für die Beziehung unserer Vorfahren zu ihrem Gotteshaus.

Die Expositurkirche zu den "Sieben Schmerzen Mariae" in Köfels wird von Wallfahrern gerne besucht.

Quelle: Gemeinde Umhausen