Wappen von AnrasOrtsteile: Anras, Asch, Ried, Winkl

Das Gemeindegebiet von Anras war schon zu rätischer Zeit besiedelt, wie Ausgrabungen belegen. Ob es hier zu einer ununterbrochenen Besiedelung kam, ist nicht nachzuweisen. Während der Völkerwanderung stießen hier Bajuwaren und Slawen aufeinander.

Erstmals in einer Urkunde erwähnt wird der Name Anras um 770 in Zusammenhang mit „Mons Anrasi“ (Anraser Berg) und „Rivolus Anrasi“ (Anraser Fluß). Dazu wurde im 10. Jahrhundert ein Adelsgeschlechte der Herren von Anras in Urkunden niedergelegt. In den fürstbischöflichen Aufzeichnungen von Brixen wurden 1020 ausgedehnte Besitzungen im Gemeindegebiet aufgezählt, wodurch das Bistum der größte Grundbesitzer der damaligen Zeit war. Ebenfalls ausgedehnte Ländereien besaß das Kloster Neustift. In dieser Zeit war Anras bereits eine Urpfarre, was auf die Bedeutung des Ortes hinweist.

Ab 1224 sind Dienstmannen des Brixner Erzbischof nachweisbar und ab 1236 befand sich ein Urbaramt in der Gemeinde. Dies deutet daraufhin, dass um diese Zeit ein Pflegegericht in Anras entstanden ist.

1319 wird in einer Urkunde erstmalig von einem Amtmann und Richter in Anras gesprochen.

Trotz der Einbeziehung von Anras in die fürstbischöfliche Verwaltung, kam es immer wieder zu Übergriffen der Grafen von Görz auf diese Region, da diese selbst Rechte auf das Gebiet beanspruchten. Ab 1665 war das Gericht nicht nur für die niedere Gerichtsbarkeit und Verwaltung zuständig, sondern seine Kompetenz erweiterte sich auch auf die Blutsgerichtsbarkeit. Zu diesem Zwecke wurde am Galgenbühel ein Galgen errichtet.

Das heute noch neben der Pfarrkirche stehende Pflegerhaus (Richterhaus) wurde in den Jahren 1755-57 auf der Grundlage eines gotischen Baues neu gebaut. Neben der Funktion als Gerichtsgebäude, wurde es auch als Sommerresidenz der Brixener Bischöfe verwendet.

Infolge der Säkularisierung der geistlichen Fürstentümer im Deutschen Reich 1803, wurde auch Brixen zu einem Teil Tirols. Aufgrund der nunmehrigen Neustrukturierung der Verwaltung wurde 1805 das Gericht in Anras aufgelöst, womit auch dessen Bedeutung stark absank.

Nach der Gründung des Königreiches Illyrien durch Napoleon im Jahre 1810 wurde Anras von Tirol gelöst und in diesen Staatsverband eingegliedert. Durch die Niederlage Napoleons 1814 kam die Gemeinde wieder zu Tirol und wurde dem Gericht Silian zugeordnet.

1882 wurde ein großer Teil der Gemeinde durch ein Hochwasser zerstört.

Wie bereits oben beschrieben hatte Anras zu Beginn des 19. Jahrhunderts seine Bedeutung verloren, wodurch es auch erst sehr spät an die moderne Infrastruktur angeschlossen wurde. Erst in den 50er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurde Anras über das Straßennetz mit der Außenwelt verbunden.

Kirchengeschichte:

Die Urpfarre Anras bestand sicher schon seit 1020, obwohl sie in Aufzeichnungen erst im Jahre 1180 erstmals erwähnt wurde. Die Pfarre war dem Hl. Stephanus geweiht, dem Patron des ersten Brixener Domes.

Alte Pfarrkirche

Über den ersten Bau einer Kirche in Anras ist nichts bekannt, wobei jedoch feststeht, dass sich um 1020 eine solche im Ort befunden haben muss. Der Bau der alten Pfarrkirche in der heutigen Form wurde im 13. Jahrhundert ausgeführt. Aus dieser Zeit sind auch Reste von spätromanischen Fresken erhalten. Um 1500 wurde das Gotteshaus gotisiert, wobei auch die Decke neu gewölbt wurde. Heute dient das Gebäude, welches zwischen der neuen Pfarrkirche und dem Pflegerhaus gelegen ist als Sakristei.

Kirche zum Hl. Stephan (neue Pfarrkirche)

Um der Bedeutung und der Einwohnerzahl von Anras gerecht zu werden, wurde unter der Leitung von Franz de Paula Penz 1753-55 eine größere Kirche errichtet. Teile der Innenausstattung der alten Pfarrkirche, wie der gotische St. Michaels Altar oder eine Madonna mit Kind aus der Zeit um 1520, wurden übernommen.

Berühmte Persönlichkeiten aus Anras:

Waldauf zu Waldenstein, Florian

Geb. 1450 in Asch bei Anras, gest. 13.1.1510 in Kolsaß
Als Sohn eines Bauern, musste Florian Baldauf aufgrund unbekannter Vorkommnisse seine Heimat verlassen und wurde in Innsbruck Schreiber in der Hofkanzlei Erzherzogs Sigmunds. 1488 konnte er sich bei der Befreiung Kaiser Maximilians aus der Gefangenschaft in Brügge hervortun, wofür er vom Kaiser in den Adelsstand erhoben wurde. Seit dieser Zeit stand er in Verbindung mit Maximilian und konnte auch Sigmund beeinflussen seine Rechte über Tirol an den Kaiser abzutreten. Dafür ernannte ihn Maximilian zum Rat der Tiroler Raitkammer und setzte ihn als Diplomaten ein. 1490 wurde er zum Ritter geschlagen. Zwei Jahre später kaufte Ritter Florian von Waldauf das Schloss Rettenberg bei Kolsaß und baute es zum Ansitz aus. Bei einer diplomatischen Mission in Ungarn wurde er durch den dortigen König zum „Ritter vom goldenen Sporn“ geschlagen. 1495 wurde Waldauf zum spanischen Hofrat ernannt, als er sich infolge von Verhandlungen bezüglich der Heiratspolitik des Kaisers in Madrid aufhielt.
In dieser Zeit tat er sich auch besonders als Reliquiensammler hervor.
Aufgrund eines Gelübdes aus dem Jahre 1489 erweiterte er 1493 die Haller Pfarrkirche um die Marienkapelle, und ließ 1502 eine große Menge Reliquien nach Hall überführen. An dieser Prozession nahmen 32000 Menschen teil. Die bedeutendsten dieser Objekte sind noch heute in der Haller Pfarrkirche ausgestellt.
1508 gründete er die Haller Stubengesellschaft.
Am 13.1.1510 verstarb Ritter Florian von Waldauf zu Waldenstein auf seinem Sitz Rettenberg bei Kolsaß.

(Autor: MF)

Der ursprüngliche Artikel, den Sie bisher hier lesen konnten, wurde aufgrund der Einführung eines einheitlichen Schemas der Ortsgeschichten ausgetauscht. Sie können ihn aber weiterhin unter diesem Link aufrufen: Anras.