Wappen von Fügen
Fügen
Wappen Fügenberg
Fügenberg
Ortsteile Fügen: Gagering, Kapfing, Kleinboden und Fügen
Ortsteile Fügenberg: Fügenberg, Äußerer Fügenberg, Innerer Fügenberg

In der Zeit zwischen 1130 und 1140 wurde Fügen als „fugine“ erstmals urkundlich erwähnt. Es ist wahrscheinlich, dass es sich dabei um die Urpfarre Fügen handelte, da 1212 ein Priester in Fügen genannt wird. Fügen bildete eine Grenzpfarre und einen Grenzort zwischen den Bistümern Salzburg und Brixen, wobei der Ort auf Salzburger Territorium lag. Wie bei Urpfarren üblich, entwickelte sich der Ort auch zu einem Verwaltungszentrum, so wurde 1375 ein Gericht mit diesem Standort errichtet. Da es jedoch in der Abhängigkeit zu Zell am Ziller stand, handelte es sich hierbei nur um ein Pflegegericht. Fügen besaß jedoch einen eigenen Richter und auch einen eigenen Pranger. 1670 erhielt das Gericht die Stellung als Landgericht für das vordere Zillertal. Sitz war das alte Gerichtshaus in Fügen. Das Gericht Fügen überstand sowohl die Säkularisierung der geistlichen Fürstentümer 1803, als auch die Ausrufung der Republik Österreich und wurde erst 1923 aufgelöst.
Um 1557 wurde im Fügental begonnen Eisen abzubauen. In diesem Zusammenhang ließ einer der ersten Bergwerksunternehmer Georg von Keutschach das Schloss Fügen errichten. 1651 kamen sowohl das Schloss als auch die Eisenhütten an die Grafen von Fieger. Das 17. und 18. Jahrhundert war die Zeit der höchsten Auslastung vor allem für die Hütten und das Hammerwerk, zudem entwickelte sich Fügen zum „Industriestandort“ des Zillertales. Trotz sinkender Absätze im 19. Jahrhundert blieben diese Werke bis zum Ende des Jahrhunderts in Betrieb.
1803 kam Fügen zu Tirol, nachdem das Erzbistum Salzburg im Zuge der Säkularisierung seine weltlichen Rechte verloren hatte. In Schloss Fügen fand 1822 eine Konferenz zwischen dem Kaiser und Zar Alexander I. statt. Bei diesem Ereignis wurde das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ erstmals öffentlich durch die Familie Rainer aufgeführt.
Um das vor Ort gewonnene Eisen zu verarbeiten, errichtete der damalige Besitzer des Schlosses, der Graf von Dönhoff, 1831 eine Nadelfabrik, welche bis 1851 tätig war. Im 19. Jahrhundert kamen viele „Volkssänger“ aus Fügen, welche auf ihren Wanderungen sich auch als Vertreter von Handschuhen und Xylophonen, welche aus Achenkirch und Buch bei Jenbach stammten, betätigten.

Schloss Fügen

Infolge der Errichtung der Eisenhütten und des Hammerwerks in Fügen, erbaute sich der erste Gewerke in diesem Gebiet, Georg von Keutschach, einen Wohnturm. 1581 kam dieser an die Familie Schneeweiß, welche ihn 70 Jahre später an die Grafen von Fieger weiterverkauften. Diese brachten den Ansitz zwischen 1695 und 1702 in die heutige Form, indem sie durch Neubauten einen rechteckigen Komplex mit Innenhof schufen. Der ursprüngliche Turm wurde in die Südwestecke integriert. Aufgrund dessen, dass das Schloss immer bewohnt war, wurde das Innere oftmals umgestaltet, sodass aus dieser Zeit nur sehr wenige Zeugnisse erhalten blieben, wie Wappen über dem Hauptportal. Im Festsaal wurde 1822 anlässlich eines Treffens zwischen Zar Nikolaus I. und Kaiser Franz I. erstmals öffentlich das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ aufgeführt.
Unter dem Besitz der Grafen von Dönhoff wurde 1831 eine Nadelfabrik innerhalb des Schlosses errichtet, welche bis 1851 das Eisen aus den Fügener Hütten verarbeitete.
1926 kam der Bau an das Seraphische Liebeswerk, welches die „Bubenburg“ darin unterbrachte.

Kirchengeschichte

Fügen war eine Urpfarre, welche bereits ab 1160 urkundlich bezeugt ist. Interessant hierbei ist vor allem, dass der Widum und die Kirche eine Tiroler Enklave im Salzburger Gebiet darstellten. Die Pfarrei unterstand zumeist einem Domherrn von Brixen, was die Bedeutung dieses Grenzpostens deutlich macht. Der heutige Widum wurde 1500 bis 1510 errichtet und wurde direkt an die Kirche angebaut. 1685-1710 wurde der zweite Stock aufgemauert.

Kirche zur Maria Himmelfahrt (Pfarrkirche)

Die heutige Kirche wurde in ihrer Grundform bereits 1330 errichtet, wodurch sie eine der wenigen, in ihrer Substanz erhaltenen, frühgotischen Kirchen Tirols ist. 1494 wurde die Kirche im spätgotischen Stil umgebaut, wobei jedoch Fresken und Teile des Chores erhalten blieben. Es wurden weitere Fenster eingebaut und die Michaelskapelle errichtet, welche bis heute ihre damalige Form bewahrt hat. Besonders zu beachten ist hierbei ein seltner Altar aus der Renaissancezeit um 1600. Am Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche barockisiert, das Deckengewölbe durch ein Stichkappentonnengewölbe ersetzt und am Chor einige kleinere Veränderungen durchgeführt.

Kirche zum Hl. Pankraz (Fügenberg)

Obwohl die ursprüngliche Kirche wahrscheinlich schon im 11. Jahrhundert errichtet wurde, scheint sie erstmals im Jahre 1338 urkundlich auf. 1494-97 wurde die heutige Kirche im gotischen Stil errichtet. 1520-22 wurde das Gotteshaus erweitert, stilistisch aber nicht umgestaltet. Somit stellt die St. Pankraz Kirche eines der wichtigsten Zeugnisse aus der Zeit der Gotik in Tirol dar.


Berühmte Persönlichkeiten aus Fügen

Rainer, Ludwig

Geb. 21. 7. 1821 in Fügen, gest. 15.5.1893 in Bad Kreuth
Als unehelicher Sohn wurde Ludwig Rainer 1824 in Pflege gegeben. Später arbeitete er als Hirte und Pferdeknecht. Als er beim Kirchenchor mit 17 Jahren entdeckt wurde, nahm ihn eine Sängergruppe nach Deutschland mit. 1839 trat er eine Amerikatournee an, bei der zwar kein finanzieller Erfolg entstand, jedoch konnte Rainer hier Wissen zur Leitung einer eigenen Sängergruppe aneignen. Mit dieser bereiste er die ganze Welt und schaffte es, auf diese Weise ein stattliches Vermögen anzuhäufen. 1848 zog er zusammen mit einer Rattenberger Schützenkompanie nach Italien, wo er im Kampfeinsatz stand. 1893 verstarb Ludwig Rainer bei der Rückreise von München in Bad Kreuth. Er wurde in Achenkirch beigesetzt.

Huber, Anton

geb. 3.3.1768 in Fügen, gest. 4.3.1840 in Fügen
Seine Ausbildung erhielt Anton Huber bei Franz Xaver Nißl, mit dem er zusammen die Stiftskirche Fiecht 1790 austattete. 1791-1802 arbeitete er für das Stift, wo seine Talente gefördert wurden. Anschließend besuchte er die Akademie in Wien, wo er 11 Jahre seines Lebens verbrachte, sich aber nicht durchsetzen konnte. 1813 führte sein Weg über Passau nach Landshut, wo er in der Sieberschen Werkstatt als Wachsbossierer arbeitete.

Nißl, Anton

Geb. 5.7.1852 in Fügen, gest. 4.1.1890 in Innsbruck
Nach dem Besuch des Gymnasiums in Innsbruck studierte Anton Nißl an der dortigen Universität Rechtswissenschaften und Rechtsgeschichte. Nach der Promotion im Jahre 1877 setzte er seine Studien in Strassburg und Berlin fort, bis er 1879 in Innsbruck für Kirchenrecht habilitierte. 1886 veröffentlichte er sein Werk: „Der Gerichtsstand des Klerus im fränkischen Reich“. Nachdem er bereits Ordinarius für Kirchenrecht in italienischer Sprache an der Innsbrucker Universität war, wurde er 1888 Ordinarius des gesamten Instituts. 1890 verstarb er unerwartet an der Grippe.

Nißl, Franz Xaver

Geb. 26.7.1731 in Fügen, gest. 4.12.1804 in Fügen
Seine Lehre absolvierte Franz Xaver Nißl bei Gregor Fritz in Hall. 1755 eröffnete er seine eigene Werkstatt und war berühmt für seine Figuren, die die Eleganz der Münchner Schule und die Bodenständigkeit Tirols miteinander verbanden. Nißl zählt zu den wichtigsten Rokoko Bildhauern Tirols. So fertigte er viele Statuen für Kirchen, aber auch Beichtstühle und Kirchengestühl. Daneben baute er Krippen und stattete sie mit Figuren aus.
Im Alter von 74 Jahren verstarb er in Fügen.

(Autor: MF)