Bereits im Mittelalter taucht der Name Rotholz auf. ÑDie gueter umbs Rotholtzì gehörten damals dem Geschlecht der Herren von Rottenburg, die im Jahre 1180 als Ministerialien der Grafen von Andechs (Verwaltungsbeamte, die in den niederen Adel gehoben wurden) genannt werden.
Das Schloss Rottenburg wird erstmals 1263 urkundlich als ÑCastrum Rotenbruchì erwähnt.

Die eigentliche Geschichte von Schloss Thurnegg, in dem heute die Landwirtschaftliche Landeslehranstalt Rotholz beheimatet ist, beginnt erst mit Erzherzog Ferdinand II (1529-1595), Landesfürst von Tirol, der seiner Frau Philippine Welser ein idyllisches Jagdschloss mit einem Tiergarten erbauen ließ. Hier wurden Hirsche, Rehe und Fasane gehalten. Mauerreste des ehemaligen Tiergartens sind auch heute noch vorhanden. In Rotholz bestand der ÑDer feste Thurnì (Turm) als Vorwerk der Rottenburg. 1576 begann der Bau des Schlosses Thurnegg, das Ñmit sambt allen seinen Zimmern, Sälen, Capellen und Thürn auch allen anderen nebengepänden neu erpaut wurdeì. Baumeister war der vielbeschäftigte Alberto Lucchese, von dem u.a. auch die Hofburg der Fürstbischöfe von Brixen, das Ballspielhaus im Hofgarten zu Innsbruck, die Rüstkammer auf Schloss Ambras und die Innsbrucker Kapuzinerkirche stammen.
1580 starb Philippine Welser und Friedrich II heiratete 1582 seine Nichte Katharina von Mantua. Dieser ließ er in Rotholz die Schlosskapelle errichten.
1595 geht die Herrschaft Rotholz (altes Schloss und Gericht Rottenburg, die Siedlung Rotholz mit dem Schloss Thurnegg) auf die Söhne von Erzherzog Ferdinand II, den Bischof Andreas von Brixen und den Markgrafen Karl von Burgau, über. Von diesen erwarb es Erzherzog Maximilian der Deutschmeister 1613 käuflich, belehnte aber bald darauf seinen Rat und Mundschenk Lelio Pecchio zum Dank für wiederholte Geldaushilfe.
In rascher Folge wechselten die Herren auf Thurnegg: Dem Mundschenk folgten in der zweiten Hälfte des 17. Jhd. die Herren von Wolfsthurn, dann Graf Stratmann und 1704 das Geschlecht der Freiherren von Tannenberg. Von 1704 bis 1706 erfolgte im Stil des Hochbarocks der Umbau des Schlosses Thurnegg.
1706 schuf J.J. Waldmann, einer der bekanntesten Freskanten Tirols der Barockzeit, das Deckengemälde in der Schlosskapelle, die 1963 profaniert wurde.
1809 wurde das Schloss während des Durchmarsches der Bayern teilweise verwüstet und völlig ausgeplündert. Vom 14. bis 15.6.1809 wohnte Marschall Lefebre im Schloss.
1846 fiel nach dem Aussterben der Tannenberger das gesamte Lehen dem Ärar zu.
1860 kaufte die fürstliche Mensa in Brixen vom Ärar einen Teil der ehemaligen Herrschaft Rottenburg, darunter auch Schloss Thurnegg um den Betrag von 157.000 Gulden.
Nach dem Brand des Klosters Fiecht am 21. Juni 1868 zogen die verwaisten Patres bis zum Oktober 1870 in das nunmehrige fürstbischöfliche Schloss Thurnegg.
Im Herbst 1872 errichtet Fürstbischof Vinzenz Gasser von Brixen in Rotholz ein Knabenseminar, das bis zu seiner Verlegung nach Brixen im Jahr 1876 dort untergebracht war.

Am 17. Jänner 1874 beschloss der Tiroler Landtag eine Fachschule für Milchwirtschaft und Viehzucht zu errichten. Nach längeren Erhebungen des Landesausschusses über mögliche Standorte wurde schließlich mit der fürstbischöflichen Mensalverwaltung ein Pachtvertrag abgeschlossen. Zu diesem Zweck wurden die Wirtschaftsgebäude in den Jahren 1877 und 1878 vollständig umgebaut. Im Schloss selbst wurden keine Reparaturen vorgenommen.
Am 10. November 1879 wurde der erste Kurs der Landwirtschaftlichen Fachschule eröffnet.
Am 14. Jänner 1889 ging das Schloss mit zugehörigem Wirtschaftsbereich durch Kaufvertrag in das Eigentum des Landes über.
Von der einstigen höfischen Pracht auf Thurnegg zeugen noch mehrere schöne Türeinfassungen aus rötlichem Kramsacher Marmor und Kamine aus weißem Marmor im Speisesaal und Turmzimmer der heutigen Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt.

MUSEUM FÜR BÄUERLICHE GERÄTE UND EINRICHTUNGEN

Seit 1957 sammelt die Lehranstalt ñ auf Anregung des damaligen Landesrates Eduard Wallnöfer ñ Gegenstände aus dem bäuerlichen Bereich (hauptsächlich aus dem Arbeitsbereich):

  • Geräte für Bodenbearbeitung,
  • Ernte und Verarbeitung,
  • Holzbearbeitung,
  • Milchwirtschaft,
  • Wolle- und Flachsverarbeitung,
  • Bienenzucht,
  • Küche und Haus
  • und Möbel, wie z.B. Kästen, Truhen u.ä.

DIE ROTHOLZER KIRCHE

Nachdem für die damals rund 200 Schüler und Schülerinnen und für die Rotholzer Bevölkerung die alte Schlosskapelle zu klein geworden war, ließ das Land Tirol eine neue Kirche auf der Westseite des Schlosses erbauen. In den Jahren 1957 bis 1960 wurde der Bau ausgeführt, sodass Bischof Dr. Paulus Rusch am 5. März 1960 die Einweihung vornehmen konnte. Das Äußere der Kirche ist der barocken Bauart des Schlosses Thurnegg angeglichen. Patron der Kirche ist der ÑHeilige Sebastianì ñ so wie früher in der alten Schlosskapelle.

weitere Informationen: www.rotholz.at